BVB-Spitze gesteht Fehler ein

Bei den BVB geht es derzeit drunter und drüber. Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath und Direktor Jürg Baumgartner stellten sich nun erstmals den Medien – und zeigten sich einsichtig und selbstkritisch.

Einsichtiges und selbstkritisches Duo: Martin Gudenrath und Jürg Baumgartner räumten vor den Medien vor allem Fehler in der Kommunikation ein. (Bild: Yen Duong)

Bei den BVB geht es derzeit drunter und drüber. Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath und Direktor Jürg Baumgartner stellten sich nun erstmals den Medien – und zeigten sich einsichtig und selbstkritisch.

Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) kommen seit Monaten nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Die Stimmung beim Personal ist schlecht, das Verhältnis zur BLT angespannter denn je und die Spitze der BVB sieht sich mit Vorwürfen der Vetternwirtschaft konfrontiert. Der Erklärungsbedarf ist gross. Das wissen inzwischen auch Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath und Direktor Jürg Baumgartner und nahmen am Dienstag erstmals vor den Medien zu den Vorwürfen Stellung. 

Gudenrath und Baumgartner versuchten schon gar nicht, die Lage schön zu reden. Vielmehr zeigten sie sich sehr einsichtig. «Wir befinden uns nun im tiefsten Tal der Kritik. Unsere Kommunikation war nicht gut. Wir haben es verpasst, über unsere Fehler zu informieren und sie dadurch grösser werden lassen», sagte Gudenrath. Und Baumgartner ergänzte: «In einem Betrieb, der im Wandel ist, gibt es viele Reibungsflächen. Und wir haben in dieser Phase sicher zu wenig klar kommuniziert.»

Es dauerte nicht lange, bis der BVB-Direktor sein Lieblingswort «Champions League» erwähnte, wenn auch in einem weniger euphorischen Zusammenhang als in der Vergangenheit. «Wir befinden uns auf dem Weg dahin. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel, sondern etwa sieben Jahre davon entfernt.» Man habe noch einen langen und steinigen Weg vor sich.

Gudenrath will auf BLT zugehen

Dass einen Tag vor dem Mediengespräch 78 Anzeigetafeln in der Stadt ausfielen, brachte die Chefetage der BVB zum Fluchen. Baumgartner bezeichnete die Einführung der neuen Anzeigetafeln denn auch nicht als erfolgreich: «Bei diesem Projekt haben wir einen grossen Fehler gemacht. Wir haben den Fokus stark darauf gelegt, den Fehler zu finden und dabei zu wenig kommuniziert.» Bis Ende Jahr sollen die Anzeigetafeln an den 300 Haltestellen eine Zuverlässigkeit von 99,5 Prozent erreichen, Anfang Jahr waren es noch 95,7 Prozent.

Angespannt ist die Situation auch bei den Mitarbeitenden. Zur schlechten Stimmung meinte Baumgartner, dass Veränderungen auch Ängste auslösen würden. «Es ist aber nicht so, dass alle unzufrieden sind. Es gibt auch viele, die es toll finden bei uns. Aber wir müssen die kritischen Stimmen ernst nehmen und sensitiv darauf reagieren.»

Mitgrund für die Unzufriedenheit beim Personal ist, dass der Verwaltungsapparat bei den BVB gewachsen ist. Laut Baumgartner wurden seit seinem Amtsantritt 2011 insgesamt 72 neue Stellen geschaffen. 14 Prozent des Wachstums hätten in der Verwaltung stattgefunden, 86 Prozent im Kerngeschäft der BVB. Die Verwaltung wuchs von 55 auf 65 Stellen. Gudenrath meinte dazu: «Wir haben den Veränderungsprozess gegen innen und aussen zu wenig erklärt und sind wohl zu ökonomisch dabei vorgegangen.»

Nicht gross äussern mochte sich Martin Gudenrath zur Fusion mit der BLT, die von der SP beider Basel gefordert wurde. Er wolle erst Fakten und Zahlen sehen, ehe er diese Frage beantworte. Auch das Verhältnis zur BLT wollte er nicht gross kommentieren. Gudenrath scheint jedoch an einer besseren Beziehung mit der BLT arbeiten zu wollen: «Ich werde sicher einen Schritt auf Verwaltungsratspräsident André Dosé zugehen, damit wir gut miteinander arbeiten können.»

Söhne höher entlöhnt?

Die Finanzkontrolle hat auf Wunsch der BVB vor Kurzem eine Untersuchung wegen Vetternwirtschaft und Begünstigung gegen die BVB-Führung eingeleitet. Der Verdacht: Die Söhne des Verwaltungsratspräsidenten Gudenrath, des Direktors Jürg Baumgartner und des Vizedirektors Franz Brunner hätten zu vergleichsweise hohen Löhnen Praktika bei der BVB absolviert, so der Vorwurf. Gemäss «OnlineReports» wurde ein Sohn von Gudenrath mit Jahrgang 1993 zu einem Monatslohn von 4460 Franken angestellt, der Sohn von Baumgartner (Jahrgang 1994) erhielt für eine 60-Prozent-Anstellung 2680 Franken monatlich, und der Sohn von Finanzchef Franz Brunner mit Jahrgang 1992 bekam für eine 100-Prozent-Stelle 4625 Franken. Zudem erhielt ein weiterer Sohn von Brunner (Jahrgang 1993) rund 3000 Franken für eine 70-Prozent-Stelle.

Wie Martin Gudenrath sagte, seien dies keine Praktika gewesen. So habe sein Sohn sechs Monate bei der Abteilung Technik gearbeitet und sei «nach BVB-Reglementen nicht überhöht dafür entlöhnt worden». Der schwere Vorwurf der Vetternwirtschaft werde jedoch sehr ernst genommen, deshalb habe man auch die Finanzkontrolle eingeschaltet. Der Untersuchung sieht Gudenrath relativ gelassen entgegen, wie er sagte.

Laut Gudenrath gehört es zur Tradition, dass Söhne und Töchter von Angestellten bei den BVB arbeiten könnten. «Man kann sich aber durchaus die Frage stellen, ob es politisch sensibel ist, dass auch die Kinder von Kaderangestellten bei den BVB arbeiten können. Sobald die Ergebnisse der Finanzkontrolle vorliegen, wollen wir diese Frage genauer anschauen.»

Gudenrath wartet noch mit Entscheid

Ob Gudenrath als Verwaltungsratspräsident zurücktreten wird, liess er offen. Er wolle die Ergebnisse der Finanzkontrolle abwarten. Die Kritik der vergangenen Wochen habe ihn schon getroffen, sagte er. «Es ist natürlich nicht schön, wenn man seinen Kindern erklären muss, weshalb man schon wieder in der Zeitung steht. Nach vier Jahren macht man sich automatisch Gedanken, ob man das Amt weiterführen möchte, erst recht, wenn man in der Kritik steht.» Das sei ein normaler Prozess.

Für ein Weitermachen brauche er das Vertrauen der Regierung und der Geschäftsleitung. Dieses Vertrauen habe er von Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels. Die dauernde Kritik nagt offensichtlich aber am Selbstbewusstsein von Gudenrath. So sagte er: «Und ich brauche dafür Vertrauen in mich selber.» 

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