Basel baut am Bahnhof eine neue Unterführung

Am Bahnhof SBB tut sich was. Während der nächsten zehn Jahre wird sich dort eine der grössten Basler Baustellen befinden. Geplante Kosten: etwa 1,2 Milliarden Franken.

Quo vadis, SBB? fragte Grossrat Osi Inglin und lud Vertreter der SBB und der Stadt Basel zum Informationsaustausch ein. Vlnr: Alexander Muhm (SBB Immobilien), Urs Koch (SBB Netzentwicklung Nordwestschweiz, Oswald Inglin, Martin Sandtner, Leiter des Basler (Bild: Daneila Gschweng)

Es tut sich was am Bahnhof SBB. Mehrere Neuerungen stehen an, der Centralpark ist vom Tisch, die Entscheidung über das Herzstück steht an. «C’est l’heure», fand Grossrat Osi Inglin, Mitglied der Neuen Gruppe Bahnhof, die am Montagabend zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ins Gundeldinger Casino lud.

Wie sieht die Entwicklung des SBB-Areals aus und wie verträgt sie sich mit der Stadtentwicklung? So lautete die Eingangsfrage am Montagabend an der Informationsveranstaltung der Neuen Gruppe Bahnhof (ngb). Immerhin geht es um «ca. 1,2 Milliarden Franken» und mehrere Bauvorhaben, die sich über die nächsten zehn Jahre hinziehen werden. Das Herzstück, das Bahnhof SBB und Badischen Bahnhof unterirdisch verbinden soll, nicht inbegriffen.

Geladen waren neben Urs Koch (SBB Netzentwicklung Nordwestschweiz) und Alexander Muhm (SBB Immobilien) der Leiter des Basler Planungsamtes Martin Sandtner und Benno Jurt vom Amt für Mobilität. In knapper Form wurden die anstehenden Bauprojekte rund um den Bahnhof vorgestellt. Es blieben jeweils einige Minuten Zeit für Fragen aus dem Publikum. Viel mehr liess die mit sieben Punkten dicht besetzte Agenda nicht zu. Wegen der Kürze der Zeit geriet die Veranstaltung eher zur Präsentation, in dem der Grundstückseigentümer SBB den Löwenanteil der Kommunikation bestritt.

«Dreistellige Millionensumme» für die neue Bahnhofsunterführung

Vor vollbesetztem Saal gab Urs Koch (SBB Netzentwicklung Nordwestschweiz) einen Überblick über «Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur», kurz FABI – eine der finanziellen Grundlagen des bevorstehenden Umbaus, die für eine bessere Organisation und Anbindung des Nordwestschweizer Personenverkehrs sorgen soll. 900 Millionen Franken stehen dazu zur Verfügung.

Einen Teil davon wird der Bau einer neuen Unterführung zwischen der Güter- und der Centralbahnstrasse verschlingen, die die Bahnhofspasserelle entlasten soll. Eine «dreistellige Millionensumme» werde der Bau der mit 10’000 Quadratmetern Fläche viel grosszügigeren «PU West» kosten, liess Martin Sandtner, Leiter des Planungsamts des Kantons Basel-Stadt, verlauten. Wenn auch «eher im unteren Bereich von dreistellig», wie nach der Präsentation von den Vertretern der SBB zu erfahren war.

Die neue Personenunterführung West soll die bisherigerige Bahnhofspaserelle am Bahnhof SBB entlasten. Bis 2022 soll sie fertigestellt sein.

Die neue Personenunterführung West soll die bisherigerige Bahnhofspaserelle am Bahnhof SBB entlasten. Bis 2022 soll sie fertigestellt sein. (Bild: SBB)

Belebt, hell und vor allem breiter als die bisherige Passerelle soll die neue Unterführung werden. Auf Nachfrage gab es dazu auch Zahlen: Der Ausgang zur Markthalle wird etwa 30 Meter weit, der südliche Zugang über den neu gestalteten Meret Oppenheim Platz etwa halb so gross sein, sechs Meter tief wird gebohrt, bis Dezember 2022 soll das aufwendige Bauvorhaben fertiggestellt sein.

