Keine Baustelle auf Stadtboden ist komplexer, keine teurer und keine andere hinkt dem Zeitplan weiter nach. Ein Besuch auf der Baustelle Operationstrakt Ost im Universitätsspital Basel.
Die Deckenlüftung im Operationssaal Zwei surrt im Dauerbetrieb. Die insgesamt sechs Monitore sind installiert und nach einem Knopfdruck auf dem Steuerpult wirft die Operationsleuchte ihr grelles LED-Licht auf den graugrünen Kunststoffboden. Im Sterilisationsraum wo die Operationswerkzeuge gereinigt werden, ist die Temperatur bereits auf die vorgeschriebenen 18 Grad heruntergekühlt. Nach vierjähriger Planungs- und Bauzeit ist die erste Bauetappe des Operationstrakts Ost abgeschlossen.
Anfang 2015 soll hier die Arbeit beginnen, mit rund einjähriger Verspätung zum ursprünglichen Zeitplan. Bis dahin will das Spital verschiedene Szenarien durchspielen, von der völligen Auslastung über einen Brand bis zum Stromausfall. «Wenn wir den Neubau einmal in Betrieb nehmen, wird hier die nächsten 30 Jahre lang pausenlos gearbeitet», sagt Roland Geiser, beim Unispital Basel verantwortlich für die Bauplanung. «Dann muss alles funktionieren, für Tests bleibt da keine Zeit mehr.»
Die Sanierung ist komplex
Wer von aussen auf das Gebäude an der Spitalstrasse blickt, sieht bis auf einige Baugerüste nichts von den Bauarbeiten. Dabei ist der Operationstrakt Ost die zur Zeit teuerste Baustelle der Stadt.
In der ersten Phase wurde auf der Hofseite des Spitals ein fünfgeschossiger Neubau mit acht Operationsräumen erstellt. Zusätzlich ein Provisorium, das bis zum Abschluss des Gesamtprojekts unter anderem zwei Operationssäle beherbergt. Sobald der Neubau in Betrieb ist, beginnen die Arbeiten im bestehenden Gebäudeteil. Der Gebäudetrakt wird dabei bis auf seine Fassade ausgehöhlt. Unter anderem entstehen darin ein neuer Aufwachraum mit 22 Patientenplätzen, 26 Plätze für Intensivpflege und sieben zusätzliche Operationssäle. Das Projekt gilt als die derzeit teuerste Baustelle der Stadt. Ein gebauter Quadratmeter kostet zwischen 4300 und 5600 Franken. Das Gesamtbudget beträgt gemäss Grossratsbeschluss 123 Millionen Franken.
Im laufenden Spitalbetrieb werden alle zwölf bisherigen Operationssäle erneuert, vergrössert und mit drei weiteren Sälen ergänzt. Auch der Aufwachraum, die Sterilisierungsanlage und die Technikzentrale werden komplett saniert und in grösserer Form neu gebaut (eine Übersicht zum Bauprojekt gibt es in der Box). Die bestehenden Räumlichkeiten der OP-Abteilung aus den Siebzigerjahren sind zu klein und entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard.
Die Sanierung ist komplex. Bei allen Arbeiten müssen die Planer dafür sorgen, dass der Spitalbetrieb nicht gestört wird. Fluchtwege müssen freigehalten, die Patienten auf dem Weg zur Operation an den Baustellen vorbeigeschleust und die Wege auch für Besucher und Patienten frei gehalten werden. Dafür braucht es provisorische Durchgänge, einen provisorische Aufwachraum, provisorische Operationssäle, provisorische Sterilisierungsanlage, provisorische Intensivpflegeplätze – und all das auf engstem Raum und gemäss strengen Vorschriften. Zwei Mal mussten bisher die Bauarbeiten unterbrochen werden, weil die Vibrationen der Baumaschinen bis in den Operationssaal zu spüren waren.
Wiesengrün und hoch modern
Das Resultat der ersten Bauphase macht Eindruck, baulich wie technisch. So sorgen Lüftungen in den Operationssälen dafür, dass die Luft vom Operationsbereich kontinuierlich zu den Raumwänden abfliesst. Und die wiesengrünen Böden verleihen den Räumen eine angenehme Helligkeit. Wer sich Operationssäle eng und unterkühlt vorstellt, wird eines besseren belehrt.
Am 6. Januar 2015 soll hier der erste Operationsschnitt gemacht werden. Ab diesem Datum beginnt die zweite Bauphase im angrenzenden Gebäudeteil.
Einmal fertig gebaut, wird das Universitätsspital über den in dieser Grösse modernsten Operationstrakt der Schweiz verfügen. Wie lange es bis dahin noch dauert, ist indes offen. Geplant war die Inbetriebnahme des Gesamtbaus für Ende 2015. Bereits jetzt rechnet das Spital mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren. Weitere Verzögerungen während der laufenden Arbeiten sind nicht ausgeschlossen.