Das Rennen kann beginnen: Am Montagabend hat die CVP als letzte grosse Basler Partei ihre Nationalratskandidaten bestimmt. Besonders für die Mitte wird es ein harter Wahlherbst. Die Kandidaten und Einschätzungen in der Übersicht.
Der Basler Wahlkampf für die Nationalratswahlen im Herbst ist angelaufen. Mit der CVP hat am Montagabend die letzte grosse Partei ihre Kandidaten nominiert. Die TagesWoche zeigt die Hauptlisten der Parteien in der Übersicht.
In Basel sind aber insbesondere auch die Listenverbindungen für die Sitzverteilung entscheidend: An den vergangenen Wahlen vor vier Jahren etwa holte CVP-Mann Markus Lehmann dank der Unterstützung der Grünliberalen den Sitz der Grünen Anita Lachenmeier – obwohl diese mehr Stimmen gemacht hatte. Das Regionaljournal SRF analysierte die Ausgangslage am 29. April.
Schnellauswahl zur Übersicht über die Kandidierenden der einzelnen Parteien:
Die SP
- Kandidierende: Beat Jans, Silvia Schenker, Sarah Wyss, Mustafa Atici, Kerstin Wenk, Anita Fetz (nur Ständerat)
- Top-Kandidaten: Beat Jans (bisher), Silvia Schenker (bisher)
- Hoffnungsträgerin: Sarah Wyss
- Listenverbindung: SP mit Grünen und BastA!
Einschätzung: Die SP dominiert die Basler Nationalratsdelegation klar mit zwei von fünf Sitzen plus Anita Fetz als Ständerätin des Kantons. Das dürfte auch so bleiben. Doch die Partei hat Nachwuchsschwierigkeiten: Für Silvia Schenker und Anita Fetz hat die Partei extra die interne Amtszeitbeschränkung aufgehoben. Die jahrelangen Mitglieder der eidgenössischen Räte zu nominieren zeigt, dass es die Partei in den vergangenen Jahren verpasst hat, jungen Politikern Platz zu machen. Die Nachwuchshoffnung Sarah Wyss ist im Alter von 27 Jahren mittlerweile eine der profiliertesten Politikerinnen der Partei – doch steht sie allein auf weiter Flur. Die Grossräte Mustafa Atici und Kerstin Wenk dürften wenig Chancen haben.
Prognose: Beat Jans und Silvia Schenker werden wohl bestätigt. Anita Fetz wird voraussichtlich im Ständerat bestätigt; die Bürgerlichen konnten sich ohnehin noch nicht auf einen Gegenkandidaten einigen. Die SP liebäugelt dank der Listenverbindung sogar mit einem dritten Sitz. Das wäre die Chance für Sarah Wyss.
Die FDP
- Kandidierende: Christian Egeler, Stephan Mumenthaler, Daniel Stolz, Nadine Gautschi, Christophe Haller
- Top-Kandidat: Daniel Stolz (bisher)
- Hoffnungsträger: Christian Egeler
- Listenverbindung: FDP mit LDP
Einschätzung: Klarer Kronfavorit der FDP ist der bisherige Nationalrat Daniel Stolz. Die Basler Freisinnigen verfügen daneben über weitere Nominierte, die sich insbesondere kantonalpolitisch hervorgetan haben, so etwa der stets aktive Grossrat Christophe Haller oder der alt Grossratspräsident Christian Egeler. Sie werden den Bisherigen aber kaum überholen können. Interessant dürfte das Resultat von Grossrat und Novartis-Mann Stephan Mumenthaler werden, obwohl er sich in der breiten Öffentlichkeit noch kein scharfes Profil verschaffen konnte. BVB-Verwaltungsrätin Nadine Gautschi, die Assistentin des Basler Theater-Managements ist, dürfte den fünften Platz einnehmen; die einzige Frau auf der Liste ist öffentlich praktisch unbekannt.
Prognose: Daniel Stolz kämpft gegen Christoph Eymann von der Schwesterpartei LDP um den Sitzerhalt im Nationalrat.
