Basler Kulturchef: Keine Ausgeh-Zonen, aber ein neues Konzept

Nichts mit urbanen Zonen oder gar «Unterhaltungsghettos»: Der Basler Kulturchef Philippe Bischof plädiert für ein neues Basler Nachtleben-Konzept, das Durchblick im Paragrafendschungel schafft.

Durchblick in der Paragrafenparty: Betreiber beklagen zu viele Auflagen. Der Kanton soll handeln. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Nichts mit urbanen Zonen oder gar «Unterhaltungsghettos»: Der Basler Kulturchef Philippe Bischof plädiert für ein neues Basler Nachtleben-Konzept, das Durchblick im Paragrafendschungel schafft.

Das Clubfestival «BScene» zeigte am Wochenende, welche Vitalität im Basler Nachtleben steckt: Vom Gross- bis ins Kleinbasel lockte ein sattes Programm aus lokaler Musik, starken Beats und Feierlaune Tausende junger Menschen in die Stadt. Vom Paragrafenblues der Clubbetreiber und vom Katzenjammer erfolgloser Ersatzstandortsuche für einmal keine Spur. Das Nachtleben feierte und liess sich feiern.

Doch Tatsache ist: Die Stadt kämpft mit ihrem Nachtleben. Nach den Nachrichten über das Aus für die Clubs Hinterhof und Nordstern und nach dem Erfahrungsbericht von Kaschemme-Mitgründer Eres Oron in der TagesWoche ist klar: Will Basel ein aktives Nachtleben, muss auch der Kanton handeln.

Einen Schritt dazu machte Grünen-Grossrätin Mirjam Ballmer mit ihrer Interpellation, die sie vergangene Woche einreichte und in der sie von der Regierung wissen will, wie diese zum Nachtleben steht. Gleichzeitig forderte der Verein Kultur & Gastronomie, die Politik solle die Clubbetreiber aktiv in die Prozesse miteinbeziehen.

Ein neues Konzept fürs Nachtleben soll her

Die Rufe aus der Clubszene erhalten Zuspruch in der Kantonsverwaltung. Nach den öffentlichen Debatten, mehreren direkten Gesprächen mit Beteiligten und den politischen Forderungen hält der Basler Kulturchef Philippe Bischof fest: «Ein Konzept Nachtleben Basel kann der richtige Weg sein.»

Bischof äusserte sich als Amtsleiter öffentlich schon früh zur Debatte. Dabei sprach er «von der Bedeutung von verstärktem Lobbying für das Nachtleben» und erwähnte unter anderem bereits gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung», dass das Präsidialdepartement zu einem früheren Zeitpunkt für ein entsprechendes Konzept recherchiert habe. Zum konkreten Inhalt machte er keine Angaben.

Die Dachterrasse der Hinterhof Bar ist an warmen Sommerabenden sehr gut besucht.

Die Dachterrasse der Hinterhof Bar ist an warmen Sommerabenden sehr gut besucht. (Bild: Stefan Erhalder)

Im Lauf der Berichterstattung wurde kolportiert, dass sich der Kanton dabei konkret Gedanken über die Schaffung von urbanen Wohnzonen gemacht habe, die auch ein Nachtleben beinhalten würden, in einem Kommentar der bz fiel bereits das Wort «Unterhaltungsghetto». 

Keine Unterhaltungszonen, dafür Durchblick

Bischof weist das von sich. «Ich habe nie die Schaffung von urbanen Wohnzonen angeregt. Was es braucht, ist ein möglichst gesamtheitlicher Blick durch die Verwaltung», sagt der Basler Kulturchef auf Anfrage. Damit bestätigt er die Argumentation von Eres Oron und weiteren Basler Clubbetreibern, denen die administrativen Hürden für eine Clubgründung und teilweise auch für den Betrieb schlicht zu hoch sind.

 Bischof sieht vor allem zwei Faktoren im Vordergrund:

  • Bekenntnis zum Nachtleben, insbesondere auch des Grossen Rates: «Es braucht ein klares politisches Bekenntnis für ein vielseitiges Nachtleben», so Bischof. Das sich die engen räumlichen Verhältnisse, die Immobiliensituation auf dem Platz Basel sowie gesetzlichen Vorschriften in den Bereichen Bau und Lärm mit den Bedürfnissen des Nachtlebens nur bedingt vereinbaren liessen, müssten verschiedene Interessen auf breiter Basis abgewogen werden.
  • Leitfaden für die Betroffenen: «Wir wären glücklich mit entsprechenden Guidelines, an denen sich Veranstalter und Verwaltung gemeinsam orientieren können», sagt Bischof. Basel habe zwar eine liberale Bewilligungspolitik, hält der Kulturchef fest, aber im Rahmen dessen bräuchten Veranstalter und Betreiber dennoch Unterstützung.

Lösung, ohne Instrumente aufzublasen

Deshalb ist für Bischof auch klar: «Die Instrumente sollen nicht unnötig aufgeblasen werden.» Der Weg führe vor allem über Kommunikation und auch Workshops, wie sie bereits jetzt im Rahmen der Kommission für Veranstaltungen auf öffentlichem Raum (KVöG) durchgeführt würden. 

Der Basler Kulturchef nimmt damit seit Beginn der Debatte vor rund drei Wochen eine aktive Rolle in der Öffentlichkeit ein. Politischer Vorstoss, Rufe nach einem klaren Konzept und Durchblick in der Verwaltung: Damit ist das Basler Nachtleben zwar noch lange nicht gerettet, so es eine Rettung überhaupt nötig hat. 

Aber: Es tritt aus dem Schatten der Nacht auf die Traktandenliste von Politik und Verwaltung. Und bei Tageslicht besehen muss und kann sich das Basler Nachtleben – dieser Standortfaktor, diese Tatsache des urbanen Lebens – vor einer Debatte nicht verstecken. Insofern hat dieser – privat abgeschickte – Tweet von Regierungssprecher Marco Greiner sein Ziel zumindest nicht verfehlt.

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