Mit einem Antrag hat Soup&Chill den Grossen Rat um Unterstützung gebeten. Weil dieser abgelehnt wurde, muss jetzt die Suppenküche für Randständige den Sommer über schliessen.
Diesen Sommer gibt es an den Wochenenden keine Versorgung für Randständige im Soup&Chill. Die Suppenküche im Gundeli, welches im Sommer jeweils als eine von wenigen sozialen Institution an den Wochenenden für Randständige warmes Essen anbietet, muss vorübergehend schliessen.
Grund dafür ist fehlendes Geld. Obwohl die Suppenküche bloss einen Sicherheitsmann anstellt, geht mit 40’000 Franken allein für diesen schon das meiste Geld drauf, das der Betrieb vom Kanton erhält. Dieser deckt für die nächsten drei Jahre mit 45’000 Franken gerade mal 15 Prozent vom gesamten Betriebsbudget. Deshalb reichte Soup&Chill beim Grossen Rat einen Antrag ein.
Grossratsantrag abgelehnt
In diesem baten die Betreiber darum, dass das Soup&Chill ins Sicherheitsdispositiv des Kantons aufgenommen werde. So müsste der Betrieb den Sicherheitsangestellten nicht mehr privat finanzieren und hätte eine grosse jährliche finanzielle Hürde weniger.
Denn schon so sei es jeweils schwer genug, ausreichend Geld zu sammlen. «Pro Saison erwirtschaften wir 250’000 Franken selber. Wir machen damit weit mehr als die anderen Institutionen mit vergleichbarem Angebot, um Geld einzutreiben», sagt Vorstandspräsidentin Claudia Adrario de Roche. Von Cateringservices über Kulturveranstaltungen bis zu Spendensammlungen, «das Soup&Chill musste schon immer alle Registern ziehen».
Umso enttäuschter sei sie gewesen, als sie im Grossen Rat mitverfolgen musste, mit welchen Argumenten ihr Antrag abgeschmettert wurde. «Einige Grossräte sagten, wenn wir Sicherheitspersonal in unserem Betrieb brauchten, sei das eher ein Zeichen dafür, dass wir einfach schlechtes Personal hätten.»
Geld reicht nicht fürs ganze Jahr
Entgegen dieser Darstellung laufe der Betrieb jeweils problemlos und die Stimmung in der Suppenküche sei meistens friedlich. Doch es brauche auf jeden Fall einen Sicherheitsverantwortlichen. Dies habe auch Regierungsrat Christoph Brutschin anerkannt, als er mit Adrario de Roche im Rahmen der Subventionsverhandlungen sprach, sagt die Präsidentin der sozialen Einrichtung.
Ohne die erhoffte finanzielle Erleichterung reicht es dem Soup&Chill nicht, das ganze Jahr über den Betrieb aufrechtzuerhalten. Weil der Winter für Randständige weit härter ist als der Sommer, musste die Suppenküche sich auf das Nötigste, die kalte Jahreszeit, konzentrieren und die Sommermonate auslassen.
An den Moment, als die Betriebsleitung des Soup&Chill ihren Gästen die Hiobsbotschaft überbrachte, erinnert sich die Präsidentin noch genau. Vor allem an die enttäuschte Reaktion der Hilfsbedürftigen: «Da war bloss noch Resignation, ein Schulterzucken.» Dass sie die Randständigen den Sommer über nicht betreuen können, sei für alle Beteiligten schwierig. «Wir bleiben telefonisch mit ihnen in Kontakt und versprachen ihnen, im August ein Multikultifest und im September ein Grillfest für sie zu organisieren.»
Laut Adrario de Roche sei es nicht das erste Jahr in dem es knapp geworden ist, rechtzeitig Geld zu besorgen. «Es ist jedesmal ein Balanceakt auf Messersschneide», sagt sie genervt. «Und diesmal hat es leider nicht geklappt.»
Artikelgeschichte
Im Text stand ursprünglich, dass Soup&Chill die einzige Institution sei, die Verpflegung für Bedürftige an Wochenenden offeriert. Eine Leserin machte uns darauf aufmerksam, dass dem nicht so sei. Der Satz wurde entsprechend angepasst. Mehr zum Thema: tageswoche.ch/+aiexq