Der Bund möchte unrentable Bahnlinien durch Busse ersetzen. Auf dem Prüfstand stehen auch die S-Bahnlinien Basel-Laufen, Basel-Frick, die Waldenburgerbahn und das Läufelfingerli.
Wenn der Bund unrentable Bahnstrecken überprüfen will, bleiben die Baselbieter und Basler Spezialisten für den öffentlichen Verkehr normalerweise gelassen. Doch diesmal ist es anders. Auf der Liste der schlecht rentierenden Bahnlinien steht nicht nur das Läufelfingerli, sondern auch die S-Bahnen von Basel nach Frick, Basel-Laufen, die S-Bahn nach Riehen ins Wiesental und die Waldenburgerbahn. Sogar die Regionallinie Olten-Basel ist auf der Liste, allerdings nur deren Nachtangebot. Insgesamt hat das Bundesamt für Verkehr 175 von 300 Regionalbahnlinien im Auftrag des Bundesrats ins Visier genommen, wie die «NZZ am Sonntag» in ihrer letzten Ausgabe berichtete. Bei all den Linien auf der Liste, die das Bundsamt für Verkehr heute veröffentlichte (siehe Rückseite des Artikels), will der Bund vor allem prüfen, ob sich diese nicht mit einem Bus statt einer Bahn günstiger betreiben liessen. Auf dieser Sparliste sind alle Linien, die ihre Kosten weniger als zur Hälfte decken. Tatsächlich spielt die S3 von Basel nach Laufen 49 Prozent der Kosten ein, die S1 von Basel nach Frick 50 Prozent, die Waldenburgerbahn 46 Prozent.
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Verkehrskollaps vorprogrammiert
Das ist überraschend, zählen doch all diese S-Bahnlinien im Regionalverkehr Nordwestschweiz zu den tragenden Säulen des Mobilitätskonzepts der Agglomeration. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn zum Beispiel die Regionalzüge der Linie Laufen-Basel durch Busse ersetzt würden. Um nur schon nur all die Pendler, Schülerinnen und Schüler während der Morgenspitze in die Stadt respektive zu ihren Schulen zu bringen, wäre eine riesige Busflotte nötig, die sich dann durch die jetzt schon verstopften Strassen quälen müsste. Auch wenn das Baselbieter Amt für öffentlichen Verkehr der Bau- und Umweltschutzdirektion die Vorschläge des Bundes prüfen und deshalb erst später Stellung beziehen will, ist jetzt schon klar: Auf solch gut frequentierten Linien wie auf der Strecke Basel-Laufen oder Basel-Frick die Bahn durch Busse zu ersetzen, würde zu den Stosszeiten zu einem Verkehrkollaps auf den Strassen in der Agglomeration und wohl auch der Stadt Basel führen.
Überhaupt macht die Liste des Bundes den Anschein, als ob sie von einem Ökonomie-Studenten ausgearbeitet wurde ohne sich mit Verkehrsplanern abzusprechen. Einziges Kriterium, um die Sparkandidaten aufzulisten, war offenbar ein Kostendeckungsgrad von fünfzig Prozent und weniger. So steht etwa auch die Linie Basel-Zell im Wiesental auf der Liste. Doch von dieser Strecke übernimmt die Deutsche Seite fast alle Kosten. Einzig den Abschnitt vom Badischen Bahnhof zum Bahnhof SBB finanziert die Schweizer Seite. Doch ausgerechnet diese kurze Teilstrecke wird nicht nur rege genutzt, sondern ist vor allem ein entscheidendes Teilstück im Netz des öffentlichen Verkehrs. Schliesslich ist der Schweizer Bahnhof ein wichtiger Umsteigebahnhof für alle Schweizer Destinationen.
Selbst das Läufelfingerli ist eine Ausnahme
Die einzige Linie auf der Liste, die nicht zu den tragenden Säulen des Verkehrskonzepts zählt, ist die S9 von Sissach über Läufelfingen nach Olten. Das Läufelfingerli deckt seine Kosten nur gerade zu zwanzig Prozent. Würde die Bahn in Läufelfingen enden, wäre wohl ein Bus an Stelle der Bahn politisch kaum aufzuhalten. Doch die Bahn fährt weiter bis nach Olten und diese alte Hauensteinstrecke dient der SBB auch heute noch als willkommene Ausweichsroute. Bei Störungen im Hauensteintunnel, kann die Bahn das Nadelöhr so umfahren. Die Infrastruktur ist deshalb – zumindest bei Störungen zwischen Sissach und Olten – Teil des nationalen Netzes. Selbst wenn das Läufelfingerli nicht mehr fahren würde, liessen sich die Infrakstruktur deshalb auch nicht einfach einsparen.