Das grosse Rennen um Urs Wüthrichs Sitz

Nach dem Ende der Ära von SP-Regierungsrat Urs Wüthrich kommt es im Baselbiet zu einer Kampfwahl. Neun Kandidaten streiten um fünf Sitze – mit guten bis unterirdischen Chancen, gewählt zu werden. Eine Übersicht.

SP-Regierungsrat Urs Wüthrich tritt nicht mehr zu den Wahlen an. Linke und Bürgerliche kämpfen nun um den frei werdenden Sitz in der Baselbieter Regierung. (Bild: PATRICK STRAUB)

Nach dem Ende der Ära von SP-Regierungsrat Urs Wüthrich kommt es im Baselbiet zu einer Kampfwahl. Neun Kandidaten streiten um fünf Sitze – mit guten bis unterirdischen Chancen, gewählt zu werden. Eine Übersicht.

Urs Wüthrich hat genug. Nach zwölf Jahren in der Baselbieter Regierung tritt der SP-Bildungsdirektor zurück. Um den frei werdenden Sitz kämpfen an vorderster Front die SP und die FDP. Doch wenn am 8. Februar die Baselbieter zu den Wahlurnen schreiten, geht es nicht nur um eine Ersatzwahl: Im Grunde kann die gesamte Regierung neu besetzt werden.

Für die Bisherigen stehen die Chancen zur Wiederwahl gut. Regierungspräsident und Sicherheitsdirektor Isaac Reber etwa dürfte trotz der Affäre um die Stellenbesetzung mit Sibel Arslan im Amt bestätigt werden. Denn die Baselbieter Bürgerlichen können sich mit ihm zufrieden geben: Reber gilt nicht als linker Regierungsrat und vertritt grundsätzlich eine eher bürgerliche Linie. 

Übrigens: Als Kandidat für die Regierung kann sich jeder wahlberechtigte Einwohner des Kantons hervortun. Was sich zum Beispiel der parteilose politische Aussenseiter Thomas Kreienbühl aus Thürnen vor einem Jahr zunutze gemacht hatte. Mittlerweile aber herrscht Stille um den selbsterklärten günstigsten Regierungsrat, der auf mindestens die Hälfte seiner Amts-Entschädigungen verzichten würde. 

Die Übersicht über die Baselbieter Regierungskandidaten

1. Die Altgediente

Sabine Pegoraro (FDP).

Sabine Pegoraro (FDP). (Bild: www.bl.ch)

Sabine Pegoraro (FDP)
bisher, im Amt seit 2003

Alter: 56 Jahre

Beruf: Juristin

Sie ist die amtsälteste Regierungsrätin, die zu den Wahlen antritt. Mit zwölf Jahren hat die Pfeffingerin einige Erfahrung im Rucksack. Sie leitete acht Jahre lang die Sicherheitsdirektion und übernahm 2011 die Bau- und Umweltschutzdirektion. Als Baudirektorin ist sie für viele grosse Investitionen des Kantons verantwortlich. 

Wahlchancen: gut

Medienporträts:

 

2. Der Hybrid

Isaac Reber (Grüne).

Isaac Reber (Grüne). (Bild: www.bl.ch)

Isaac Reber (Grüne)
bisher, im Amt seit 2011, aktuell Regierungspräsident

Alter: 53 Jahre

Beruf: Diplomierter Raumplaner

2011 schaffte der Sissacher Isaac Reber die Sensation: Er drängte SVP-Regierungsrat Jörg Krähenbühl aus dem Amt. Raumplaner Reber übernahm daraufhin die Sicherheitsdirektion, obwohl viele auf einen grünen Baudirektor spekuliert hatten. Reber – ein Urgestein der Baselbieter Grünen – steht nicht für eine linke Politik, er gilt als Pragmatiker, der sich gut in die bürgerlich dominierte Regierung einfügt.

Wahlchancen: gut

Medienporträts:

 

3. Der Funktionär

Thomas Weber (SVP).

Thomas Weber (SVP). (Bild: www.bl.ch)

Thomas Weber (SVP)
bisher, im Amt seit 2013

Alter: 53 Jahre

Beruf: Bauingenieur

Der Buusner Thomas Weber ersetzte in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion den verstorbenen Peter Zwick. Weber leitete zuvor die Filiale des Bundesamts für Strassen (Astra) in Zofingen. Obwohl sich Weber zuvor als prononcierter SVP-Politiker zeigte, gehört er in der Regierung als Pragmatiker zu den gemässigten Kräften und bot bislang wenig Angriffsfläche für scharfe Kritik. 

Wahlchancen: gut

Medienporträts:

 

4. Der Leader

Anton Lauber (CVP).

