Baschi Dürr zum Wahlkampf: «Es war heftig»

Baschi Dürr ist der Verlierer des Wahlsonntags. Im Interview erklärt der amtierende Justizdirektor, was im Wahlkampf schiefging.

Baschi Dürr vor dem TV-Auftritt nach Bekanntgabe der Resultate.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Baschi Dürr ist der Verlierer des Wahlsonntags. Im Interview erklärt der amtierende Justizdirektor, was im Wahlkampf schiefging.

Vor Baschi Dürr stehen zwei Fotografen, nach der Bekanntgabe der Schlussresultate wartet ein Mikrofon auf den bisherigen Justizdirektor. Die Journalisten und Fotografen stehen nebenan, bei Elisabeth Ackermann und Co.

Dürr ist der grosse Verlierer an diesem Wahlsonntag. Gestartet ist er als Leader des bürgerlichen Vierertickets, nun wartet auf ihn ein zweiter Wahlgang. Zeit, den missglückten Wahlkampf zu analysieren.

Update: Baschi Dürr hat am Montag mitgeteilt, dass er nicht mehr für die Wahl ins Regierungspräsidium zur Verfügung steht: Baschi Dürr verzichtet aufs Präsidium .

Am Ende des Gesprächs schüttet Dürr seine Geldbörse auf dem Tisch aus. Er zählt die Münzen, schichtet sie aufeinander und sagt: «Wie viel kostet ein Bier? Sechs Franken?»

Dann zieht er an die Bar und wenig später von dannen.

Herr Dürr, Sie als Bisheriger und Zugpferd der Bürgerlichen müssen in den zweiten Wahlgang. Was ist schiefgelaufen?

Ich habe einen zweiten Wahlgang für mich nie ausgeschlossen. Es ist kein Zufall, dass der Justizdirektor und Baudirektor in den zweiten Wahlgang müssen. In diesen Departementen gibt es mehr Pulverdampf und Kritik als bei den anderen. Ob die Geschichten der vergangenen Wochen auch eine Rolle gespielt haben, ist schwer zu sagen.

War es ein Fehler, die Gemeinsamkeiten der Bürgerlichen und der SVP in den Vordergrund zu stellen?

Nein, ich glaube nicht. Keiner von uns vieren hätte besser abgeschnitten, wenn wir alleine angetreten wären. Das sieht man am eindrücklichsten am Abschneiden von Lorenz Nägelin, der doppelt so viele Stimmen holte wie vor vier Jahren.

Das zeigt doch: Die SVP profitierte vom Viererticket, Sie aber nicht.

Davon gehe ich nicht aus.

Hat Ihnen der Streit mit Lorenz Nägelin, der ein Jahr zurückliegt, im Wahlkampf geschadet?

Im Wahlkampf lief es rund. Es wurde immer versucht, uns Differenzen anzuhängen. Dabei war das Einvernehmen unter den bürgerlichen Kandidaten so gut wie sonst nie. Ich sage nicht, dass es nur ein Viererticket für einen Wahlsieg braucht. Aber eine Alternative zur Zusammenarbeit gibt es auf bürgerlicher Seite nicht.

Sie werden also auch in Zukunft mit der SVP zusammen antreten?

Es ist kein Strategiewechsel absehbar. Dies soll der Anfang sein von einer intensiven Zusammenarbeit. Im Grossen Rat wird es ungefähr gleich grosse Blöcke geben. Beide Lager müssen also für sich ein Paket bilden, wenn sie eine Mehrheit erreichen wollen.

Die LDP glänzt, die FDP schwächelt. Woran liegt das?

Conradin Cramer ist ein brillanter Kandidat. Jede Partei hätte gerne einen wie ihn. Er spielte sicher eine entscheidende Rolle. Generell hatte die LDP gute Listen – wie wir auch. Was den Ausschlag für dieses Resultat gab, ist schwer zu sagen. Wichtig ist doch, dass das liberale Lager insgesamt Sitze dazugewinnen konnte.

Im Wahlkampf ging für Sie alles schief, was schiefgehen konnte. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?

Die Berichterstattung der letzten Wochen war heftig. Wobei man auch sagen muss: Es sind Fehler passiert. Dass einige Dinge zusammenkamen, die nichts miteinander zu tun hatten, war sehr ungünstig. Ob ich ohne diese Berichterstattung jetzt gewählt wäre, ist spekulativ. Man kann nicht alles auf diese Medienberichte schieben.

An was lag es dann – haben Sie persönlich Fehler gemacht?

Im Einzelnen kann man immer Fehler sehen. Es gibt auch Dinge, die nicht mit mir direkt zu tun haben, ich stehe aber am Schluss in der Verantwortung. Ein Thema sind zum Beispiel Polizeieinsätze und die Kommunikation danach. Für die einen war sie zu mild, für die anderen zu hart. Als Polizeidirektor hat man die Entscheide in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Werden Sie an Ihrer Strategie beim zweiten Wahlgang etwas ändern?

Unsere Parteien sind mit vier Kandidaten angetreten. Zwei sind gewählt. Lorenz Nägelin und ich werden in den zweiten Wahlgang starten. Ich sehe keinen Grund, von dieser Strategie abzurücken.

Wo können Sie im Kampf um das Präsidium noch zulegen?

Das Präsidium als solches wurde kaum thematisiert. Es gab dazu – neben einem Podium zur Kulturpolitik – nur einen Anlass ganz kurz vor den Wahlen. Das war alles. Ich gehe davon aus, dass nun mehr diskutiert wird, wer die Rolle als Regierungspräsident ausfüllen soll.

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Das Video-Interview mit Baschi Dürr nach der Bekanntgabe der Zwischenresultate:

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