Der unglaublich glaubhafte Protest

Spektakulär war sie, die Protestaktion von Greenpeace. Mit Politik im Fussballstadion müssen sich manche erst noch arrangieren.

(Bild: Tom Künzli)

Spektakulär und medienwirksam war sie, die Protestaktion, mit der Greenpeace vorübergehend das Champions-League-Spiel Basel gegen Schalke lahmlegte. Politik im Fussballstadion – damit müssen sich ein TV-Kommentator und ein Lokalpolitiker erst noch arrangieren.

«Eine Greenpeace-Aktion im Stadion sorgt für einen Spiel­unterbruch. Unglaublich, dass das möglich ist.» So entfuhr es dem Fernsehkommentator Dany Wyler am Dienstagabend im St. Jakob-Park. Tja, möchte man dem Kollegen vom SRF zuraunen, das ist ganz einfach möglich: Da setzen ein paar Aktivisten von Greenpeace in der Arktis ihren Arsch aufs Spiel, weil sie ­gegen die Ausbeutung eines sensiblen Ökosystems durch den Energiekonzern Gazprom protestieren.

Sie sitzen unterdessen in russischer Untersuchungshaft, worauf ein paar Aktivistenkollegen in Basel Stufe 2 zünden und das Spiel des FCB in der von Gazprom gesponserten Champions League gegen den von Gazprom alimentierten Fussballclub Schalke 04 zum Anlass nehmen, aufs Stadiondach zu klettern, sich von dort abzuseilen und ein Transparent zu entrollen, mit dem sie gegen Ölbohrungen am Nordpol und für die Freilassung ihrer Gleichgesinnten protestieren.

So unglaublich erscheint das also bei genauerem Hinsehen gar nicht. Es schmerzt höchstens den kleinkarierten und auf Antiseptik getrimmten Fussballbetrieb und die Schalker im Speziellen, weil die Greenpeace-Banderole just in den Farben des Dortmunder Erzirvalen gehalten war. Jetzt halten die einen die Aktion für ziemlich pfiffig, weil im höchsten Masse öffentlichkeitswirksam, andere gehören eher zur Fraktion Wyler, wie der Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr, der mit seinem Kommentar zum Vorfall («Auch das noch») immerhin die ­Steilvorlage zu dieser Kolumne gab. Da haben wir nicht lange gefackelt.

Die Greenpeace-Aktion im St.-Jakob-Park, teilweise gefilmt durch eine Helmkamera der Aktivisten auf dem Dach:

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 04.10.13

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