Lorenz Nägelin hat seinen Wahlkampf eröffnet. Der Kandidat der SVP für den Regierungsrat und das Regierungspräsidium lud zur Pressekonferenz – alleine. SVP-Kollege Patrick Hafner durfte nicht neben ihm Platz nehmen.
Lorenz Nägelin verpasste fast seine eigene Medienkonferenz. Er war 24 Stunden mit der Rega unterwegs, wie er den Medien eröffnete. «Ich habe mir Stadt und Kanton von oben angeschaut.» Und nach ganz oben in Basel will er: auf den Posten des Regierungspräsidenten.
Dem Vernehmen nach war das nicht immer so. Der SVP-Grossrat hat mit seiner Kandidatur anscheinend gezögert. Die Partei musste Überzeugungsarbeit leisten bei ihrem Fraktionspräsidenten. Er selbst bestreitet: «Ich habe nicht wirklich gezögert.» Er habe die Situation beurteilt, den richtigen Moment abgewartet und dann seine Kandidatur bekanntgegeben.
Den Kampf ums Präsidium lässt sich der Rettungssanitäter nun jedenfalls etwas kosten: zwischen 10’000 und 13’000 Franken investiert er selbst, dieselbe Summe hat sein überparteiliches Komitee gesammelt. Dieses sieht im 45-Jährigen den «geeignetsten und bürgerlichsten Kandidaten», wie Kampagnenleiter Joël Thüring ausführte.
«Ich vertrete andere Werte als Dürr»
Die Frage, was ihn vom liberalen Baschi Dürr oder Christoph Haller (beide FDP) unterscheide, warf Nägelin an der Medienkonferenz etwas aus dem Konzept. «Ich bin nicht wie Dürr für das Ausländerstimmrecht, vertrete auch andere Werte etwa in Familienfragen», sagte er letztlich. Zunächst sprang ihm aber Thüring bei, der Dürr als Dienstverweigerer abstempelte und Haller kritisierte, dass er «wegen des Wahlkampfes nun so tue, als ob er ein Sicherheitspolitiker sei». Bevor er nochmals die Vorzüge von Nägelin pries – die ausführlich auf dem Flyer stehen, der kurz vor den Stimmrechtscouverts in allen Basler Haushalten landet.
Er sei etwa gegen den Ausbau von Kindertagesstätten und anderen Tagesstrukturen für Kinder. «Die beste Erziehung findet zuhause in der Familie statt», sagte Nägelin. Dass die Wirtschaft, die er fördern möchte, diese Strukturen fordert, ist für ihn kein Widerspruch. «Ich denke nicht, dass alle Unternehmen sich wünschen, alle Frauen würden arbeiten.»
Nägelin gilt als gemässigter SVPler
Was ihn im Gegensatz zu den Mitkandidaten auszeichne, sei seine Führungserfahrung. Er habe bereits jetzt 70 Leute unter sich und sei im Militär Oberstleutnant. Gerade Führungskompetenzen seien im Präsidialdepartement gefragt, sagt Nägelin. «Im Präsidialdepartement fehlt eine klare Linie», dafür hat es ihm zufolge «zu viele Dienststellen-Könige» und «zu viele Entscheidungsträger». Er würde das Departement umstrukturieren, was konkret heisst: Stadtentwickler Thomas Kessler muss weg (seine Abteilung solle ganz abgeschafft oder ins Bau- und Verkehrsdepartement verlegt werden). Nicht zufrieden ist Nägelin auch mit der Abteilung für Gleichstellung («hat ja bisher nichts gebracht»), insgesamt müsse die Verwaltung «schlanker werden». Zukünftig würde dann Nägelin eine «klare Linie vorgeben und führen» und nicht jeder könne machen, was er wolle.
Mit solchen forschen Aussagen ist Nägelin bisher nicht in Erscheinung getreten. Er ist seit 11 Jahren im Grossen Rat, seit sechs Jahren Fraktionspräsident und hat sich in dieser Zeit den Ruf eines gemässigten SVPlers erarbeitet. Er gilt als konsensorientierter Politiker, der auch zwischen den verschiedenen Flügeln in der eigenen Partei vermittelt.
Kein Platz für Hafner
Nägelin selbst beschreibt sich als Mann «mit sozialer Ader» (er weist in diesem Zusammenhang gerne auf seinen Job als Rettungssanitäter hin) und als Teamplayer. Was die Frage aufwirft, die sich wohl alle vor der Medienkonferenz am Dienstag stellten: Warum tritt er alleine auf und nicht mit dem zweiten SVP-Kandidaten Patrick Hafner? «Wir sind zwei Individuen. Ich wollte meine Ziele und meine Werte alleine darlegen», erklärte Nägelin. «Zudem kandidiere ich ja auch für das Amt als Regierungsratspräsident.»
Der «geeignetste, bürgerlichste und interessanteste» Kandidat sieht seine Chancen für die Wahl als «intakt». Er hofft auf den zweiten Wahlgang, der als sehr wahrscheinlich gilt. «Dann», sagt Nägelin, «werden die Karten neu gemischt.» Die Wahlkampagne der SVP startet in den kommenden Tagen: Dann lächelt Nägelin gemeinsam mit Hafner von den Plakaten.