Barbara Buser weiss, wie sich alte Bausubstanz neu bespielen lässt: Mit ihren Firmen In Situ und Denkstatt Sarl hat sie unter anderem die Markthalle, das Gundeldingerfeld und das Walzwerk in Münchenstein erfolgreich umgenutzt. Jetzt beurteilt sie in der Stadtbildkommission (SBK) Projekte, die zum Teil auf den Ruinen alter Gebäude gebaut werden.
«Ich habe nichts gegen Neubauten», sagt Buser, «aber das Neue
muss deutlich besser sein als das Alte.» Darauf möchte sie in der SBK so weit wie möglich ihr Augenmerk legen. Abrisspläne dürften in der SBK also künftig kritischen Fragen begegnen. Auch wenn sich das Gremium nicht primär mit Heizungen und Isolationen beschäftigt, wo möglich möchte sich Barbara Buser für eine nachhaltige Bauweise einsetzen. So weit ihr Programm für das Gremium.
Buser stösst in einer schwierigen Phase zur SBK. So will eine Gesetzesrevision die Kompetenzen des Gremiums auf unverbindliche Empfehlungen teilweise begrenzen. Nur in der Schon- und Bauzone soll die SBK verpflichtend beurteilen können. Für Buser ist das kein Problem. «Mir geht es hauptsächlich darum zu diskutieren – und nicht zu bestimmen», sagt sie. Die Diskussion mit Branchenkollegen reize sie. «Mich interessiert, aus welchen Gründen die anderen Gremiumsmitglieder Bauprojekte kritisieren oder gutheissen.»
Zu gut vernetzt
Busers Wort in der Kommission wird Gewicht haben. Nach über 20 Jahren als erfolgreiche Architektin in der Region Basel ist Buser gut vernetzt, zu Verwaltung und Regierung unterhält sie beste Kontakte. Das bietet Angriffsfläche für Kritiker.
Für Andreas Zappala, Geschäftsführer des Basler Hauseigentümerverbands (HEV), ist Buser nicht unabhängig genug. Vor allem dem Staat gegenüber. «Frau Buser reicht beim Kanton selber Projektgesuche ein. Das heisst, es besteht zu einem gewissen Grad ein Abhängigkeitsverhältnis», so Zappala. Dieses Problem bestehe aber auch schon mit anderen Gremiumsmitgliedern. «Es wäre eine Chance gewesen, den Anteil der Unabhängigen in diesem Gremium zu erweitern», sagt Zappala. Fachlich dagegen sei an Barbara Buser nichts auszusetzen.
Mit dieser Kritik hat Buser gerechnet: «Ich habe diesen Einwand bei der Wahlkommission selber angesprochen.» Sie wurde trotzdem gewählt. Sie wolle in den Ausstand treten, sobald eines ihrer Büros betroffen sei. «Ich kann mir vorstellen, dass mein Büro in Zukunft kritischer angesehen wird als bisher», sagt Buser. Die SBK wolle solchen Vorwürfen vermutlich keinen Nährboden geben und in solchen Fällen besonders genau hinschauen.
Buser ergänzt den Mix
Barbara Buser hat auch Freunde. Basta-Co-Präsidentin Tonja Zürcher lässt den Vorwurf der Befangenheit nicht gelten. «In einer kleinen Region wie Basel können solche Konstellationen immer wieder vorkommen», sagt Zürcher. Es gebe kritischere Gremien mit weitaus schwierigeren Konstellationen. «Ich denke da zum Beispiel an die Baurekurskommission», sagt Zürcher.
Und für den Vorstand des Bunds Schweizer Architekten (BSA) in Basel, Simon Frommenwiler, gibt es bei Busers Projekten noch kein
Abhängigkeitsverhältnis zum Staat. «Zudem sehe ich hier auch keinen direkten Zusammenhang zu Entscheiden, die in der SBK getroffen werden», sagt er. Es sei aber wichtig, dass der Kommission unterschiedliche Fachpersonen einsitzen: «Solche, die keine wirtschaftlichen Interessen in Basel haben und solche, die die Stadt aus ihrer täglichen Arbeit gut kennen und spüren.»
Erfahrung mit Altbauten
Frommenwiler freut sich auf Busers Arbeit in der Stadtbildkommission. «Barbara Buser hat viel Erfahrung im Umgang mit alter Bausubstanz und Bauteilen, was für das Gremium sinnvoll ist.» Auch Tonja Zürcher findet eine Umnutzerin in der Stadtbildkommission interessant: «Sie hat erfolgreich alte Bausubstanz erhalten, das ist grundsätzlich unterstützenswert.» Sie hoffe aber, dass sich mit Barbara Buser nicht viel an der Arbeitsweise der Stadtbildkommission ändere, sondern sich die bisherige Praxis fortsetzt.
Damit stösst die Linkspolitikerin bei Buser auf offene Ohren. «Basel hat eine hohe Qualität bei Neubauten. Das ist sicher auch der SBK
zu verdanken», sagt die frisch gekürte Stadtbildschützerin Buser. Die Umnutzerin Buser würde die Sachlage vermutlich anders beurteilen: Für Neues muss das Alte nicht weichen.