Der Bahnstreik in Deutschland ist in Basel nicht spürbar – noch nicht

Vier Tage Chaos stehen den Kunden der Deutschen Bahn bevor: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft erneut zum Streik auf – zum sechsten Mal innerhalb von drei Monaten. Die Bahnreisenden am Badischen Bahnhof in Basel sind aber noch gelassen. Ein Stimmungsbild.

Gähnende Leere im Badischen Bahnhof in Basel: Die Gewerkschaft Deutsche Lokomotivführer (GDL) streikt vier Tage lang. (Bild: Felix Michel)

Vier Tage Chaos stehen den Kunden der Deutschen Bahn bevor: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft erneut zum Streik auf – zum sechsten Mal innerhalb von drei Monaten. Die Bahnreisenden am Badischen Bahnhof in Basel sind aber noch gelassen. Ein Stimmungsbild.

Es ist Mittag am Badischen Bahnhof in Basel und verdächtig ruhig. «Heute Morgen war es ruhiger als sonst», erklärt die Verkäuferin am Kiosk in der Bahnhofshalle. Nur wenige Personen bevölkern den Bahnhof und gucken auf die Anzeigetafel. «Auf Grund von Streik der GDL ist der Zugverkehr eingeschränkt», steht dort in grossen Lettern. 

«Es war heute früh sehr kompliziert», sagt ein Bahnreisender. Der Streik habe zu einem Stau in Freiburg im Breisgau geführt, deshalb habe er den Zug nach Basel verpasst. Der folgende Zug sei wegen des Streiks ausgefallen. Er pendelt jeden Tag von Freiburg nach Basel, aber heute sei die Fahrt zu einer Odyssee geworden: Mehr als zwei Stunden hat er am Ende für die Strecke benötigt. 

Andere Bahnkunden sehen dem Streik gelassen entgegen: «Als ich vom Streik gehört habe, hatte ich zuerst ein mulmiges Gefühl», erklärt eine Frau, «aber wenn ich heute irgendwann nach Frankfurt komme, dann bin ich froh.» Ein Pendler, der ebenfalls täglich aus Freiburg anreist, hofft auf Sparpotenzial: «Wenn ich jetzt noch zum Preis von einem Regionalticket mit dem ICE fahren kann, regt mich das alles nicht gross auf.»

Der längste Streik in der Geschichte der DB

Einsam steht in der Unterführung ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) und erteilt Auskunft. «Die Notfallfahrpläne stehen und funktionieren», erklärt der junge Mann. Bei grösseren Verspätungen erhalten die Bahnkunden Taxi- und Hotelgutscheine. Der Ersatzfahrplan gilt von heute Donnerstag bis am Sonntag, 9.11. um 24 Uhr. 



Menschenlose Unterführung – Mitarbeiter der Deutschen Bahn informieren über den Ersatzfahrplan.

Menschenlose Unterführung – Mitarbeiter der Deutschen Bahn informieren über den Ersatzfahrplan. (Bild: Felix Michel)

Bereits zum sechsten Mal innerhalb von drei Monaten ruft die GDL zum Streik auf – dem längsten in der Geschichte der DB. Am Mittwochnachmittag begann der Ausstand bereits beim Güterverkehr, seit Donnerstag ist auch der Personenverkehr betroffen.

Ein Schlichtungsangebot der DB wurde vom GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky am Mittwoch abgelehnt. Die Deutsche Bahn versucht nun, auf dem Rechtsweg den Streik mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen. 

Mit dem Streik will die Gewerkschaft bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn den Druck erhöhen. Die GDL verlangt mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten.

Alternativen zur Bahn

Wie die SBB mitteilen, ist vom Streik auch die Schweiz betroffen. Rund die Hälfte der Züge von Basel Richtung Deutschland fallen laut Medienmitteilung aus. Die Züge von Zürich nach München enden in Bregenz und diejenigen von Zürich nach Stuttgart in Schaffhausen.

Aktuelle Informationen zur Verkehrslage erhalten Bahnreisende auf der Homepage der Deutschen Bahn. Kunden, die wegen des Streiks ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, bekommen das Geld fürs Billett zurück.

Wer ohne Zug zum Ziel kommen will, kann auf Fluglinien oder Fernbus-Angebote wie MeinFernbus, Deutsche Bahn, ADAC-Postbus oder Eurolines zurückgreifen. Auch Angebote zum Mitfahren bieten sich an, um dem Streik-Chaos zu entgehen: mitfahrgelegenheit.de, mitfahrzentrale.de, blablacar.de, fahrgemeinschaft.de oder bessermitfahren.de.

Die Kollegen von der NZZ haben Reaktionen aus den Sozialen Medien gesammelt. Das Storify dazu mit Prädikat «sehr unterhaltsam»: 

Nächster Artikel