Basler Reederei zahlt neu Euro-Löhne – Angestellte wehren sich

Die Firma Viking River Cruises hat innert kürzester Zeit die Löhne von Hunderten von Schweizer Angestellten, die im Euroraum wohnen, auf Euro umgestellt. Zum Teil geschah dies gegen deren Willen.

Unruhe bei Viking River Cruises AG: Schiffsführer, Matrosen und Maschinisten mit Schweizer Arbeitsvertrag, aber Arbeitsplatz in Europa erhalten ihren Lohn neu in Euro – zum Dezemberkurs von rund Fr 1.20 pro Euro. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Firma Viking River Cruises hat innert kürzester Zeit die Löhne von Hunderten von Schweizer Angestellten, die im Euroraum wohnen, auf Euro umgestellt. Zum Teil geschah dies gegen deren Willen.

Mit ihren Kreuzfahrtschiffen ist die Viking River Cruises AG auf Flüssen und Meeren in Europa, Asien und Afrika unterwegs. Entsprechend über die ganze Welt verteilt ist auch ihr Personal. Den Hauptsitz hat die Viking dagegen in Kleinhüningen.

Die nautischen Angestellten, also Schiffsführer, Matrosen und Maschinisten, mit Arbeitsplatz in Europa haben einen Schweizer Arbeitsvertrag. Sie alle erhielten am 15. Januar eine E-Mail der Geschäftsleitung, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass sie ihren Lohn künftig in Euro erhalten würden – per sofort und zum Dezemberkurs von rund Fr 1.20 pro Euro.

Viking begründet die Massnahme nicht mit dem aufgehobenen Mindestkurs, sondern mit dem in Deutschland eingeführten Mindestlohn. «Aus Gründen der Transparenz haben wir entschieden, alle nautischen Gehälter zukünftig in Euro auszuzahlen», heisst es in der Mail.

Auffällig ist, dass Viking ihren Entscheid gegen den Willen eines Teils der Arbeitnehmer fällte. Anders etwa als die Medizinaltechnik-Firma Straumann, welche die betroffenen Angestellten vorgängig um ihr Einverständnis ersuchte. So will es auch das Schweizer Arbeitsrecht.

Bei einigen Schiffsführern und Matrosen der Viking stiessen die Lohnmassnahmen auf wenig Verständnis. Schliesslich war der Eurokurs inzwischen um rund 20 Prozent gesunken.

Schiffsführer lehnte sich auf – und wurde gekündigt

Holger Schatz ist der Nationalsekretär der Nautischen Gewerkschaft, Nautilus International. Er wehrt sich für die Viking-Angestellten. Sein Kampf beschränkt sich allerdings auf Öffentlichkeitsarbeit, denn Viking hat laut Schatz bisher alle Anfragen und Kontaktaufnahmen der Gewerkschaft ignoriert: «Wir haben keinerlei Kontakt zu Viking.»

Der Gewerkschafter ist trotzdem über die Geschehnisse informiert. Seit Mitte Januar würden immer mehr Viking-Angestellten bei seiner Organisation um Rat nachfragen, sagt Schatz. «Wir gehen davon aus, dass mehrere Hundert nautische Angestellte von der Massnahme betroffen sind.»

In diesen Tagen finden in den verschiedenen Winterhäfen wie etwa in Wien oder Köln, wo die Viking-Schiffe überholt und gewartet werden, Mitarbeiterversammlungen statt. Die Angestellten seien empört, sagt Schatz, insbesondere weil Viking die Januarlöhne vor wenigen Tagen bereits in Euro überwiesen habe. «Und das unabhängig davon, ob der jeweilige Arbeitnehmer sein Einverständnis bereits gegeben hat.»

Wenig zimperlich soll Viking auch mit einem Angestellten umgegangen sein, der sich gegen den Lohnschnitt wehrte. «Viking hat einen Schiffsführer entlassen, weil sie in ihm den Rädelsführer sahen», sagt Schatz. In diesem Fall ist der Gewerkschafter bereits tätig geworden: Er zieht mit dem gekündigten Schiffsführer vor Gericht.

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Die Viking River Cruises AG wollte auf mehrmalige Nachfrage der TagesWoche keine Stellung beziehen.

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