Ban Ki-moon sagt Dankeschön

Zum ersten Mal überhaupt hat ein UNO-Generalsekretär vor der Vereinigten Bundesversammlung eine Rede gehalten. Ban Ki-moon lobte die Schweiz für ihr grosses Engagement und ihre «Leidenschaft, die richtigen Dinge zu tun».

Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf, rechts, begrüsst Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen UNO, und dessen Delegation im Landgut Lohn in Kehrsatz bei Bern. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

Zum ersten Mal überhaupt hat ein UNO-Generalsekretär vor der Vereinigten Bundesversammlung eine Rede gehalten. Ban Ki-moon lobte die Schweiz für ihr grosses Engagement und ihre «Leidenschaft, die richtigen Dinge zu tun».

«I got more», sagte der Generalsekretär und hängte seiner Begrüssung noch eine rätoromanische Version an. Spätestens dann hatte Generalsekretär Ban Ki-moon auf seiner Schweiz-Reise die Vereinigte Bundesversammlung für sich gewonnen. Lautstarker Applaus, die Parlamentarier erhoben sich, selbst ganz rechts, wo man sich immer noch nicht damit abgefunden hat, dass die Schweiz Mitglied der UNO ist. Wer nicht stehend applaudieren mochte, der blieb halt gleich ganz draussen.

Kleines Land, tiefe Spuren

Die Abwesenden verpassten eine warmherzige Rede, eine euphorische Rede gar. Ban Ki-moon, der als erster Generalsekretär der UNO überhaupt zur Vereinigten Bundesversammlung sprach, lobte das Engagement der Schweiz und der Schweizerinnen. Hinter der manchmal spröden und nüchternen Oberfläche wohne den Schweizerinnen und Schweizern eine Leidenschaft inne, die richtigen Dinge zu tun, eine Leidenschaft für Mitgefühl. In den zehn Jahren, die die Schweiz nun Mitglied der UNO sei, habe das kleine Land viele Spuren hinterlassen. Er spüre eine grosse Dankbarkeit, sagte der Generalsekretär, wenn er etwa an das Schweizer Engagement in Sachen Menschenrechte denke.

Die Schweiz habe den gleichen Spirit wie die UNO, sagte Ban Ki-moon, der in englisch und etwas vernuscheltem französisch sprach. «Darum: Helfen Sie uns. Sie haben die Kraft, einen Unterschied auszumachen. Und wir brauchen ihre Unterstützung.»

Hilfe in schwierigen Zeiten

Unterstützung brauche die UNO in vielen Bereichen, beim Erreichen der Milleniumsziele, beim Klimwandel, bei der Abrüstung von Atomwaffen, beim Schutz der Menschenrechte. «Gerade in diesen Zeiten ist es gut zu wissen, dass die UNO auf die Hilfe der Schweiz zählen kann», sagte der UNO-Generalsekretär, verabschiedete sich (natürlich in allen vier Landessprachen) und drückte beim Auszug aus dem Nationalratssaal nicht wenige Hände von Politikern, die vor zehn Jahren noch mit aller Kraft gegen den UNO-Beitritt gekämpft hatten.

Ban Ki-moon: «Ich kann von der Schweiz nicht mehr verlangen»

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon stellte sich am Nachmittag an einer Medienkonferenz den Fragen der Journalisten. Nach seiner warmherzigen Rede vor der Vereinigten Bundesversammlung (siehe Text oben) war vor allem die Frage spannend, ob er sich nicht auch ein grösseres Engagement der Schweiz wünschen würde – etwa bei Blauhelm-Einsätzen. Seine Antwort hätte diplomatischer nicht sein können: «Es ist nicht meine Aufgabe, Kritik zu üben», sagte Ban Ki-moon. Aber wenn er es tun würde, dann würde er jene Staaten kritisieren, die sich nicht der UNO-Charta verschrieben haben. Die Schweiz brauche nicht Blauhelme zu entsenden. Es reiche, wenn die Schweiz die Friedenstruppen mit Ausbildung, medizinischem Wissen und Technik unterstütze. «Ich könnte von der Schweiz nicht mehr verlangen.»

Thema war auch die Kandidatur der Schweiz für einen Sitz im Sicherheitsrat. Die Frage, ob die Schweiz realistische Chancen habe, beantwortete Ban Ki-Moon nicht. Wenn die Schweiz aber kandidiere, müsse sie gewappnet sein «harte und schwierige Entscheide» zu treffen. Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf ergänzte, sie sei überzeugt, dass die aktive Neutraltität der Schweiz nicht im Widerspruch mit der Kandidatur für den Sicherheitsrat stehe. Die Schweiz könne eine Haltung auch vertreten, ohne ihre Neutralität aufzugeben. Zudem würde die Schweiz im Rat einen von zehn Sitzen einnehmen und dass auch nur für ein Jahr. Geplant ist eine Kandidatur der Schweiz für 2023/24, sagte Widmer-Schlumpf. «Wir bereiten zurzeit die Kandidatur vor.» Amir Mustedanagic

 

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