Nicht nur auf, sondern auch vor und hinter der Bühne wird ab diesem Herbst fast alles neu am Theater Basel: Der Kanton saniert Technik und Bühnenmaschinerie und Gönner offerieren dem Haus für zwei Millionen Franken eine neue Bestuhlung im Zuschauerraum.
72 Millionen Franken sind ein stattlicher Betrag. Diese Summe steckt der Kanton Basel-Stadt bis 2018 in die umfassende Sanierung seines Stadttheaterbaus am Steinenberg. Nach über 40 Jahren im intensiven Dauerbetrieb seien diese Investitionen in den baulichen und technischen Unterhalt unabdingbar, sagten die Verantwortlichen der kantonalen Verwaltung und des Theaters an einer Medienorientierung.
Das allermeiste Geld fliesst in Sanierungsmassnahmen hinter den Kulissen. Der Leiter des Basler Hochbauamts, Thomas Blanckarts, verglich diese Arbeiten mit einem «grossen Service» zum Beispiel bei einem Velo. Für ihn ist es eine «nüchterne Angelegenheit», welche die Architektur des Baus kaum tangieren werde und deshalb für die Zuschauerinnen und Zuschauer kaum sichtbare Folgen haben werde.
Neue Zuschauersitze dank Gönnerbeiträgen
Ganz recht hat Blanckarts mit dieser Aussage allerdings nicht. Denn der Verwaltungsratspräsident des Theater Basel, Samuel Holzach, konnte als letzter Referent der Medienorientierung eine Sanierungsmassnahme verkünden, die das Publikum sehr wohl sehen und am eigenen Leib zu spüren bekommen wird: Auf die Eröffnung der kommenden Spielzeit hin werden die Sitze im Zuschauerraum der Grossen Bühne ausgewechselt.
Die Sanierungsarbeiten bei der Bühnenmaschinerie haben zur Folge, dass Andreas Beck seine erste Spielzeit nicht wie üblich im September, sondern erst Ende Oktober wird eröffnen können. Als erste Premiere steht am 22. Oktober die aufwendige Oper «Chowanschtschina» von Modest Mussorgski auf dem Programm.
Und nicht nur das: Die neue Bestuhlung wird dank mehr Sitzbreite und Beinfreiheit den Komfort erhöhen. Dazu kommen zwei neue Zugangskorridore im Parkett – eine Massnahme, die im Falle eines Brandes bessere Fluchtmöglichkeiten garantiert. Dies hat zur Folge, dass die Zahl der Sitzplätze von 998 auf 863 sinken wird.
Der neue Theaterdirektor Andreas Beck wird also ab Oktober dieses Jahres pro Vorstellung auf der Grossen Bühne 135 Zuschauerinnen und Zuschauer weniger empfangen können. Die durchschnittlichen Auslastungszahlen der vergangenen Jahre zeigen aber, dass das Theater diese Reduktion der Sitzplätze wohl ganz gut wird verkraften können.
Die Erneuerung der Zuschauersitze war ursprünglich nicht Teil des Sanierungsprogramms, und sie taucht auch in den Investitionen des Kantons nicht auf. Wie Holzach nicht ohne Stolz mitteilte, konnte die Theaterverwaltung die neue Bestuhlung mit Gönnerbeiträgen sichern. Die neue Bestuhlung kostet inklusive der Anpassung der Podesterie zwei Millionen Franken.
Massive Energieeinsparungen
Das ist im Vergleich zu den Kosten von 72 Millionen Franken für die restlichen Sanierungsmassnahmen nicht allzu viel Geld. Erneuert werden muss neben der Obermaschinerie der Bühne vor allem die technische Infrastruktur des grossen und komplexen Baus. Besonders erwähnenswert fand Blanckarts, dass die Anzahl der Damentoiletten um 50 Prozent erhöht wird.
Mit einem Kostenanteil von zehn Millionen Franken – sie stammen aus dem Fonds zur Förderung der klimaneutralen Verwaltung – fällt die Gesamterneuerung der veralteten Lüftung stark ins Gewicht. Ziel ist es, den Wärmerückgewinnungsgrad von heute 15 auf 80 Prozent zu erhöhen. Die damit erzielbaren Einsparungen bei Wärme, Kälte und Strom entsprechen laut Blanckarts einer Jahresenergiebilanz von rund 230 Haushaltungen.