Miriam Blocher will ihr Läckerli Huus an der Gerbergasse ausbauen. Doch sie hat die Rechnung ohne die Basler Denkmalpflege gemacht.
Wir Basler müssen uns nun wirklich nichts vorwerfen lassen. Wir haben die Familie Blocher mit offenen Armen empfangen. Christoph haben wir eine Zeitung in den Schoss gelegt. Tochter Miriam mit dem Läckerli Huus beschenkt. Und sollte Magdalena («Can you tell me the seven sinking steps, hää Mister Hugentobler?») Martullo dereinst bei Novartis Patentschutz beantragen, werden wir auch dafür ein offenes Ohr haben. Die Blochers, wir haben sie ja reingelassen, mitten in die Schutzzone.
Ausgerechnet dort hat sich aber, wie uns zugetragen wurde, gar Unerhörtes ereignet. Offenbar stellt ein Mitglied der Familie seine Geschäftsinteressen über die Befindlichkeiten dieser Stadt. Nur durch das beherzte Eingreifen der Denkmalpflege habe das Schlimmste verhindert werden können. Der Sachverhalt gestaltet sich nach ersten Erkenntnissen folgendermassen: Miriam Blocher will ihr Läckerli Huus an der Gerbergasse 57 vergrössern. Das Stammhaus, Baujahr 1291. Der erste Stock soll dem Laden einverleibt, Verkaufsfläche und Profit sollen vervielfacht werden. Weichen sollten auch Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert. Dem Vernehmen nach gelang es den Fresken nie, das Vertrauen der Chefin zu gewinnen. Sie hatte bereits den Maler geordert, als der Denkmalschutz einschritt: Schutzzone! Jetzt hat man sich auf ein verdeckendes Gipskorsett geeinigt.
Liebe Familie Blocher, man darf in Basel eine Zeitung umpolen. Man darf den Cola-Frosch aus dem Sortiment werfen. Aber die Schutzzone lässt man besser unangetastet. Denn die Denkmalpflege ist immer stärker.
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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 13/01/12