Der 49-jährige Thomas Jordan als oberster Direktor (Präsident des Direktoriums) und Jean Studer (54) als Bankpräsident: Das sind die neuen starken Männer an der Spitze der Schweizer Nationalbank (SNB). Der Bundesrat hat am Mittwoch beide ernannt und das Bankdirektorium auch noch durch den 52 jährigen Fritz Zurbrügg ergänzt. Damit ist SNB-seitig die Fall Hildebrand erledigt.
Die Spitze der SNB ist damit wieder vollumfänglich repariert, die Ende letzten Jahres durch die Affäre Hildebrand arg havariert worden war. Damals hatte der SNB-Präsident Philipp Hildebrand seinen Posten jählings räumen müssen, nachdem bekannt geworden war, dass über seine Konto insiderverdächtige Devisenspekulationen mit US-Dollars gelaufen waren. Das hatte schweizweit und international für Aufsehen gesorgt und ein schiefes Licht auf die SNB und die Schweiz geworfen.
Jordan hatte seither die operative Führung der Schweizer Notenbank interimistisch wahrgenommen. Seine Ernennung zum obersten Notenbankchef des finanzmarkt-starken Kleinstaates Schweiz war keine Überraschung. Der Bieler Jordan hatte in Bern Ökonomie studiert und war 1997 zur SNB gekommen. 2004 wurde er zum Direktor befördert und Anfang 2010 ernannte ihn der Bundesrat zum Vizepräsidenten des SNB-Direktoriums. Aufsehen erregten in neuerer Zeit seine frühen Publikationen zur Euro-Problematik, in denen Jordan schon 1993 die Fehlkonstruktionen des Euro-Raumes fast prophetisch vorausgesehen hatte.
Studer tritt als Regierungsrat zurück
Der Jurist Jean Studer, der von 1999 bis 2005 die SP und den Kanton Neuenburg im Ständerat vertreten hatte, und seither der Neuenburger Kantonsregierung als Finanz- und Sicherheitsdirektor angehört, war schon Vizepräsident des SNB-Bankrates. Jetzt übernimmt er das Präsidium, und tritt spätestens in einem Jahr aus der Neuenburger Regierung zurück.
Studer hatte sich schon im Bundeshaus als Finanzpolitiker profiliert. Und dabei vor allem die Sonderwünsche und Erpressungsversuche der USA gegenüber den Schweizer Banken und dem Staat Schweiz stets kritisch verfolgt. Er war mehrmals auch als möglicher Bundesratskandidat seiner Partei gehandelt worden.
Zurbrüggs Karrieresprung
Ein eingefleischter Finanzfachmann ist auch Fritz Zurbrügg, der nach nur zwei Jahren an der Spitze der Finanzverwaltung im Departement Widmer-Schlumpf den Karrieresprung ins Direktorium der SNB schafft. Zurbrügg kommt aus Frutigen im Berner Oberland. Auch er hatte an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bern studiert, und dann als Ökonom in der Finanzverwaltung gearbeitet. Mehrere Jahre lang hat Zurbrügg auch als Berater und Exekutivdirektor im Schweizer Büro beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington gearbeitet, bevor er dann als Direktor der Finanzverwaltung nach Bern zurück kam.