Nach dem Ende der Ära von SP-Regierungsrat Urs Wüthrich kommt es im Baselbiet zu einer Kampfwahl. Neun Kandidaten streiten um fünf Sitze – mit guten bis unterirdischen Chancen, gewählt zu werden. Eine Übersicht.
Urs Wüthrich hat genug. Nach zwölf Jahren in der Baselbieter Regierung tritt der SP-Bildungsdirektor zurück. Um den frei werdenden Sitz kämpfen an vorderster Front die SP und die FDP. Doch wenn am 8. Februar die Baselbieter zu den Wahlurnen schreiten, geht es nicht nur um eine Ersatzwahl: Im Grunde kann die gesamte Regierung neu besetzt werden.
Für die Bisherigen stehen die Chancen zur Wiederwahl gut. Regierungspräsident und Sicherheitsdirektor Isaac Reber etwa dürfte trotz der Affäre um die Stellenbesetzung mit Sibel Arslan im Amt bestätigt werden. Denn die Baselbieter Bürgerlichen können sich mit ihm zufrieden geben: Reber gilt nicht als linker Regierungsrat und vertritt grundsätzlich eine eher bürgerliche Linie.
Übrigens: Als Kandidat für die Regierung kann sich jeder wahlberechtigte Einwohner des Kantons hervortun. Was sich zum Beispiel der parteilose politische Aussenseiter Thomas Kreienbühl aus Thürnen vor einem Jahr zunutze gemacht hatte. Mittlerweile aber herrscht Stille um den selbsterklärten günstigsten Regierungsrat, der auf mindestens die Hälfte seiner Amts-Entschädigungen verzichten würde.
Die Übersicht über die Baselbieter Regierungskandidaten
1. Die Altgediente
Sabine Pegoraro (FDP)
bisher, im Amt seit 2003
Alter: 56 Jahre
Beruf: Juristin
Sie ist die amtsälteste Regierungsrätin, die zu den Wahlen antritt. Mit zwölf Jahren hat die Pfeffingerin einige Erfahrung im Rucksack. Sie leitete acht Jahre lang die Sicherheitsdirektion und übernahm 2011 die Bau- und Umweltschutzdirektion. Als Baudirektorin ist sie für viele grosse Investitionen des Kantons verantwortlich.
Wahlchancen: gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Sabine Pegoraro im «061Live» auf Telebasel
- Website von Sabine Pegoraro: www.pegoraro.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
2. Der Hybrid
Isaac Reber (Grüne)
bisher, im Amt seit 2011, aktuell Regierungspräsident
Alter: 53 Jahre
Beruf: Diplomierter Raumplaner
2011 schaffte der Sissacher Isaac Reber die Sensation: Er drängte SVP-Regierungsrat Jörg Krähenbühl aus dem Amt. Raumplaner Reber übernahm daraufhin die Sicherheitsdirektion, obwohl viele auf einen grünen Baudirektor spekuliert hatten. Reber – ein Urgestein der Baselbieter Grünen – steht nicht für eine linke Politik, er gilt als Pragmatiker, der sich gut in die bürgerlich dominierte Regierung einfügt.
Wahlchancen: gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF) mit Isaac Reber
- Der Wahltalk mit Isaac Reber im «061Live» auf Telebasel
- Website von Isaac Reber: www.isaacreber.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
3. Der Funktionär
Thomas Weber (SVP)
bisher, im Amt seit 2013
Alter: 53 Jahre
Beruf: Bauingenieur
Der Buusner Thomas Weber ersetzte in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion den verstorbenen Peter Zwick. Weber leitete zuvor die Filiale des Bundesamts für Strassen (Astra) in Zofingen. Obwohl sich Weber zuvor als prononcierter SVP-Politiker zeigte, gehört er in der Regierung als Pragmatiker zu den gemässigten Kräften und bot bislang wenig Angriffsfläche für scharfe Kritik.
Wahlchancen: gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Thomas Weber im «061Live» auf Telebasel
- Website von Thomas Weber: www.thomasweber.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
4. Der Leader
Anton Lauber (CVP)
bisher, im Amt seit 2013
Alter: 53 Jahre
Beruf: Advokat
Der ehemalige Allschwiler Gemeindepräsident Anton Lauber übernahm das schwere Los als Baselbieter Finanzdirektor. Lauber obliegt es nun nicht nur, den Staatshaushalt wieder auf Kurs zu bringen, er begann auch schon, den kritisierten Baselbieter Finanzausgleich und die Gemeindestrukturen aufzuräumen. Lauber zeigt grosse Dossiersicherheit und gibt sich selbstsicher und pflichtbewusst.
