Das untrügliche Gespür der Baselbieter Regierung für etwas peinliche Geschenke

Eine Geschichte haben wir noch vom Präsidentinnen-Fest für Maya Graf. Und zwar jene des zehn Jahre alten Schirms, den die Baselbieter Regierung der höchsten Schweizerin schenkte.

Günstig: Die Baselbieter Regierung schenkt Maya Graf einen Schirm aus alten Beständen des Eidgenössischen Turnfests von 2002. (Bild: Keystone)

Eine Geschichte haben wir noch vom Präsidentinnen-Fest für Maya Graf. Und zwar jene des zehn Jahre alten Schirms, den die Baselbieter Regierung der höchsten Schweizerin schenkte.

Ach, süsse Erinnerung an grosse Zeiten. Das Eidgenössische Turnfest 2002, das waren zehn tolle Tage im Baselbiet. Turnerinnen und Turner aus der gesamten Schweiz kamen nach Bubendorf und Sissach und Liestal, um im grossen Stil Bier zu trinken und Festbänke zu zerstören (man beachte das Faksimilie aus der «Volksstimme» von damals).

Das machen Turner, wenn sie nicht turnen.

Das machen Turner, wenn sie nicht turnen. (Bild: Archivbild «Volksstimme»)

Leider beschränkte sich die Konsumfreude der Turnerinnen und Turner auf Mineral und Bier und gelegentlich einen Klöpfer. Das reichhaltige Merchandise-Angebot der Organisatoren liessen sie Merchandise-Angebot sein. Nach dem Fest musste Alt Regierungsrat Peter Schmid, der OK-Präsident, bekannt geben, dass man die Defizitgarantie von Turnverband und Kanton Baselland in der Höhe von insgesamt 400’000 Franken in Anspruch nehmen müsse. Man habe im Vorfeld die Einnahmen zu hoch geschätzt. «Das Merchandising ist nicht so gelaufen, wie wir es erwartet hatten», sagte Schmid der «Aargauer Zeitung» (online nicht verfügbar), «billigere Artikel hätten sich besser verkaufen lassen.»

Verramscht

Billig wurden die Artikel nach dem Fest. Im September 2002 veranstaltete das Sportamt Baselland einen grossen Liquidationsverkauf im Liestaler Zeughaus. All die T-Shirts, Mützen, Handtücher, Rucksäcke, Schirme und Trinkflaschen wurden zu einem Bruchteil ihres ursprüngliches Preises verramscht. Was damals nicht wegging, landete auf den Wühltischen der Baselbieter Turnvereine. Teile der Konkursmasse gingen auch in die Baselbieter Verwaltung, wo sie für spezielle Gelegenheiten aufbewahrt wurden.

Zum Beispiel für jenen Fall, wenn eine Mitbürgerin zur Nationalratspräsidentin gewählt wird. Maya Graf erhielt diesen Mittwoch beim Zwischenhalt des Extrazuges in Liestal von der Baselbieter Regierungspräsidentin Sabine Pegoraro doch tatsächlich einen Schirm aus alten ETF-Beständen. Günstig, und zur aktuellen Finanzlage des Kantons passend. «Wir müssen halt sparen», meinte ein Chefbeamter der Verwaltung später beim Fest in Sissach.

Allzu häufig darf allerdings nicht mehr ein Baselbieter oder eine Baselbieterin höchste Weihen erlangen. Wie eine kurze Rückfrage in Liestal ergab, gibt es im Sportamt keine ETF-Souvenir-Artikel mehr und auch die Landeskanzlei hat nur noch die paar Schirme, die jeder Mitarbeiter damals (als Geschenk) erhielt. «Ein geheimes Lager haben wir nicht», versicherte eine Mitarbeiterin der Landeskanzlei der TagesWoche.

Degen und das U-Abo

Das ist auch gar nicht nötig. Selbst wenn für einmal keine zehnjährige Ramschware zur Hand ist, beweist die Baselbieter Regierung ein untrügliches Gespür für etwas peinliche Geschenke. Vor ein paar Monaten beispielsweise, als Jürg Degen zum Landratspräsident gewählt wurde, erhielt er von der Regierung ein U-Abo. Anscheinend wusste niemand in der geschätzten Regierung (von denen ja einige selber auch im Parlament sassen), dass jeder Landrat bei Amtsantritt ein U-Abo erhält. Vielleicht kann Degen jetzt noch tauschen. Sabine Pegoraro hat sicher irgendwo noch einen alten Schirm.

 

Peinliche Basler Geschenke

Eben meldet sich der ehemalige Basler Grossratspräsident Roland Stark. Und lässt uns per Mail Folgendes wissen:

Als Grossratspräsident erhielt ich von der SP (der eigenen Partei) einen Gutschein für eine Übernachtung in einem Hotel im Schwarzwald. Der aufgedruckte Betrag reichte dann allerdings nicht ganz, wir assen halt einfach gut zu Mittag. Ein bisschen mehr als Gipfeli und Filterkaffee

Quellen

Der Ramschverkauf von 2002.

Artikelgeschichte

Artikel mit der Reaktion von Roland Stark ergänzt.

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