Positive Bilanz nach der Pilotphase: Das stationsungebundene Carsharing soll in Basel weitergeführt werden. Laut einer ETH-Studie sind dank dieses Angebots 363 Autos von den Strassen verschwunden.
Mit einer App das nächste Fahrzeug aufspüren und es nach Gebrauch auf einem beliebigen öffentlichen Parkplatz stehen lassen: Solche spontanen Fahrten mit dem weissen VW von «Catch a Car» sind seit August 2014 in Basel möglich. Die landesweit erste stationsungebundene «Autoteilete» hat sich in seiner knapp zweijährigen Pilotphase etabliert.
Silena Medici, Leiterin von «Catch a Car», zieht eine positive Bilanz: Über 5000 Kunden sind heute registriert. Ihnen stehen rund 120 Mietautos zur Verfügung. Dabei wurde das Angebot auch nach Riehen, ins stadtnahe Baselbiet sowie an den EuroAirport ausgedehnt. Noch ist die Luzerner Tochtergesellschaft der Mobility Genossenschaft nicht selbsttragend. Laut Medici werde dies aber mit dem Ausbau in anderen Städten angestrebt.
ETH-Studie: «Catch a Car» schluckt 363 Autos
Die Pilotphase dieser neuen Form des Carsharings wurde von einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich begleitet. Dabei soll das Angebot helfen, den Privatautobesitz und motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Francesco Ciari vom ETH-Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT) rechnet es vor: Nach der Auswertung von Fragebögen und einer Art «Smartphone-Tagebuch» von Kunden kommt er zum Schluss, dass 363 Autos weniger auf Basels Strassen unterwegs sind. Dies bedeutet auch eine Reduktion von 560’000 Autokilometern pro Jahr – und dementsprechend auch einen Rückgang von 104 Tonnen CO2.
Francesco Ciari erklärt diesen Rückgang mit dem geänderten Mobilitätsverhalten, das durch «Catch a Car» begünstigt werde. «Viele nutzen das Angebot als Ergänzung zum ÖV», sagt er. Somit sei für manche die Investition in ein Privatauto obsolet geworden. Vor allem jüngere Menschen – die meisten zwischen 18 und 36 Jahre alt – machen laut dieser Studie regen Gebrauch davon. Die Mietautos werden dabei vor allem für kurze Strecken innerhalb der Stadt genutzt.
Zahlen zur tatsächlichen Nutzung bleiben ein Geheimnis
Silena Medici kommt zum Schluss, dass «Catch a Car» vor allem eine Bevölkerungsgruppe anspricht, für die der Besitz eines Personenwagens keinen so hohen Status mehr geniesst. Wie sie sagt, habe das Prinzip des Anbieters in Basel selbstregulierend funktioniert. «Die Autos verteilen sich sehr gut», sagt Medici.
Wie oft und wann genau die Autos zum Einsatz kommen und wie viele der Registrierten das Angebot auch regelmässig nutzen: Bei der Beantwortung dieser Fragen zeigt sich das Carsharing-Unternehmen zurückhaltend. Ob sich die Verteilung der Wagen auf das Stadtgebiet tatsächlich selbst einpendelt oder ob manchmal auch mit Umplatzierungen nachgeholfen werden muss – auch das möchte «Catch a Car» als «Geschäftsgeheimnis» für sich behalten.
Allianz und Amag investieren in «Catch a Car»
Das Unternehmen kommt aber zum Schluss, dass insbesondere eine städtische Kundschaft, die hauptsächlich aufs Velo oder ins Tram steigt, auf das Angebot anspricht. «‹Catch a Car› ist erfolgreich, da es ein urbanes Mobilitätsangebot ergänzt», sagt Geschäftsführer Adamo Bonorva. Nach der Pilotphase werde das Angebot daher nahtlos weitergeführt. Ein Ausbau der Flotte ist zwar nicht geplant, doch weitere Firmen kommen an Bord: Nebst der bisherigen Zusammenarbeit mit SBB und Energie Schweiz steigen nun die Versicherung Allianz Suisse und das Automobilunternehmen Amag als Investoren ein.
Auch beim Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt stösst «Catch a Car» auf offene Ohren. Regierungsrat und BVD-Vorsteher Hans-Peter Wessels äussert sich positiv zur Pilotphase des Carsharings: «Die Resultate haben meine Erwartungen übertroffen», sagt Wessels. «Das hat Potenzial, um die Umwelt- und Strassensituation zu entlasten.»