Basel-Stadt entwickelt sich prächtig, jedenfalls in den Augen der Stadtplaner und Ökonomen. 220’000 Einwohner sollen 2035 in Basel-Stadt wohnen, das sind 20’000 mehr als heute. Und die Stadt soll bis dahin genau gleich viele Arbeitsplätze haben, also 30’000 mehr als heute. Davon wiederum geht die Basler Regierung aus, die ihren Richtplan umgeschrieben hat. Der bisherige Plan schätzte die Entwicklung zu konservativ ein: Man ist rund 10 Jahre voraus in Sachen Bevölkerungswachstum.
Der Richtplan ist eine Art Handlungsanleitung zur künftigen Stadtentwicklung. Die Vorgaben fliessen in den Zonenplan ein und schliesslich in konkrete Bebauungspläne.
Potenzial sieht die Regierung vor allem in sogenannten Transformationsgebieten. Damit gemeint sind alte Industriequartiere wie im Lysbüchel, beim Dreispitz oder im Klybeck, die verkehrsgünstig gelegen sind.
Das neue Credo lautet: verdichten, aufzonen, umwandeln.
Vor allem die Entwicklung im Klybeck, auf dem ehemaligen Areal von Novartis und BASF, ist mit hohen Erwartungen verbunden. Martin Sandtner, Leiter des Planungsamts, spricht von einer «Jahrhundertchance, die Blockade zwischen Stadt und Kleinhüningen aufzuheben». Das Gebiet soll sich zu einem dichten Stadtteil entwickeln. «Wir wollen Räume für die Stadt zurückerobern», sagt Sandtner.
Das geplante Herzstück, die unterirdische S-Bahn, soll dereinst diese Gebiete zusammenführen. Die grünen Stadtränder, etwa am Rhein entlang oder auf dem Bruderholz, sollen nicht mehr angetastet werden. Entsprechende Pläne wurden mit einer verlorenen Volksabstimmung 2015 zu den Akten gelegt. Das neue Credo lautet: verdichten, aufzonen, umwandeln.
Damit lasse sich das vergleichsweise langsame Bevölkerungswchstum auffangen, glauben die Behörden. Ein halbes Prozent wächst die Basler Bevölkerung Jahr für Jahr – in anderen Kantonen sind es 2 Prozent. Auch das Umland, die Agglogemeinden, wachsen schneller.
Begründet wird das damit, dass in der Vergangenheit zu wenig Wohnraum geschaffen wurde. Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs in den letzten Jahren viermal schneller als die Zahl der neuen Wohnungen.
«Dass Basel zur Pendlerstadt verkommt, ohne jedes Leben ausserhalb der Bürozeiten, kann keiner wollen.» – Baudirektor Hans-Peter Wessels
Für Regula Küng, Leiterin der Abteilung Stadtwohnen, ist das Bauen der effizienteste Weg, Wohnungsknappheit und damit Verdrängungsdynamiken zu bekämpfen. Tatsächlich hat sich die Entwicklung der Leerstandsquote zuletzt wieder minim erholt.
Auch mehr Büroraum soll her. Der Leerstand liegt derzeit bei rund 2,3 Prozent – weniger als in allen anderen Schweizer Städten. In Zürich etwa sind knapp 6 Prozent aller Büroflächen nicht vermietet. Die Basler Regierung will damit das Wirtschaftswachstum befeuern.
Bereits jetzt ist Basel der wachsstumsstärkste Wirtschaftsstandort der Schweiz. Und der effizienteste: Pro Kopf wird in Basel eine Wirtschaftsleistung von 160’000 Franken erbracht; in Zürich sind es knapp 100’000 Franken, in London 70’000 und in New York 65’000. Dafür verantwortlich ist die Pharmaindustrie, die mit relativ wenig Personal hohe Renditen einfährt: Fast 40 Prozent der Wertschöpfung in Basel erzielt der Sektor Life Sciences, wobei er nur 10 Prozent der Beschäftigten stellt.
Mehr Bewohner, mehr Arbeiter – Basel brummt. Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels (SP) will, dass Wirtschaft und Bevölkerung im Gleichschritt wachsen. «Dass Basel zur Pendlerstadt verkommt, ohne jedes Leben ausserhalb der Bürozeiten, kann keiner wollen», sagt Wessels. Deshalb will die Regierung den Wohnraum stark vergrössen und nicht etwa an die Agglomeration auslagern.
Die Bevölkerung hat bis Mitte Januar die Gelegenheit, eine Stellungnahme zum Richtplan abzugeben. Details finden sich hier.