Anton Lauber (CVP). (Bild: www.bl.ch)

Anton Lauber (CVP)
bisher, im Amt seit 2013

Alter: 53 Jahre

Beruf: Advokat

Der ehemalige Allschwiler Gemeindepräsident Anton Lauber übernahm das schwere Los als Baselbieter Finanzdirektor. Lauber obliegt es nun nicht nur, den Staatshaushalt wieder auf Kurs zu bringen, er begann auch schon, den kritisierten Baselbieter Finanzausgleich und die Gemeindestrukturen aufzuräumen. Lauber zeigt grosse Dossiersicherheit und gibt sich selbstsicher und pflichtbewusst.

Wahlchancen: sehr gut

Medienporträts:

 

5. Die Herausforderin

Regula Nebiker (SP)

Regula Nebiker (SP) (Bild: www.sp-bl.ch)

Regula Nebiker (SP)
neu

Alter: 57 Jahre

Beruf: Staatsarchivarin BL

Die amtierende SP-Stadträtin von Liestal greift nach dem frei werdenden Sitz des SP-Regierungsrats Urs Wüthrich. 2011 machte sie mit der Kandidatur für den Nationalrat erstmals kantonalpolitisch auf sich aufmerksam. Nebiker redet offen und scheute sich auch nicht, Wüthrich in der «Basler Zeitung» zu kritisieren, was die Parteibasis nur bedingt goutierte. Als linke Frau ist sie im Rennen aber gut positioniert.

Wahlchancen: gut

Medienporträts:

 

6. Der Gewerkschafter

Daniel Münger (SP).

Daniel Münger (SP). (Bild: www.sp-bl.ch)

Daniel Münger (SP)
neu

Alter: 53 Jahre

Beruf: Zentralsekretär Gewerkschaft Syndicom

Daniel Münger ist ein Urgestein der Baselbieter Gewerkschaften. Unter anderem als Mitglied der Zentralen Paritätischen Kommission steht der Münchensteiner in intensivem Kontakt mit Wirtschaftsverbänden. Münger machte sich von 2001 bis 2013 als Landrat einen Namen und kandidierte 2011 für den Nationalrat. Er ist ein sicherer politischer Wert, allerdings dürfte er als prononcierter Linker im bürgerlichen Lager wenige Stimmen machen.

Wahlchancen: mässig

Medienporträts:

 

7. Die Hardlinerin

Monica Gschwind (FDP).

Monica Gschwind (FDP). (Bild: www.bl.ch)

Monica Gschwind (FDP)
neu

Alter: 51 Jahre

Beruf: Treuhänderin, selbstständig

Die gebürtige Luzernerin ist seit 2000 Hölsteiner Gemeinderätin und seit 2012 Gemeindepräsidentin. Seit 2010 sitzt sie auch für die FDP im Landrat. Gschwind war bislang kantonalpolitisch eher unscheinbar, machte sich aber unlängst einen Namen, als sie sich präventiv gegen ein Bundesasylzentrum in ihrer Gemeinde sperrte. Sie greift als offizielle Kandidatin der Bürgerlichen nach dem Sitz des abtretenden Bildungsdirektors Urs Wüthrich.

Wahlchancen: gut

Medienporträts:

 

8. Der Laufentaler

Matthias Imhof (BDP).

Matthias Imhof (BDP). (Bild: www.bdp.info)

Matthias Imhof (BDP)
neu

Alter: 58 Jahre

Beruf: IT-Berater, Dachdeckermeister, Immobilienverwalter

Der Laufner Matthias Imhof startet aus einer klaren Aussenseiterposition in die Wahlen. Er ist aktuell Präsident der BDP-Sektion Laufental und hat sich kantonalpolitisch noch gar nicht profiliert. Seine Kandidatur bringt – trotz Chancenlosigkeit – die BDP in die Medien. Ob die Pro-Forma-Kandidatur der angeschlagenen Baselbieter Randpartei massgeblich hilft, bleibt allerdings fraglich.

Wahlchancen: schlecht

Medienporträts:

 

9. Der Dumpingkandidat

Thomas Kreienbühl (parteilos).

Thomas Kreienbühl (parteilos). (Bild: www.tk-consulting.ch)

Thomas Kreienbühl (parteilos)
neu

Alter: 43

Beruf: Pilot

Seine Kandidatur kündigte der Thürner Thomas Kreienbühl vor einem Jahr per Video aus dem Cockpit an und versprach im Nachgang zur Honorar-Affäre, nur eine Amtszeit regieren und dafür lediglich 120’000 Franken statt der rund 300’000 Franken kassieren zu wollen. Seither wurde es sehr, sehr ruhig um den hoffnungslosen Aussenseiter. 

Wahlchancen: inexistent

Medienporträts:

Nächster Artikel