Die höchsten Steuereinnahmen pro Kopf, den tiefesten Steuersatz im Kanton: Bottmingen hat es gut, sollte man meinen. Sehr gut sogar. Doch die Gemeinde hat auch Probleme – nicht nur mit dem vielen Verkehr und der Regierung in Liestal, sie kämpft auch gegen die negativen Folgen des Reichtums.
Zuerst ist da das Lachen. Das hört man schon von weitem, vom anderen Ende des Ganges. Logisch, dass diese Frau fröhlich ist, denkt man. Die Finanzlage ihrer Gemeinde ist bestens, die Infrastruktur ebenso und dann ist erst noch ihr Büro frisch gestrichen, wie Gemeindepräsidentin Anne Merkofer (Überparteiliche Wähler Bottmingen) schon bei der Begrüssung erwähnt.
Im Gespräch erfährt man aber schon bald: Diese Gemeinde hat auch ganz besondere Probleme, die mit der gesunden Finanzlage zusammenhängen: Die Wohnkosten sind entsprechend hoch. Junge Familien können sich Bottmingen darum kaum noch leisten. «Wenn es so weitergeht, werden hier bis in 20 Jahren fast nur noch ältere Menschen leben», stellt Anne Merkofer fest.
Dann gibt es auch noch die typischen Probleme einer Agglomerationsgemeinde. Bottmingen hat kein wirkliches Zentrum, keinen Anfang und kein Ende, im Norden geht das Dorf fliessend in Binningen über, im Süden in Oberwil.
Stau, Stau, Stau
Ein weiteres typisches Problem ist der viele Verkehr, der Stau jeden Morgen und jeden Abend. Lange hofften die Bottminger auf den Bau der andernorts stark umstrittenen Südumfahrung. Doch seit ein paar Monaten stehen nun andere Projekte im Vordergrund der Planungen, die frühestens in ein paar Jahren eine Entlastung bringen – wenn überhaupt.
Anne Merkofer lässt sich ihre gute Laune aber nicht nehmen, nur wegen der paar Probleme. Denn sie ist überzeugt, dass sich noch einiges aus Bottmingen machen lässt, trotz des vielen Verkehrs und trotz der wuchtigen Strassen, die das Dorf zerschneiden und die weitere Entwicklung erschweren. Zurzeit steht die Gemeinde kurz vor der Sanierung und Erweiterung des Schulraums.
Endlich ein Zentrum
Das wahrscheinlich wichtigste Projekt ist aber jenes beim Schulzentrum Talholz und der Gemeindeverwaltung: Neuer Wohnraum soll dort entstehen, zahlbarer Wohnraum, eine Einstellhalle und vor allem: ein Dorfplatz, ein richtiges Zentrum für Bottmingen. Dafür muss aber der Werkhof weichen. Ein erstes Projekt gemeinsam mit Binningen ist seinerzeit gescheitert. Nun wird nach einem anderen Standort gesucht.
Merkofer glaubt weiterhin an eine Lösung, wie überhaupt an die Innovationskraft ihrer Gemeinde. Daraus schöpft sie ihre Zuversicht, ihre Freude am Amt. Wenn sie von den Neuerungen wie den Blockzeiten in der Primarschule erzählt oder von der Tagesschule, die Bottmingen als eine der ersten Gemeinden im Kanton eingeführt hat, ist sie kaum mehr zu bremsen.
Keine Antwort aus Liestal
Noch mehr in Fahrt kommt sie aber bei einem anderen Thema: den kantonalen Behörden und der Regierung. «Sie müssten auf die Bevölkerung hören», sagt Anne Merkofer. Das täten sie aber nicht. Darum gebe es überall diese Baustellen: Im Sicherheitsbereich das neue Polizeigesetz, welches die Aufgabenteilung zwischen Kantons- und Gemeindepolizei neu regeln soll, im Finanzbereich die lange, allzu lange hinausgeschobene Pensionskassen-Sanierung, welche die Gemeinden vor grosse finanzielle Schwierigkeiten stellt. Oder dann die Spitalplanung! Was soll man dazu noch sagen? Am besten wohl gar nichts mehr.
Sehr viel aktueller ist ohnehin der Streit ums Schloss. Die Regierung will das Bottminger Wahrzeichen aus Kostengründen loswerden, genau gleich wie das Schloss Wildenstein. Mit einer Initiative wird nun allerdings versucht, einen Verkauf zu verhindern. Am 3. März stimmt das Baselbiet darüber ab.
Die sieben Bottminger Gemeinderäte sind im Initiativkomitee alle mit dabei. «Solch wichtige Kulturgüter dürfen nicht einfach verkauft werden», sagt Merkofer bestimmt. Dass die Regierung das nicht wahrhaben will, stört sie. Noch mehr ärgert sie sich über die Reaktion der Baudirektion auf ein erstes Schreiben der Gemeinde Bottmingen im Juli 2011 zum umstrittenen Schlossverkauf. Oder besser gesagt: die Null-Reaktion. «Eine Antwort haben wir nicht erhalten. So kann die Zusammenarbeit doch nicht funktionieren», sagt die Gemeindepräsidentin.
Immer wichtiger wird ihrer Meinung nach dafür die Kooperation mit den anderen Leimentaler Gemeinden, inklusive Allschwil und mit Schönenbuch. «Was die Gemeinden zusammen anpacken, klappt gut, wie sich auch jetzt bei der gemeinsamen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) zeigt, die in knapp einem Jahr realisiert werden musste.
Ihr Wunsch wäre, dass man das endlich auch in Liestal wahrnimmt.