Aus dem Meret-Oppenheim-Platz soll endlich «ein richtiger Platz» werden

Nach der für 2019 geplanten Fertigstellung des Meret-Oppenheim-Hochhauses, des nächsten Projekts auf der Agenda, soll aus der bisherigen städtebaulichen Leerstelle «endlich ein richtiger Platz» werden, hoffen die Vertreter der Stadt Basel. Auch hier gab es Zahlen: 150 Wohnungen sind für den Meret-Oppenheim Turm geplant sowie 70 Parkplätze.

Kritisch gefragt wurde nach den geplanten Serviceangeboten. Unterführung wie Hochhaussockel werden grosszügig mit Einkaufsmöglichkeiten versehen. Für die, so die Vertreter der SBB, bestehe tatsächlich eine Nachfrage. «Wir challengen das sehr genau», so Alex Muhn wörtlich.

Umbau der Tram-Infrastruktur

Ob es gelingen werde, die Personenströme am Bahnhof vorbei zum relativ weit entfernt gelegenen Eingang der neuen Unterführung an die Markthalle zu locken, frage ein Zuhörer skeptisch. Die wäre immerhin ein gutes Stück vom jetzigen Bahnhofseingang entfernt.

Damit war man beim nächsten Thema: dem Umbau der Traminfrastruktur zum «Mobilitätsplan 2020». Bis dahin soll der Margarethenstich Realität werden und eine neue Tramlinie durch die Güterstrasse führen, das Dreispitzquartier besser angebunden werden und ein neuer Tramlininenknoten an der Markthalle entstehen. Dadurch soll auch der Zugang Nord attraktiver werden. Freilich, so ein Anwohner, steigt damit auch die Belastung der Güterstrasse.

Längere Durststrecke für Velofahrer

Schlechte Nachrichten gibt es vorerst für die Velofahrer auf der Südseite des Bahnhofs. Während auf der Bahnhofsnordseite bis 2018 sich 700 Veloparkplätze befinden sollen, müssen die Anwohner von Gundeli und Bruderholz sich auf eine längere Durststrecke einstellen. Die während der Bauarbeiten auf «Provisorien» verschobenen Parkplätze sollen erst bis 2025 auf 1600 Stellplätze erweitert sein.

 

Die Bahn plant neue Velostellplätze am Bahnhof SBB.Fertiggestellt werden viele aber erst 2025

Die Bahn plant neue Velostellplätze am Bahnhof SBB.Fertiggestellt werden viele aber erst 2025 (Bild: SBB)

Umbau der Meret Oppenheim-Strasse

Einen Umbau wird es auch an der Meret Oppenheim-Strasse geben. Der geplanten Gleiserweiterung im Bahnhof werden die Gebäude auf der Nordseite der Meret Oppenheim-Strasse weichen müssen. Für die Anlieger heisst das, dass sie sich in den kommenden Jahren nach neuen Standorten umsehen müssen. Da einige Mietverträge noch länger laufen, gibt es dazu noch keine detaillierten Planungen. Genaueres werde man laut Alexander Muhm in den kommenden drei Jahren festlegen.

Erleichtert über den «doch grosszügigen Zeithorizont» zeigte sich Claudia Ardiario, Leiterin der Gassenküche «Soup&Chill», deren Mietvertrag noch fünf Jahre läuft. Weniger positiv sieht das Andreas Aellig, Vorstandsmitglied der IGG. Ausweichmöglichkeiten für Gewerbetreibende sind rar in Basel.

Über das Herzstück als letzten Punkt der Agenda mochte nach so viel Information dann niemand mehr richtig diskutieren. Die Entscheidung, ob es gebaut wird, steht ohnehin noch aus. Planerisch, sagte Martin Koch, sei der Abgang aus der Westunterführung auf ein S-Bahn Gleis jedoch schon mal vorgesehen.

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