- Kandidierende: Heiner Vischer, Conradin Cramer, Patricia von Falkenstein, André Auderset, Christoph Eymann
- Top-Kandidat: Christoph Eymann
- Hoffnungsträger: Conradin Cramer
- Listenverbindung: LDP mit FDP
Einschätzung: Derzeit wird der liberal-freisinnige Sitz von der Basler FDP mit Daniel Stolz gehalten. Innerhalb des bürgerlichen Basler Kosmos‘ wäre ein zusätzlicher Sitzgewinn eine kleine Sensation. Spitzenkandidat ist klar der Basler Regierungsrat Christoph Eymann; er hat den grössten Bekanntheitsgrad, er wurde auch verschiedentlich als möglicher bürgerlicher Ständeratskandidat gehandelt. Derzeit legt sich Eymann aber auf den Nationalrat fest. Hoffnungsträger ist der Anwalt und alt Grossratspräsident Conradin Cramer, der mit 36 Jahren bereit ist für weitere Schritte auf der politischen Karriereleiter. Ansonsten präsentiert die LDP die bekannte Parteiprominenz. Bis auf Cramer zeigt sich der Nachwuchs der Partei immer noch nicht.
Prognose: Die Partei könnte – je nach Listenverbindung, die noch offen ist – mit Christoph Eymann einen Sitz holen. Dies würde aber sehr wahrscheinlich zulasten des FDP-Sitzes von Daniel Stolz gehen.
Die CVP
- Kandidierende: Andrea Strahm, Markus Lehmann, Daniel Albietz, Remo Gallacchi, Oswald Inglin
- Top-Kandidat: Markus Lehmann (bisher)
- Hoffnungsträger: Daniel Albietz und Remo Gallacchi
- Listenverbindung: CVP mit GLP, BDP und EVP
Einschätzung: Für die CVP wird das Rennen hart. Die Partei konnte an den vergangenen Wahlen dem Grünen Bündnis den Sitz von Anita Lachenmeier abluchsen – dank Unterstützung der Grünliberalen. Die Wahl Markus Lehmanns war eine kleine Sensation, weil die Grünen damals fast doppelt so viele Wählerstimmen zusammenbrachten. Jetzt wirds allerdings hart für die Partei: Sie hat kaum genug Wählerstärke, um alleine Lehmann im Amt zu bestätigen. Deshalb geht die Partei erneut eine Listenverbindung mit Grünliberalen, BDP und EVP ein. Noch weniger Chancen dürften die Hoffnungsträger haben: Für den agilen Riehener Gemeinderat Daniel Albietz ist die Kandidatur allerdings ein wichtiger Schritt, sich für die weitere politische Karriere vorzubereiten. Und auch für Grossrat und Lehrer Remo Gallacchi wird dies eine weitere Stufe der politischen Karriereplanung sein.
Prognose: Bringt die Listenverbindung erneut den Erfolg, kann Lehmann im Amt bleiben. Ansonsten steht dieser Sitz wieder zur Verfügung.
Die SVP
- Kandidierende: Heinrich Ueberwasser, Patrick Hafner, Eduard Rutschmann, Sebastian Frehner, Roland Ruf
- Top-Kandidat: Sebastian Frehner (bisher)
- Ewiger Hoffnungsträger: Patrick Hafner
- Listenverbindung: keine
Einschätzung: Die Basler SVP geht klar mit Spitzenkandidat Sebastian Frehner ins Rennen. Daneben wird die Personaldecke allerdings dünn. Die Namen sind weitgehend bereits bekannt: Es sind die bislang erfolglosen Regierungsratskandidaten Patrick Hafner und Eduard Rutschmann sowie deren umtriebiger Grossratskollege Heinrich Ueberwasser. Neben Frehner gehört Hafner mit 50 Jahren zu den Jüngsten. Roland Ruf blieb bislang weitgehend unbekannt; 2012 forderte er noch per Petition, dass der Kanton seine Immobilien nur noch an «sehr gut integrierte Ausländer» vermietet. Keine Frage bei dieser Auswahl: Auch diese Partei hat ein Nachwuchsproblem. Und zwar ein grosses.
Prognose: Sebastian Frehner dürfte allein dank der Wählerstärke seiner Partei wiedergewählt werden.
Die Grünen / BastA!
