Im Kanton Basel-Stadt gibt es mehrere Hundert soziale Angebote – so viele, dass nicht nur Ratsuchende, sondern auch Sozialarbeitende den Überblick verlieren können. Nun schafft eine neue Website Abhilfe.
Es mag wie ein Luxusproblem klingen, wenn die Angebote nicht auf real vorhandene soziale Not hindeuteten: Am Montag stellten das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt (WSU), die Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG) und die Christoph Merian Stiftung (CMS) einen neuen Service vor, eine Art Kompass für alle sozialen Angebote im Kanton Basel-Stadt. Dabei handelt es sich um eine Webseite, auf der Hilfsbedürftige auf einfache Art und Weise die für ihre Situation passenden Angebote finden können.
Dass ein solcher Kompass erforderlich wurde, wertet WSU-Vorsteher Christoph Brutschin als positives Zeichen: «Für mich zeigt sich der Reichtum der Heimatstadt auch darin, dass es ein breites Angebot gibt für Menschen, die sich gerade auf der Schattenseite des Lebens befinden», sagte er.
Der neue Service sei ein Projekt, das man gerne unterstützt habe und auf das man stolz sei. Die öffentliche Hand könne für Menschen in der Not die Grundbedürfnisse abdecken, so Brutschin: «Wir sind froh, gibt es Organisationen wie die GGG und die CMS.»
Was Basel nicht will
CMS-Präsident Dr. Lukas Faesch sprach über einen Film, den er am Filmfestival Locarno gesehen hatte: «I, Daniel Blake» von Ken Loach. Das Drama über einen englischen Handwerker, der aufgrund eines Herzinfarkts arbeitsunfähig wird, habe ihn an das langjährige Projekt sozialesbasel.ch denken lassen. Im Film macht die Hauptfigur einen nervenaufreibenden, nicht enden wollenden Gang durch den britischen Bürokratie-Dschungel. Als nach viel zu langer Zeit doch noch Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird, stirbt der Protagonist an einem Herzinfarkt.
«Genau das wollen wir in Basel nicht», sagte Faesch. Er erklärte, der Online-Service sei aus 40 Handlungsempfehlungen des Armutsberichts 2010 entstanden – «von den Betroffenen selber» – und er lobte das gemeinsame Engagement der drei Parteien als vorbildliches Public-Private-Partnership.
Dieter Erb, Geschäftsführer der GGG Basel, betonte, dass es Sinn mache, dass gerade dieses Projekt als Kooperation zwischen Staat und Privaten realisiert wurde: «In Basel werden traditionell eine Vielzahl von privaten Trägerschaften – häufig im Auftrag des Kantons – erbracht. Viele, heute aus dem Sozialen Basel nicht mehr wegzudenkende Angebote, entstanden ursprünglich auf private Initiative hin.»
«Besser als Google»
Gabi Mächler, Projektleiterin der Webseite, die seit Montagmorgen online ist, stellte diese dem Publikum vor. Die Website läuft unter dem Motto «Wir helfen beim Finden – soziale Angebote in Basel auf einen Klick». Es gibt drei Arten der Suche: Die Volltextsuche, die Suche nach Themenbereichen sowie die Suche nach Organisationen.
Eine der Stärken der Seite ist laut Mächler die Fokussierung bei der Volltext- und Themensuche auf Angebote, nicht auf Anbieter. So fänden Benutzer mehr als nur eine Liste der verschiedenen Dienste, sondern konkrete Angebote, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten seien. Auch Angebote ennet der Kantonsgrenze sind enthalten – nämlich solche, die in Basel-Stadt nicht vorhanden sind.
«Das Projekt ist nicht fertig», sagte Mächler. Es werde in den nächsten zwei Jahren weitergepflegt und vervollständigt. So gibt es die Seite derzeit nur auf Deutsch. Und trotzdem konnte Mächler mit einem Lächeln im Gesicht behaupten: «Wir sind besser als Google!»
Sie demonstrierte das Gesagte gleich anhand einer Kurz-Suche: Beim Thema «Scheidung» kommen beim Such-Giganten zuerst Anzeigen, dann verschiedene amtliche Informationen, dann eine Scheidungs-Beratung, die sich nach dem Draufklicken als kostenpflichtig (Anwaltsbüro) herausstellt. Genau das soll die Website sozialesbasel.ch verhindern.
«Selbstverantwortung fördern»
Barbara Heinz, Geschäftsleiterin des GGG-Wegweisers und damit der Anlaufstelle, die schon seit 1979 hilft, «sich im Sozial-Dschungel zu orientieren», sagt, es sei wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger die auf sie zugeschnittenen vielfältigen sozialen Angebote auch fänden. «Das befähigt sie zur Selbstverantwortung.» Die Angebote seien schliesslich da, um genutzt zu werden. Lieber ein Angebot rechtzeitig nutzen – Abwarten führe oft nur zur Verschlimmerung der persönlichen Situation: «Wer sich über mögliche Coachings oder Rechtshilfen rechtzeitig den Rücken stärkt, der kann enorm profitieren», so Heinz.
Barbara Heinz‘ Wegweiser-Team ist es auch, das die Angebote auswählt, die auf sozialesbasel.ch vertreten sind. «Wir beurteilen das aufgrund von klaren Kriterien, aus fachlicher Sicht und mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung», sagt Heinz. Wichtig sei bei den Angeboten, dass diese gratis oder günstig seien – und selbstverständlich professionell.