Wahlchancen: sehr gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Anton Lauber im «061Live» auf Telebasel
- Website von Anton Lauber: www.antonlauber.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
5. Die Herausforderin
Regula Nebiker (SP)
neu
Alter: 57 Jahre
Beruf: Staatsarchivarin BL
Die amtierende SP-Stadträtin von Liestal greift nach dem frei werdenden Sitz des SP-Regierungsrats Urs Wüthrich. 2011 machte sie mit der Kandidatur für den Nationalrat erstmals kantonalpolitisch auf sich aufmerksam. Nebiker redet offen und scheute sich auch nicht, Wüthrich in der «Basler Zeitung» zu kritisieren, was die Parteibasis nur bedingt goutierte. Als linke Frau ist sie im Rennen aber gut positioniert.
Wahlchancen: gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Regula Nebiker im «061Live» auf Telebasel
- Website von Regula Nebiker: www.regula-nebiker.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
6. Der Gewerkschafter
Daniel Münger (SP)
neu
Alter: 53 Jahre
Beruf: Zentralsekretär Gewerkschaft Syndicom
Daniel Münger ist ein Urgestein der Baselbieter Gewerkschaften. Unter anderem als Mitglied der Zentralen Paritätischen Kommission steht der Münchensteiner in intensivem Kontakt mit Wirtschaftsverbänden. Münger machte sich von 2001 bis 2013 als Landrat einen Namen und kandidierte 2011 für den Nationalrat. Er ist ein sicherer politischer Wert, allerdings dürfte er als prononcierter Linker im bürgerlichen Lager wenige Stimmen machen.
Wahlchancen: mässig
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Daniel Münger im «061Live» auf Telebasel
- Website von Daniel Münger: www.daniel-muenger.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
7. Die Hardlinerin
Monica Gschwind (FDP)
neu
Alter: 51 Jahre
Beruf: Treuhänderin, selbstständig
Die gebürtige Luzernerin ist seit 2000 Hölsteiner Gemeinderätin und seit 2012 Gemeindepräsidentin. Seit 2010 sitzt sie auch für die FDP im Landrat. Gschwind war bislang kantonalpolitisch eher unscheinbar, machte sich aber unlängst einen Namen, als sie sich präventiv gegen ein Bundesasylzentrum in ihrer Gemeinde sperrte. Sie greift als offizielle Kandidatin der Bürgerlichen nach dem Sitz des abtretenden Bildungsdirektors Urs Wüthrich.
Wahlchancen: gut
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Monica Gschwind im «061Live» auf Telebasel
- Website von Monica Gschwind: www.monica-gschwind.ch
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
8. Der Laufentaler
Matthias Imhof (BDP)
neu
Alter: 58 Jahre
Beruf: IT-Berater, Dachdeckermeister, Immobilienverwalter
Der Laufner Matthias Imhof startet aus einer klaren Aussenseiterposition in die Wahlen. Er ist aktuell Präsident der BDP-Sektion Laufental und hat sich kantonalpolitisch noch gar nicht profiliert. Seine Kandidatur bringt – trotz Chancenlosigkeit – die BDP in die Medien. Ob die Pro-Forma-Kandidatur der angeschlagenen Baselbieter Randpartei massgeblich hilft, bleibt allerdings fraglich.
Wahlchancen: schlecht
Medienporträts:
- «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Der Wahltalk mit Matthias Imhof im «061Live» auf Telebasel
- Website von Matthias Imhof: www.bdp.info/imhof-matthias
- Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
9. Der Dumpingkandidat
Thomas Kreienbühl (parteilos)
neu
Alter: 43
Beruf: Pilot
Seine Kandidatur kündigte der Thürner Thomas Kreienbühl vor einem Jahr per Video aus dem Cockpit an und versprach im Nachgang zur Honorar-Affäre, nur eine Amtszeit regieren und dafür lediglich 120’000 Franken statt der rund 300’000 Franken kassieren zu wollen. Seither wurde es sehr, sehr ruhig um den hoffnungslosen Aussenseiter.
Wahlchancen: inexistent
Medienporträts:
- Kein «Wahlzmorgen» des Regionaljournals Basel (SRF)
- Kein Wahltalk mit Thomas Kreienbühl im «061Live» auf Telebasel
- Website von Thomas Kreienbühl: www.tk-consulting.ch
- Keine Einschätzung der «Basellandschaftlichen Zeitung»
- Porträt der «TagesWoche» über Thomas Kreienbühl