Der Agrochemie-Konzern Syngenta streicht am Basler Hauptsitz 500 Stellen. Die Basler Regierung stand deshalb seit Wochen in Kontakt mit der Firmenspitze. Dabei soll Syngenta Zugeständnisse gemacht haben.
Die Basler Regierung wusste, was auf den Standort Basel zukommt. Das teilt Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin anlässlich des grossen Stellenabbaus beim Basler Agrochemie-Konzern Syngenta mit. Das Unternehmen gab Montagmorgen bekannt, weltweit 1800 Jobs zu streichen, alleine 500 davon am Basler Hauptsitz. Zwei Drittel der Stellen sollen ins Ausland verlagert werden, nach Budapest, Manchester oder Pune (Indien).
Der Abbau habe sich abgezeichnet, sagt Brutschin. Aufgrund der Ankündigung im Februar habe man davon ausgehen müssen, dass es dazu komme, so der SP-Regierungsrat. Im Frühjahr hatte CEO Mike Mack ein Programm zur Effizienzsteigerung angekündigt.
Verlängerte Kündigungsfristen
Daraufhin habe man das Gespräch mit der Firmenspitze gesucht. «Wir haben von allem Anfang an bei Syngenta die Forderung deponiert, dass eine Stellenreduktion über mehrere Jahre verteilt wird», sagt Brutschin. Damit werde die Zahl der Kündigungen gering gehalten. Er habe sich zudem für eine Verlängerung der Kündigungsfristen eingesetzt für ältere Mitarbeiter zusätzliche Mittel eingefordert. «Diesen Forderungen hat Syngenta entsprochen», sagt Brutschin.
Der Stellenabbau ist bereits der zweite grosse in Basel beim auf Spritzmittel und Saatgut spezialisierten Konzern. 2013 wurden 130 IT-Jobs nach Indien ausgelagert. Nach dem Vollzug des jüngsten Sparprogramms beschäftigt Syngenta in Basel noch rund 1300 Mitarbeiter, weltweit wären es künftig noch gut 26’000 Angestellte.
Syngenta ist das jüngste Beispiel eines Pharma- oder Chemiekonzerns, der in Basel massiv Jobs streicht. Der amerikanische Chemiemulti Huntsman kürzte seine örtliche Belegschaft in den letzten Jahren um rund 800 Stellen. Die deutsche BASF halbierte die Zahl der Angestellten in der Region, indem das Unternehmen 350 Stellen wegsparte.
Auch Novartis schockierte
Selbst in der erfolgreicheren Pharmaindustrie kommt es immer wieder zu Schreckensmeldungen. Anfangs Jahr wurde publik, dass Novartis in Basel 500 Stellen wegrationalisieren will. Allerdings hat das Unternehmen seine Belegschaft auch immer wieder aufgestockt.
Auch Syngenta hat in den letzten Jahren immer wieder Personal in Basel eingestellt. Das stimmt Brutschin zuversichtlich: «Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang, dass Syngenta – gerade auch in Basel – in den letzten Jahren mehrere Hundert Stellen geschaffen hat.»
Genau das irritiert die Gewerkschaften. «Anstatt vom Weg der Gewinnmaximierung abzuweichen, setzte die Konzernleitung ihre fixe Idee des unrealistischen Wachstums unbeirrt fort. Gleichzeitig wurde eine entsprechende Belegschaft aufgebaut. Diese muss nun für die Fehleinschätzung büssen», kritisiert der Personalverband Angestellte Schweiz. «Offenbar lautet das Syngenta-Credo: zuerst übermässig düngen und dann kompostieren.»
Steigende Profite
Die Gewerkschaft Unia stellt die Notwendigkeit der Massnahme infrage: «Eine wirtschaftliche Notwendigkeit für diesen massiven Abbau gibt es nicht. So konnten im 3. Quartal 2014 die Syngenta-Verkaufserlöse gesteigert werden.» Der Umsatz sei von Juli bis September dieses Jahres um 2 Prozent auf 2,98 Milliarden US-Dollar gestiegen.» Syngenta steigerte die Erlöse seit 2010 um mehr als ein Viertel.
Mit dem Sparprogramm will das Unternehmen seine Kosten bis 2018 weltweit um 1 Milliarde US-Dollar kürzen. Alleine nächstes Jahr will Syngenta 265 Milliarden US-Dollar einsparen. Betroffen von den Kürzungen sind die Bereiche Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie Global Operations.