Zum ersten Mal weist der Generalunternehmer der Messebaustelle eine Firma von der Baustelle. Diese hatte polnische Gipser mutmasslich zu Dumpinglöhnen beschäftigt.
Das Mail ist kurz und knapp: «Wir möchten Ihnen mitteilen, dass wir das Personal der Firma Objektplan GmbH nach unseren Abklärungen (…) heute von der Baustelle gewiesen haben.» Dies schreibt der Niederlassungsleiter des Generalunternehmens HRS der Gewerkschaft Unia. Zum ersten Mal weist damit der Generalunternehmer der Messbaustelle eine Firma von der Baustelle, die im Verdacht steht, ihre Angstellten zu Dumpinglöhnen zu beschäftigen.
Es geht um ein gutes Dutzend polnische Gipser, die angaben, zu einem Stundenlohn von rund 14 Franken zu arbeiten. Publik gemacht hatte die Gewerkschaft Unia den Verstoss schon Ende November nach einer Grosskontrolle auf der Messebaustelle.
Gipser bestraft
Dies kam einige Tage später einen dieser polnischen Gipser teuer zu stehen. Gemäss dessen Aussage, packte ihn ein Vorarbeiter der Firma Dämmtech. Nottwil GmbH und beförderte ihn auf die Strasse, wie die TagesWoche publik machte. Die Firma Dämmtech war dabei gar nicht der Arbeitgeber des Polen. Diese hatte einen Auftrag vom Generalunternehmer HRS bekommen und teilweise weiter an das Subunternehmen Objektplan gegeben. Bei dieser Firma war der polnische Gisper angestellt. Die Firma Dämmtech bestritt den Vorfall.
Die zurückgebliebenen Kollegen des polnischen Gipsers glaubten, ihrem Kollegen sei zum Verhängnis geworden, dass er am besten Deutsch sprach. Deshalb hätten seine Vorgesetzten wohl vermutet, er habe gegenüber der Gewerkschaft Unia über die Dumpinglöhne geplaudert und ihn deswegen bestraft. Was die Vorgesetzten nicht wussten: Die Gewerkschaft Unia kann auf einen polnisch sprechenden Mitarbeiter zählen.
«Sofort von der Baustelle weisen»
Mit Hilfe der Gewerkschaft klagte der fristlos entlassene Pole gegen die Firma Objektplan GmbH wegen missbräuchlicher Kündigung. Doch die Klage scheiterte schon daran, dass das zuständige Friedensrichteramt dem Firmeninhaber keine Vorladungen zustellen konnte, weil dessen Aufenthaltsort den Behörden unbekannt ist. Roland Schiesser, Mitglied der Sektorleitung Bau der Unia, schrieb deshalb den Verantwortlichen der Messe und des Generalunternehmens HRS: «Es ist höchste Zeit, dass Sie diese Firma sofort von der Baustelle weisen.» Und genau das taten diese dann auch.
Martin Kull, CEO der HRS, erklärt gegenüber der TagesWoche, die HRS habe der Objektplan GmbH nachweisen können, dass diese den Vertrag verletzt habe. «Darum konnten wir die Forderung stellen, diese Firma von der Baustelle zu weisen.» Immer wieder habe die HRS ihre Vertragspartner sensibilisiert, Lohn- und Arbeitsbedingungen auf allen Stufen der Subunternehmerketten einzuhalten. Tatsächlich hatte das Generalunternehmen den Subunternehmen im Dezember schriftlich mit scharfen Sanktionen gedroht, nachdem Kontrolleure auf der Messebaustelle wiederholt auf Fälle von Lohndumping gestossen waren.