Vor und während des Konklave sind die Kardinäle von der Aussenwelt abgeschlossen.
«Das ist die absolute Quarantäne», sagt Joachim Meisner. Der Kölner Kardinal hat bereits das Konklave 2005 erlebt. Am Vorabend des ersten Wahlgangs ziehen die Kardinäle in das vatikanische Gästehaus Domus Sanctae Marthae im Schatten des Petersdoms. Für die Dauer des Konklave gilt dann: Kein Luxus, keine Gaumenfreuden, keine Kommunikation.
Das Domus Sanctae Marthae ist seit Tagen geräumt. Vor dem Umzug der Kardinäle, die jetzt noch in den Seminarhäusern ihrer Nationen oder in anderen Gästehäusern logieren, wird die Verteilung der spartanisch eingerichteten Zimmer ausgelost. 106 grössere Räume gibt es, 22 Einzelzimmer und ein grosses, edel ausgestattetes Apartement, in dem der neue Papst die ersten Wochen seiner Amtszeit residieren wird. Denn die Wohnung im Apostolischen Palast ist dann noch versiegelt und wird erst auf Vordermann gebracht.
Einfache Einrichtung
Der Unterschied zwischen der Residenz der Kardinäle und den rudimentären und bis zum Konklave 1978 üblichen, stickigen Schlafkojen im Apostolischen Palast ist erheblich. Jeder Kardinal hat jetzt immerhin sein eigenes Bad. Dennoch wurde die Einrichtung der Zimmer im Gästehaus einfach gehalten: An der Wand über dem Bett hängt ein Kruzifix, im Zimmer stehen ein Stuhl, ein Schreibtisch, eine Kniebank zum Beten, das Bett und eine Klimaanlage. Mehr Komfort gibt es nicht. Die Namen der Kardinäle werden ein paar Tage vor Beginn des Konklave nach dem Zufallsfaktor auf die Zimmer verteilt. «So weiss niemand vorher, wer sein Nachbar ist», sagt Vatikansprecher Lombardi.
Dann beginnt die Zeit der Isolation. Keine Nachricht darf von aussen ins Gästehaus dringen, auch dürfen keine Informationen nach aussen getragen werden. Deshalb sind den 115 wahlberechtigten Kardinälen für die Dauer des Konklave alle Kommunikationsmittel verboten. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Zeitung, keine Telefone, Smartphones oder Handys, keine Computer. «Wir lassen alles hinter uns und wir gehen ins Konklave ohne die Möglichkeit der Kommunikation mit der Aussenwelt», sagt Kardinal Meisner. Untereinander dürfen die Kardinäle sprechen, sie können im Gästehaus sogar die Beichte ablegen.
Störsender in der Sixtinischen Kapelle
Der Kontakt nach draussen wird verhindert. Störsender werden in diesen Tagen nicht nur in der Sixtinischen Kapelle, sondern auch im fünfstöckigen und 1996 umgebauten Gästehaus installiert. Auch das Dienstpersonal, Telefonist, Küchenpersonal, die Herbergsschwestern des Vinzentinerinnen-Ordens, müssen vor dem Vatikan-Kämmerer einen Treueschwur ablegen. Um 7.30 Uhr ist Frühmesse, nach dem Frühstück geht es in eskortierten Minibussen zur Wahl hinüber in die Sixtinische Kapelle. Auch von oben kann niemand die Kardinäle beobachten. Die Kuppel des Petersdoms ist während des Konklave gesperrt.
Auch der nicht einmal einen Kilometer lange Weg hinter der Apsis des Petersdoms entlang in Richtung Papstpalast und Sixtinischer Kapelle ist gesichert. Die 115 Kardinäle legen ihn zu den vier täglichen Wahlgängen, zwei morgens und zwei nachmittags, in Kleinbussen zurück, die von der Gendarmerie eskortiert werden. Auch auf dieser kurzen Strecke wird jeder Kontakt nach aussen verhindert, die elektronische Kommunikation ist gestört. Die Kammerdiener, die bei Beginn der Wahlgänge die Sixtinische Kapelle verlassen, müssen Metalldetektoren durchschreiten. Die Kardinäle selbst, die in feierlicher Prozession von der Paulinischen Kapelle über die Sala Regia in die Sixtinische Kapelle wandeln, werden nicht selbst durchsucht. Ihnen droht jedoch die sofortige Exkommunikation, wenn sie den Informationsstopp missachten.
Sodbrennen ausgeschlossen
Reserviertheit ist das oberste Gebot, niemand soll bei der Entscheidung für den richtigen Kandidaten von äusseren Faktoren beeinflusst werden. Nicht einmal die Mahlzeiten im Gästehaus sind in dieser Hinsicht riskant. Sie werden als extrem spartanisch, ja geradezu mönchisch beschrieben. Für manches, an die reichhaltige römische Küche gewöhntes Schwergewicht, bedeutet dies die grösste Entbehrung. Allerdings sind unter diesen Umständen Völlegefühl oder Sodbrennen bei der Wahl des Stellvertreters Jesu Christi so gut wie ausgeschlossen.