Basel hat ein Problem mit den Hotelbetten

Immer mehr Touristen besuchen Basel – und trotzdem belegt die Stadt den zweitletzten Platz in einem Ranking von insgesamt 15 europäischen Städten. Gründe dafür sind die tiefe Auslastung der Hotelbetten und die geringe Zahl der Luxushotels.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Immer mehr Touristen besuchen Basel – und trotzdem belegt die Stadt den zweitletzten Platz in einem Ranking von insgesamt 15 europäischen Städten. Gründe dafür sind die tiefe Auslastung der Hotelbetten und die geringe Zahl der Luxushotels.

Der Tourismus in Basel brummt: Mehr als 1,1 Millionen Übernachtungen wurden 2014 in den Hotels gebucht. Das bedeutet einen Zuwachs von 57’076 Übernachtungen oder fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zählt man nur die Hotelübernachtungen, dann ist der Tourismus in Basel stärker gewachsen als in Genf, Zürich, Bern oder Lausanne.

Eine positive Entwicklung, könnte man behaupten, wäre da nicht eine Studie vom Forschungsinstitut BAK Basel, die ein anderes Bild zeichnet. In der Studie wurden die fünf grössten Schweizer Städte Zürich, Genf, Basel, Bern und Lausanne mit zehn europäischen Metropolen verglichen. Das Resultat: Genf belegt den fünften Platz und schneidet unter den Schweizer Städten am besten ab. Basel liegt auf dem zweitletzten Rang, nur Lausanne rangiert noch schlechter. Im Vergleich zum Jahr 2013 hat Basel sogar noch zwei Plätze eingebüsst. 

Im Bakbasel-Ranking belegt Basel nur den 14. Rang.

Im Bakbasel-Ranking belegt Basel nur den 14. Rang. (Bild: Bakbasel)

 

Warum schneidet Basel so schlecht ab? Der Städtevergleich gibt Aufschluss. Denn neben den Hotelübernachtungen fliessen noch zwei weitere Faktoren in den Index ein: die Ertragskraft, also die realisierten Übernachtungspreise, und die Auslastung der Hotelbetten. 

Zahlen für die realisierten Übernachtungspreise liegen der TagesWoche nicht vor. Einen Anhaltspunkt bietet aber das Hotelangebot: Der Anteil der Luxushotels wirkt sich auf den durchschnittlichen Zimmerpreis aus.

Prozentual gesehen gibt es in Basel wenig Fünf-Sterne-Betten. Für den Wettbewerb unter den Städten spiele das aber eine bedeutende Rolle, sagt Natalia Held vom BAK Basel: «Ein hoher Anteil an Vier- und Fünf-Sterne-Hotels ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.» In diesem Bereich liegt Basel hinter den anderen Städten zurück.

Betrachtet man die absoluten Zahlen für das Jahr 2014 ist der Unterschied noch eindrücklicher: In Basel gibt es drei Fünf-Sterne-Hotels, in Genf hingegen elf. Aktuell hat Basel mit dem «Les Trois Rois» sogar nur ein Fünf-Sterne-Hotel, da das «Hilton» seit August geschlossen ist und das «Swissôtel» sich freiwillig auf vier Sterne herabgestuft hat.

Bei der Auslastung der Hotelzimmer belegt Basel sogar den letzten Platz unter den fünf grössten Schweizer Städten. Zürich war hingegen am stärksten ausgelastet.

Dass die Betten in Basel weniger stark ausgelastet sind als in anderen Städten, ist für Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, wenig überraschend. «Die Anzahl der Hotelzimmer hat in Basel in den letzten Jahren schweizweit am stärksten zugenommen», sagt er. Dadurch könnten die Auslastung und letztlich der Preis in Basel nicht gleich gut performen, sagt der Direktor von Basel Tourismus. Mit anderen Worten: In Basel gibt es ein Überangebot an Hotelbetten. Dies zeigt auch eine Gegenüberstellung der Anzahl Betten und der Bettenbelegung:

 

Die geringe Zahl der Fünf-Sterne-Hotels und eine schlechte Auslastung haben also dazu geführt, dass Basel im BAK-Basel-Ranking schlecht dasteht. Aber wie könnte sich die Stadt verbessern? Egloff sieht da eine relativ drastische Möglichkeit: «Damit Basel im Ranking besser platziert wäre, müsste man einfach zwei Hotels schliessen.» Mit der Schliessung des «Hiltons» wurde der Vorschlag von Egloff — zumindest vorübergehend — bereits umgesetzt und die Auswirkungen auf die Bettenauslastung sind sogar fassbar: Im September 2015 lag die Bettenbelegung bei 50,6 Prozent, 3,7 Prozentpunkte höher als letztes Jahr im selben Monat.

Aber eine bessere Platzierung hält Egloff gar nicht für erstrebenswert: «Die Studieninhalte sind durchaus relevant, das Ranking der Studie aber nicht.» Die BAK-Basel-Studie sei nicht so renommiert wie eine Mercer-Studie. Hier rangiert Basel mit Platz 29 im vordersten Fünftel von 148 Städten.

Zudem seien ja auch die hohen Investitionen in Hotelbauten ein Indiz dafür, dass Basel bei Geldgebern ein gutes Image habe, sagt Egloff. Das zeigen die Bauvorhaben in den kommenden Jahren. Anfang 2016 eröffnen das Vier-Sterne-Hotel «Nomad» am Brunngässlein mit 65 Zimmern und das «Motel One» an der Freienstrasse mit 143 Zimmern. Ende 2016 kommt noch ein «Ibis-Hotel» im Grosspeter Tower mit 186 Zimmern hinzu und Ende 2018 folgt der «Hilton»-Ersatz: ein «Mövenpick-Hotel» am Bahnhof mit 260 Zimmern.

Falls bis dann nicht merklich mehr Touristen nach Basel kommen, werden Ende 2016 noch mehr Zimmer in den Basler Hotels kalt bleiben.

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