- Kandidierende: Heidi Mück, Mirjam Ballmer, Sibel Arslan, Raffaela Hanauer, Thomas Grossenbacher
- Top-Kandidatin: Mirjam Ballmer
- Hoffnungsträgerin: Sibel Arslan
- Listenverbindung: Grüne und BastA! mit SP
Einschätzung: Für die Grünen lautet die Devise: «Rückeroberung». Nachdem die Partei an den letzten Wahlen den Sitz von Anita Lachenmeier an die CVP verloren hatte, will die Partei zurück nach Bern. Deshalb spannen sie mit der linken BastA! zusammen und präsentieren eine an sich junge Liste. Grossrätin und BastA!-Co-Präsidentin Heidi Mück gehört zu den profiliertesten. Chancen dürfte aber vor allem die Grüne Mirjam Ballmer haben. Sibel Arslan hat ebenfalls Potenzial, wenn auch eher als Hoffnungsträgerin denn als Zugpferd. Thomas Grossenbacher, der einzige Mann im Bunde, ist noch zu wenig bekannt.
Prognose: Für das linksgrüne Bündnis wird es ein hartes Rennen. Am besten stehen die Chancen für Mirjam Ballmer. Die SP spekuliert aber – je nach Abschneiden ihrer Kandidaten – dank der Listenverbindung eher auf einen eigenen dritten Sitz.
Die Grünliberalen
- Kandidierende: Martina Bernasconi, David Wüest-Rudin, Katja Christ, Dieter Werthemann, Aeneas Wanner
- Top-Kandidatin: Martina Bernasconi
- Hoffnungsträger: David Wüest-Rudin
- Listenverbindung: GLP mit CVP, BDP und EVP
Einschätzung: Die Grünliberalen fahren mit ihrer gesamten Grossratsfraktion auf. Inklusive David Wüest-Rudin, der für den zurücktretenden Emmanuel Ullmann wieder nachrückt; bei den letzten kantonalen Wahlen wurde Wüest-Rudin nicht mehr gewählt. Zugpferd ist klar die ehemalige Regierungsratskandidatin Martina Bernasconi. Die Partei hat eine geringe Chance auf einen eigenen Sitz, dient aber vor allem als Motor für die Partner der Listenverbindung. Damit also für die CVP, die dank des Mitte-Bündnisses mit GLP und EVP die Chance auf den Erhalt des Nationalratssitzes von Markus Lehmann sieht.
Prognose: Die Partei könnte innerhalb des Mitte-Bündnisses Markus Lehmann gefährden, wenn Spitzenkandidatin Martina Bernasconi ausreichend Stimmen macht.
Die BDP
- Kandidierende: Hubert Ackermann, Theresa Erni, Michel Schielly, Roland Weiner
- Top-Kandidat: keiner
- Hoffnungsträger: Michel Schielly
- Listenverbindung: BDP mit CVP, EVP und GLP
Einschätzung: Die Kleinpartei BDP ist nicht im Grossen Rat vertreten, trotzdem tritt sie mit einer Viererliste zu den Wahlen an. Ein Zugpferd hat die Partei keines; Hoffnungsträger allerdings ist der junge Michel Schielly, der für die Partei auch die Medienarbeit macht. Der 22-Jährige ist auch mit Abstand der Jüngste auf der Liste. Der BDP kommt im Mittebündnis eine ähnliche Rolle zu wie den Grünliberalen: Sie kämpfen mit der Listenverbindung gemeinsam um den Erhalt des Nationalratssitzes der CVP.
Prognose: Die Partei holt keinen Sitz in Bern.
Die EVP
- Kandidierende: Anja Fritz, Brigitte Gysin, Christine Kaufmann, Dieter Stohrer und Christoph Wydler
- Top-Kandidat: Christine Kaufmann
- Hoffnungsträger: keiner
- Listenverbindung: EVP mit CVP, GLP und BDP
Einschätzung: In Basel hat die Evangelische Volkspartei derzeit kaum eine Bedeutung. Dafür ist sie in der Landgemeinde Riehen umso stärker und stellt dort einen stattlichen Anteil an Lokalpolitikern, wie etwa die Riehener Gemeinderätin Christine Kaufmann. Das EVP-Team um alt Grossrat Christoph Wydler tritt dennoch mit fünf Kandidierenden an; der Frauenanteil ist für eine bürgerliche Partei verhältnismässig hoch. Chancen hat die EVP keine. Sie dient aber als Stimmengenerator für die Partner der Listenverbindung und will so – nach eigenen Angaben – die CVP/EVP-Fraktion in Bern stärken.
Prognose: Die Partei holt keinen Sitz in Bern.