Per Schuljahr 2016/17 sollen Sammelfächer die Einzelfächer Biologie, Chemie, Geografie, Geschichte und Physik ersetzen. Dagegen hat jetzt das Komitee Starke Schule Baselland eine Initiative lanciert.
Nicht nur für die designierte Bildungsdirektorin Monica Gschwind sind die Sammelfächer auf Sekundarschulstufe ein rotes Tuch. Doch auf das Schuljahr 2016/17 sollen sie zur Realität werden. Konkret geht es um die Einzelfächer Geschichte, Geografie, Biologie, Physik und Chemie, die zu den Sammelfächern «Räume, Zeiten, Gesellschaften» und «Natur und Technik» verschmelzen sollen.
Das wollte Landrat Jürg Wiedemann bereits mit seiner parlamentarischen Initiative «Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer» verhindern. Allerdings hat die landrätliche Bildungskommission seinen Vorstoss in eine Richtung abgeändert, die ihm nicht behagt. Aus der Forderung nach Beibehaltung der Einzelfächer wurde die Frage, ob das Parlament über Einzel- und Sammelfächer entscheiden soll. «Die Bildungskommission hat einen Fehler gemacht, es war ein schlechter Entscheid», bemängelt Wiedemann.
«Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit des Stimmvolks Einzelfächer will.»
Darum hat das Komitee Starke Schule Baselland am Mittwoch die Initiative mit dem Titel «Ja zu den Fächern Geschichte, Geographie, Biologie, Physik und Chemie» lanciert. Die 2000 nötigen Unterschriften will das Komitee bis Ende August gesammelt haben.
Das Initiativkomitee umfasst 20 Personen, darunter die aus der Grünen-Partei demissionierten Landräte Regina Werthmüller und Jürg Wiedemann. Kommt die Initiative zustande, wird das Baselbieter Stimmvolk voraussichtlich Anfang 2016 an die Urne gebeten.
Die Initianten sind optimistisch, erst die nötigen Unterschriften zusammenzubekommen und später auch die Volksabstimmung zu gewinnen. «Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit des Stimmvolks Einzelfächer will», sagte Wiedemann. Die Einführung von Sammelfächern würde zu Mehrkosten führen, fürchtet er. Zudem seien Lehrer mit Uniabschluss denjenigen gegenüber im Nachteil, die sich an der Fachhochschule ausbilden liessen: «Das Ganze ist faktisch so konzipiert, dass man mit einem Unistudium nicht mehr an der Sekundarschule unterrichten kann», so Wiedemann.
«Einzelfächer sind für uns nicht verhandelbar. Wir wollen Einzelfächer.»
Saskia Olsson, Geschäftsleiterin des Komitees Starke Schule Baselland, fand ebenfalls klare Worte: «Einzelfächer sind für uns nicht verhandelbar. Wir wollen Einzelfächer.» Dabei geht es Olsson nicht um Prinzipienreiterei. Für sie gehen Sammelfächer mit einem «Bildungsabbau mit weitreichenden Folgen» sowie einer «Marginalisierung der Einzelfächer» einher. Gerade am Standort Nordwestschweiz nähmen die naturwissenschaftlichen Fächer eine besondere Rolle ein, betonte Olsson. «Einzelfächer zu Sammelfächern zusammenzuführen wäre ein Rückschritt, der uns teuer zu stehen kommt.»
Aus Regina Werthmüllers Sicht schiesst die Einführung von Sammelfächern über das Ziel hinaus: «Spezialisten werden durch Generalisten ersetzt, die in Schmalspurkursen ausgebildet werden.» Werthmüller sprach von einer «Schnellbleiche», einem «Breitbandunterricht» und von «Qualitätsverlust» – «und das alles ohne erkennbaren Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler».