Baader unter Druck

Caspar Baader, SVP-Fraktionschef aus Gelterkinden und beinahe Bundesratskandidat, wirkt zunehmend nervös. Das bekamen am Donnerstagabend gleich mehrere Journalisten zu spüren.

SVP-Fraktionschef Caspar Baader. (Bild: Keystone)

Caspar Baader, SVP-Fraktionschef aus Gelterkinden und beinahe Bundesratskandidat, wirkt zunehmend nervös. Das bekamen am Donnerstagabend gleich mehrere Journalisten zu spüren.

Es war ein Baader, wie wir ihn kennen. «Ich sag, was geht!», schnauzte er den Kameramann des Schweizer Fernsehens an und schickte ihn aus dem SVP-Fraktionszimmer im Bundeshaus. Später, als Caspar Baader vor den versammelten Medien die Strategie seiner Partei zur Bundesratswahl und seinen eigenen Verzicht auf eine Kandidatur erklärte, traf sein Zorn einen Radiojournalisten. Dieser fragte Baader, ob die SVP unter Umständen auch einen Sitz der FDP angreifen würde. Baader wich aus, der Journalist fragte nach, einmal, zweimal. Und dann schlug ihm Baader das Mikrofon zur Seite. «Fertig jetzt! Euch beantworte ich keine Fragen mehr», soll er dabei gesagt haben.

Die beiden Episoden – die eine ist bei «10vor10» nachzusehen, die andere basiert auf der Schilderung des Journalisten – illustrieren, wie gross der Druck innerhalb der SVP, wie gross der Druck auch auf den Fraktionschef sein muss. Nach der Wahlniederlage der SVP gibt es immer mehr Politiker, die für eine Beibehaltung der heutigen Zusammensetzung des Bundesrats sind und der SVP erst bei der nächsten Vakanz einen zweiten Sitz zugestehen möchten.

Im Wahlkampf charmant und höflich

Frappant am Verhalten von Fraktionschef Baader ist nicht die schroffe Art – spätestens seit seiner Rede bei der Abwahl von Christoph Blocher im Jahr 2007 ist bekannt, dass Baader auch eine harte Tonart anschlagen kann. Nein, frappant an den beiden Episoden ist der Kontrast zu Baaders Verhalten vor der Wahl. Als Ständeratskandidat war Baader so, wie ihn Parteifreunde schon immer charakterisierten: charmant, höflich, witzig sogar. Die Parteifreunde bezogen sich bei diesen Bezeichnungen immer auf den «privaten Rahmen» und versuchten zu erklären, dass der Fraktionschef eben verschiedene Rollen zu spielen habe. Im Wahlkampf um den Ständeratssitz bekam nun auch die Öffentlichkeit diesen Baader zu sehen. Auf Podiumsveranstaltungen, im Gespräch mit Journalisten, in Interviews: Caspar Baader war kaum wiederzuerkennen.

Aber das war vor den Wahlen. Und vor der Niederlage der SVP, die mit einem Wähleranteil von 26,6 Prozent zwar grösste Partei der Schweiz geblieben ist, im Vergleich zu 2007 aber 2,3 Prozent verloren hat. Den Umgang mit dieser Niederlage, das zeigt nicht nur das Verhalten von Baader gegenüber den Journalisten im Bundeshaus, bereitet der Partei Mühe. Man kannte es eben nicht, das Verlieren.

Quellen

Beitrag in der Sendung «10vor10» vom Donnerstag, 27.10.2011.

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