CVP-Parteipräsidentin Sabrina Corvini-Mohn tritt im Frühling zurück, weil sie ein Kind erwartet. «Der Entscheid, politisches Amt oder Nachwuchs, ist das Schicksal einer Frau», sagt die 29-Jährige im Interview.
Sie ist jung, sie ist erfolgreich und ihr wird ein guter Job als Parteipräsidentin der CVP Baselland attestiert, nun hat Sabrina Corvini-Mohn ihren Rücktritt per Frühling 2014 angekdündigt. Sie und ihr Ehemann Ivo Corvini-Mohn (ebenfalls CVP) erwarten ein Kind. Die 29-Jährige behält aber ihr Mandat als Landrätin. Warum dem einen Posten der Nachwuchs nicht im Weg steht, dem anderen aber schon, erklärt sie im Interview.
Frau Corvini-Mohn, Sie sind 2009 Parteipräsidentin geworden. Die Erwartungen an Sie waren klein, Sie haben aber viele überrascht und dem Vernehmen nach einen guten Job gemacht. Wieso treten Sie nun dennoch ab?
Ich mache das Präsidium sehr gerne und es waren 4,5 schöne, intensive Jahre. Aber ich habe meine Prioritäten neu gesetzt und freue mich sehr auf die neue Herausforderung als Mutter.
Der Entscheid fiel Ihnen kein bisschen schwer?
Die familiäre Veränderung steht im Vordergrund, und die Freude überwiegt einfach. Aber ich glaube, das wird schon ein spezieller Moment, wenn ich das Amt definitiv abgebe. Deshalb habe ich mir vorgenommen, die Zeit bis dahin noch richtig zu geniessen und mich nochmals richtig reinzuhängen.
Ist es das Schicksal einer Frau, sich irgendwann entscheiden zu müssen: politisches Amt oder Nachwuchs?
Ich denke schon, ja. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass ein junger werdender Vater die gleiche Entscheidung getroffen hätte. Als Präsidentin musste ich sehr flexibel und ständig verfügbar sein. Das geht mit einem Baby nicht.
«Als Parteipräsidentin muss man mehr oder weniger immer erreichbar sein – an den Wochenenden, in den Ferien…»
Wie gross ist denn die Belastung im Amt?
Die Belastung ist das eine, das andere die Flexibilität. Ich möchte das Landratsmandat behalten. Das geht gut, weil die Sitzungen planbar sind. Im Präsidium fielen in der Vergangenheit aber viele Abendtermine an. Hinzu kommen die regelmässigen Vorstandssitzungen, deren Vor- und Nachbearbeitung; und viele weitere Termine. Zudem muss man als Parteipräsidentin erreichbar sein – mehr oder weniger immer: an den Wochenenden, in den Ferien…
Hätte Ihnen Ihr Mann nicht unter die Arme greifen können?
Absolut, das macht er auch. Ich könnte sonst auch gar nicht mein Landratsmandat behalten. Aber die CVP hat das Recht auf eine Präsidentin, die voll für sie da ist – dies kann ich ab Frühling 2014 nicht mehr.
Macht die Gesellschaft etwas falsch, wenn Sie so aufstrebende Jungpolitikerinnen wie Sie verliert?
Ich hänge ja nicht alle politischen Ambitionen an den Nagel. Aber man muss Prioritäten setzen – und meine ist nun die Familie. Ich bleibe Landrätin und mache das sehr gerne weiter. Aber nach viereinhalb Jahren ist es auch nicht so schlimm, wenn jemand Neues das Präsidium übernimmt.
Mit Ausnahme der SVP haben nach der Wahl von Pia Fankhauser als SP-Präsidentin am Donnerstag alle grossen Parteien im Baselbiet eine Frau an der Spitze. Nun tritt mit Ihnen eine Frau zurück. Machen Sie Platz für einen Mann?
Die CVP hat keine Geschlechterquote. Sie ist ziemlich ausgeglichen im Landrat, im Nationalrat, in den Führungspositionen. Und man darf nicht vergessen, dass ich lange Zeit die einzige Frau an der Spitze einer Partei im Baselbiet war. Ich finde es gut, dass es nun so viele sind.
Was die Frage nicht beantwortet, deshalb anders: Würden Sie sich eine Nachfolgerin wünschen?
Die Personalkommission der CVP wird sich darum kümmern. Für mich ist das Geschlecht meiner Nachfolge nicht entscheidend.
Das Parteipräsidium zu besetzen wird offensichtlich immer schwieriger, wie die Nachfolgewahlen vieler Parteien in der Vergangenheit gezeigt haben. Ist das Amt zu wenig attraktiv?
Ich habe rückblickend sehr viel gelernt und wichtige Erfahrungen sammeln können, aber es war auch eine sehr intensive Zeit. Man muss sehr flexibel sein und verdient praktisch nichts. Ich erhalte am Ende des Jahres 2500 Franken Spesen. That’s it. Angesichts dessen, dass so ein Amt nicht einfach zu organisieren ist und sehr anspruchsvoll, ist es klar, dass die Leute nicht Schlange stehen dafür. Ich bin aber überzeugt, dass wir bei der CVP gute Leute dafür haben – und damit sich diese das auch gut überlegen können, habe ich meinen Rücktritt so früh kommuniziert.
«Das Parteipräsidium ist nicht einfach zu organisieren und sehr anspruchsvoll, es ist angesichts dessen klar, dass die Leute nicht Schlange stehen dafür.»
Sie haben noch etwas Zeit. Gibt es noch grosse Pflöcke, die Sie einschlagen möchten?
Das nicht, aber ich habe noch ein, zwei interne Projekte, die ich gerne noch beenden möchte. Politisch dürfte aber nun sowieso eine ruhigere Zeit anfangen.
Schon in letzter Zeit ist es etwas ruhiger geworden um Sie. Warum eigentlich?
Aus meiner Sicht gab es da keinen speziellen Grund. Ich habe einfach nicht die Öffentlichkeit gesucht und im Hintergrund gearbeitet. Weniger Zeit und Engagement steckt nicht dahinter, aber es war halt eine andere Form von Parteiarbeit, eine weniger öffentliche.
Sie sind 29 Jahre alt. Können Sie sich eine Rückkehr auf den Posten vorstellen?
(lacht) Ich werde nächstes Jahr 30, ich habe also noch viel Zeit. Nun konzentriere ich mich aber erstmal auf den Landrat und die Familie. Ich schliesse aber nichts aus.