BLT-Chef Andreas Büttiker: «Vielleicht haben wir uns verschätzt»

Die BLT will in ihren Trams und Bussen keine Plakate mit küssenden Schwulen und Lesben. Bei der Begründung kommt BLT-Chef Andreas Büttiker ins Rudern – und bezieht sich auf Richtlinien, die es nicht gibt.

Gleichgeschlechtliches Küssen ist bei den BLT nicht erwünscht. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die BLT will in ihren Trams und Bussen keine Plakate mit küssenden Schwulen und Lesben. Bei der Begründung kommt BLT-Chef Andreas Büttiker ins Rudern – und bezieht sich auf Richtlinien, die es nicht gibt.

Andreas Büttiker, Direktor der BLT, hat für Mittwochnachmittag alle Termine abgesagt. Im Netz ergiesst sich gerade ein Shitstorm über sein Unternehmen.

BLT krebst zurück

Das Transportunternehmen hat nach den geharnischten Reaktionen reagiert: Am Mittwoch teilte die BLT mit: Sie «ermöglicht» nun Kampagne des «Anyway»-Jugendtreffs doch.

Auslöser war der Basler Jugendtreff «Anyway», der kommende Woche seine neue Plakatkampagne zum Thema Homosexualität startet. Die Plakate zeigen auch sich küssende Schwule und Lesben. Büttiker befürchtete, die Bilder könnten «einen Teil der Fahrgäste stören» und lehnte den Aushang ab.

Auf der Facebookseite des Unternehmens und auf Twitter haben Dutzende Nutzer wütende Kommentare verfasst. Andreas Büttiker will an seinem Entscheid dennoch festhalten: Von den insgesamt 14 Sujets werden 6 bei der BLT nicht zu sehen sein. Die BVB wollen hingegen in ihren Fahrzeugen alle Motive aufhängen.

Für offene Fragen sorgt die Begründung des BLT-Direktors. Gegenüber «20-Minuten» erwähnte Büttiker «Richtlinien», an die sich die BLT halten müsse. Auf Anfrage erklärt Büttiker, bei den «Richtlinien» handle es sich lediglich um einen Absatz im Vertrag zwischen der BLT und der Plakatgesellschaft APG. Diese habe das Unternehmen auf die «heiklen» Sujets aufmerksam gemacht.

Geküsst wird trotzdem

Ob die BLT diese zulassen, steht ihr jedoch frei. «Die Ablehnung war ein überlegter Bauchentscheid», sagt Büttiker. «Wir stellten uns die Frage, wen wir weniger verrückt machen: Befürworter oder Gegner der Plakate.» Vielleicht habe man sich dabei verschätzt.

Die Empörung über den Entscheid reicht bis in die Politik. Daniel Stolz, Basler FDP-Nationalrat und Geschäftsleiter der Aidshilfe beider Basel, bezeichnet den Entscheid als schlechten Witz, «ich kann die BLT überhaupt nicht verstehen». Auch die Juso kritisierten in einer Medienmitteilung die BLT.

Gänzlich verbannen kann die BLT küssende Homosexuelle trotz ihrer Bemühungen nicht. Die Homosexuellen-Organisation «Pink Cross» hat zu einem «Kiss-in» gegen Homophobie aufgerufen. Der Einladung auf Facebook haben bereits 60 Personen zugesagt. Stattfinden soll das Gruppenküssen kommende Woche auf der Linie 11, in einem Tram der BLT.

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