Das Baselbiet sucht den neuen Kulturchef

Sie sind kulturell auf der Höhe, können führen und verhandeln? Dann wäre das etwas für Sie: Das Baselbiet hat die Stelle seines obersten Kulturförderers ausgeschrieben. Die Stelle wird aber erst nach den Wahlen besetzt.

Egal, wer auf Niggi Ullrich folgt: Auf den neuen Leiter kulturelles.bl wartet im Baselbiet viel Arbeit – und ebenso viel Gegenwind. (Bild: Nils Fisch)

Sie sind kulturell auf der Höhe, können führen und verhandeln? Dann wäre das etwas für Sie: Das Baselbiet hat die Stelle seines obersten Kulturförderers ausgeschrieben. Die Position wird aber erst nach den Wahlen besetzt.

Niggi Ullrich war das Urgestein der Baselbieter Kulturförderung. Der hagere Mann mit dem stets etwas zerzausten Haar und der schwarzen Brille ging Ende 2014 mit 62 Jahren vorzeitig in Pension – nach über 25 Dienstjahren in der Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD).

Ullrich war der Schleusenwärter der Förderbeiträge, Herr über die Subventionen in allen kulturellen Bereichen: Kunst, Literatur, Tanz und Theater, Musik sowie Audiovision und Multimedia. Nicht gerade zu gleichen Teilen, aber doch umsichtig und breitflächig genug, dass sich von den Empfängern öffentlich kaum einer darüber beschweren mochte, zu kurz gekommen zu sein.

Jetzt ist die Stelle als Leiter kulturelles.bl offiziell ausgeschrieben. Das Anforderungsprofil:

  • ausgewiesenes Interesse am und Kenntnisse des kulturellen Lebens in der Schweiz,
  • qualifizierte Fachkenntnisse (Studium, künstlerische Ausbildung oder Werdegang, Management) in einer Kunst-/Kultursparte,
  • Führungs- und Verhandlungskompetenzen werden vorausgesetzt.

Wüthrich redet noch ein Wörtchen mit

Pikant: Der oberste Chef der BKSD verlässt seine Direktion bereits auf Ende Juni 2015. SP-Regierungsrat Urs Wüthrich tritt nach zwölf Jahren in der Regierung nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen am 8. Februar an. Das frische Blut in der Kulturförderung dürfte nach Fahrplan also angestellt werden, während Wüthrich noch im Dienst ist.

Immerhin sicherte Wüthrich bereits zu, die Stelle nach den Wahlen gemeinsam mit seinem designierten Nachfolger zu besetzen. Das kann einer der zwei SP-Kandidierenden Daniel Münger oder Regula Nebiker sein oder auch die gut im Rennen liegende FDP-Frau Monica Gschwind aus Hölstein. Oder aber auch einer der Bisherigen, die wiedergewählt werden: Die Regierung verteilt ihre Direktionen nämlich erst nach den Wahlen neu.

Dass gleich ein Neugewählter die eine vakante Direktion erhält, ist also alles andere als sicher: Schliesslich spekulierten schon 2011 viele darauf, dass der Grüne Isaac Reber Baudirektor wird. Am Schluss erhielt der Neugewählte aber die Sicherheitsdirektion.

Wird der Kanton progressivere Förderwege beschreiten? Oder zieht sich das Baselbiet in die breitflächige Förderung der Volkskultur zurück?

Damit bleibt es für die Bewerber auch grundsätzlich offen, wie es in der Kulturpolitik weitergeht: Wird der Kanton – was aus heutiger Warte eher unwahrscheinlich ist – progressivere Förderwege beschreiten? Oder zieht sich das Baselbiet je nach Wahlergebnis letztlich doch in die breitflächige Förderung einer selbst definierten Volkskultur zurück?

Der Job ist kein leichter. Das Gewicht der bisherigen Kulturpolitik wiegt jetzt schon schwer, zumal der bisherige Kulturdirektor Wüthrich noch ein Wörtchen mitzureden hat – auch wenn er im Auswahlverfahren nur beratend mitwirken sollte.

Vor allem nach der Niederlage der Abstimmung um die Baselbieter Theatersubventionen bläst ein rauerer Wind in der Kulturpolitik des Landkantons. Niggi Ullrich sagte bereits offen, dass die politischen Spielräume enger wurden – und das nicht mal finanziell. Und Kulturdirektor Wüthrich deklamierte im TagesWoche-Interview, dass sich etwa die FDP als Bildungs- und Kulturpartei verabschiedet habe.

Langwierige Kulturdebatten

Dass eine Kulturdebatte im Baselbiet langwierig ist, zeigte bereits die Arbeit am kantonalen Kulturleitbild 2013 bis 2017. Nach langer Wartezeit stellte die Regierung das Werk vor: Der Kanton versteht sich darin explizit als Teil einer kulturellen Region, die über das Baselbiet hinaus geht und speziell auch einen Blick über die Kantonsgrenzen hin zu den Zentrumsleistungen von Basel-Stadt wirft. Das Konzept, in dem Wüthrich seine kulturpolitischen Eckpunkte definiert, dürfte alsbald überholt werden; schliesslich ist seine Laufzeit im Titel auf 2017 begrenzt. 

Übrigens: Der Leiter kulturelles.bl ist nicht automatisch der Leiter des Amts für Kultur. Im Baselbiet wechselt die Amtsleitung alle zwei Jahre mit dem Vorsitz der Kulturkonferenz, die sich aus den Chefs der Abteilungen Römerstadt Augusta Raurica, Kantonsbibliothek Baselland, Archäologie und Museum sowie kulturelles.bl zusammensetzt. Aktueller Amtsleiter ist Dani Suter, Hauptabteilungsleiter Augusta Raurica. 

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