Der Run hält an: Kaum hat die Schweizerische Nationalbank den Euro-Franken-Mindestkurs aufgehoben, steigt die Nachfrage nach Euros. Während die Postfinance die Herausgabe zwischenzeitlich stoppte, geben die Kantonalbanken wie auch UBS und Credit Suisse weiterhin Euros aus.
Die Botschaft kam überraschend: Der Euro-Franken-Mindestkurs ist aufgehoben. Diese Situation nutzen viele Schweizer, um ihre Franken in Euros zu wechseln. Sie spekulieren darauf, dass der Kurs wieder steigen könnte. Die Nachfrage sei sehr gross, sagten Kantonalbanken und Grossbanken auf Anfrage. «Die Nachfrage war intensiv, es kam aber nicht zu Panikkäufen», so Beat Oberlin, Direktor der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB).
Gestern kostete 1 Euro etwa 1,2 Franken. Heute Morgen stürzte er zeitweise auf 85 Rappen ab, seit etwa zweieinhalb Stunden bewegt sich der Kurs um 1,04 Franken. Die Postfinance hat die Ausgabe von Euros kurzfristig gestoppt, um Spekulationskäufe zu behindern. Die Kantonalbanken beider Basel verzichten aber auf drastische Massnahmen.
Der Entscheid der SNB und die Reaktionen dazu: Kritik und Lob für SNB-Entscheid.
Die Basler Kantonalbank (BKB) gibt auch weiterhin Euros aus, wie Sprecher Michael Buess auf Anfrage bestätigt. Dies auch zum jeweils aktuellen Wechselkurs; dieser wird laufend aktualisiert. Die Bankomaten seien in der Regel auch ausreichend bestückt, um genug Euros ausgeben zu können. Ebenfalls immer möglich sei der Bezug am Schalter.
Die Baselbieter Kantonalbank (BLKB) gibt ebenfalls weiterhin Euros aus. «Wir werden unsere Kunden weiterhin ganz normal bedienen», sagt BLKB-Direktor Beat Oberlin auf Anfrage. Die Kunden würden die Gelegenheit der Stunde offenbar nutzen, so Oberlin. Auch bei der BLKB seien die Automaten ausreichend bestückt; ist einer leer, gibt es immer noch die Möglichkeit, Geld am Schalter zu beziehen.
Auch die Grossbank UBS gibt nach wie vor Euros aus. Wie Sprecher Yves Boeni mitteilt, sind an Automaten und Schaltern Euros zu aktuellen Wechselkursen erhältlich. Aufgrund der hohen Nachfrage sei aber nicht auszuschliessen, dass einzelne UBS-Bankomaten keine Euros mehr anbieten.
Und schliesslich gibt auch die Grossbank Credit Suisse jederzeit Euros aus. Wie eine Banksprecherin auf Anfrage sagt, seien Euro-Bezüge jederzeit möglich, ob am Schalter oder am Bankomat. Die Sprecherin dementiert auch die Meldung von «Focus online» meldet soll aber auch, dass die Credit Suisse die Euro-Herausgabe eingeschränkt habe: «Das war ein Gerücht heute und stimmt nicht.»
Postfinance stoppte Ausgabe von Euros
Die Postfinance öffnet nun die Fremdwährungskanäle wieder. Wie ein Sprecher am Donnerstagnachmittag gegenüber watson.ch sagte, hebe das Institut die Einschränkungen langsam wieder auf. Zwischenzeitlich gaben Postomaten keine Euros mehr aus, auch am Schalter gingen keine Euros mehr über den Tresen. Zudem waren Euro-Transaktionen über das E-Banking deaktiviert, wie das Unternehmen heute Donnerstag auch über Twitter kommunizierte:
Der Devisenhandel ist momentan über sämtliche Kanäle ausgesetzt. Sobald die Märkte wieder liquid sind, werden die Kanäle wieder geöffnet.
— PostFinance (@PostFinance) 15. Januar 2015
Die Reaktionen auf Twitter folgten prompt:
Wollte gleichmal die EUR Rechnungen zahlen. Bin wohl nicht der Einzige. @PostFinance hat Dienst blockiert #EURCHF pic.twitter.com/Zo3HCQHoW0
— Finanzprodukt Blog (@finanzprodukt) 15. Januar 2015
Swissquote überlastet, PostFinance blockt Kontowährungswechsel. Saxobank will Ausführungen nachträglich korrigieren. #SNB #Mindestkurschaos
— merlin2010 (@merlin2010) 15. Januar 2015
Börsenexperte der BKB überrascht vom Entschluss der SNB
Der Börsenexperte der BKB, Sandro Merino, ist über die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank überrascht. Er meint: «Wie es bei grossen Überraschungen üblich ist, sind die Kursbewegungen am Anfang am stärksten.» Der Euro-Franken-Kurs werde sich ausgehend vom aktuellen Niveau in den nächsten Tagen wieder stabilisieren. «Die momentane Überbewertung des Franken bei einem Kurs von 1,04 ist zwar deutlich, aber solche Überbewertungen kommen bei Wechselkursen immer wieder vor.»
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Artikelgeschichte
15.30 Uhr: Ergänzt um Stellungnahmen der Basler Kantonalbank (BKB) und der Baselbieter Kantonalbank (BLKB).
16.50 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme der UBS.
17.00 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme der Credit Suisse.
17.22 Uhr: Ergänzt um Stand Euro-Ausgabe Postfinance