Die Grünen wollen ihren umstrittenen Landrat Jürg Wiedemann aus der Partei werfen. Die Geschäftsleitung hat ein Ausschlussverfahren eingeleitet. Wiedemann habe wiederholt parteischädigendes Verhalten gezeigt.
Selten war das Sprichwort vom Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, so zutreffend wie im Fall des Grünen-Landrats Jürg Wiedemann. Der Sekundarlehrer hat in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausgelassen, öffentlich gegen die Partei zu schiessen, wenn diese seine Bildungspolitik nicht mittrug.
Nun zieht die Geschäftsleitung der Partei die Reissleine. Spät in der Nacht auf Donnerstag teilt sie mit, ein Ausschlussverfahren gegen Wiedemann eingeleitet zu haben. Wiedemann habe in den vergangenen Monaten mit mehreren Aktionen den Grünen geschadet, so die Begründung.
Geheime Nationalratsliste
Angesprochener Tropfen ist nun, dass sich Wiedemann ohne Absprache für eine konkurrierende Nationalratsliste zur Verfügung gestellt habe. Wiedemann spielte gemäss der «bzbasel» mit dem Gedanken, auf einer Liste namens «Grüne und Unabhängige» im Oktober anzutreten – obwohl er sich gleichzeitig für eine Nominierung auf der offiziellen Parteiliste beworben hat.
Mit seinem Komitee «Starke Schule Baselland» eckte der Mathematiklehrer regelmässig an. Intern galt Wiedemann spätestens seit der zurückliegenden Regierungsratswahl als unkontrollierbarer Irrläufer. Damals setzte er sich öffentlich für die schliesslich gewählte FDP-Kandidatin Monica Gschwind ein, die versprach, Reformen im Baselbieter Schulsystem rückgängig zu machen.
Wiedemann habe damit, so die Parteileitung, die Wiederwahl des eigenen Regierungsrates Isaac Reber gefährdet. Daneben wirft man ihm vor, «öffentlich Verantwortliche der Partei in persönlichkeitsverletzender Weise denunziert» zu haben. Er habe «destruktives Verhalten» innerhalb der Grünen gezeigt.
Mit aller Härte gegen Wüthrich
Das Sündenregister Jürg Wiedemanns ist beeindruckend. Unter anderem wurde durch ihn die Zusammenarbeit mit der Baselbieter SP schwer beeinträchtigt, was zur Abwahl der Sozialemokraten aus der Regierung beitrug. Der Birsfeldner bekämpfte die Bildungspolitik von Noch-Bildungsdirektor Urs Wüthrich mit allen Mitteln und ohne Kompromissbereitschaft.
Das kam offenbar auch bei den eigenen Leuten nicht gut an, wie die Parteit mitteilt: «Die Geschäftsleitung reagiert auch auf vielfache Feedbacks aus der grünen Parteibasis.»
Der Rauswurf soll nun rasch erfolgen: Bereits an der Mitgliederversammlung nächsten Mittwoch will die Geschäftsleitung den Ausschluss beantragen. Aus der Fraktion im Landrat soll Wiedemann bereits heute Donnerstag spediert werden.
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Rückendeckung vom Nachwuchs: Das junge grüne bündnis nordwest unterstützt einen Ausschluss von Wiedemann, teilt die Jungpartei mit.