Der zweite Wahlgang nagt am bürgerlichen Nervenkostüm

Die bürgerlichen Herausforderer von Rot-Grün im Regierungsrat fürchten den zweiten Wahlgang. Und sie haben den Fühler für allfällige Absprachen mit den siegesgewissen Linksparteien ausgestreckt.

Die beiden abgehängten Regierungskandidaten Baschi Dürr und Lorenz Nägelin fürchten sich vor den erstarkten Linken.

(Bild: Uffbruch)

Die bürgerlichen Herausforderer von Rot-Grün im Regierungsrat fürchten den zweiten Wahlgang. Und sie haben den Fühler für allfällige Absprachen mit den siegesgewissen Linksparteien ausgestreckt.

Was immer man im Moment den SVP-Regierungsratskandidaten Lorenz Nägelin fragt – man bekommt dieselbe Antwort: «Die vier bürgerlichen Parteien gehen weiter in die Zukunft», sagt er, also ob er ein altes Band abspielen würde. Etwas nachdenklicher gibt sich Baschi Dürr, der sich vom Kampf ums Regierungspräsidium zurückgezogen hat und sich auf seinen Sitz in der Regierung konzentrieren möchte: «Der zweite Wahlgang wird alles andere als ein Spaziergang», sagte er am Abend nach dem ersten Wahlgang vor den Delegierten seiner Partei.

Hinter den Kulissen hat die Nervosität bei den bürgerlichen Wahlstrategen massiv zugenommen, berichtet die «bz Basel» auf ihrem Onlineportal. «Für den zweiten Wahlgang wollten sie sich auf einen Kuhhandel mit den Linken einlassen», heisst es im Artikel. Am Montag hätten Vertreter bürgerlicher Parteien die Basler SP-Präsidentin Brigitte Hollinger angefragt, ob die Linken bereit wären, ihre Kandidatin Heidi Mück (BastA!) für den zweiten Wahlgang zurückzuziehen, wenn man auf der anderen Seite bereit wäre, auf Lorenz Nägelins Kandidatur zu verzichten.

Bei der SP angeklopft

Brigitte Hollinger bestätigt gegenüber der TagesWoche, dass Vertreter der bürgerlichen Parteien in dieser Sache mit ihr in Kontakt getreten sind – namentlich von der LDP und SVP. Über Details der Gespräche will sie aber nichts sagen. Ihre Position als Parteipräsidentin sei aber klar: «Wir sind an Absprachen über den zweiten Wahlgang nicht interessiert», sagt sie. Heidi Mücks gutes Resultat im ersten Wahlgang spreche für einen Weiterzug ihrer Kandidatur. «Aber natürlich hat die Delegiertenversammlung der SP das letzte Wort.»

Eine Wahlstrategin, die sich entsprechenden Gedanken gemacht hat, ist LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein, was sie gegenüber der TagesWoche bestätigt. Eigentliche Gespräche hätten keine stattgefunden, sagt sie zwar. Aber: «Wir haben versucht, eine Auslegeordnung aller Optionen für den zweiten Wahlgang zu machen.» Eine Option sei gewesen, dass beide Blöcke auf die Kandidatin beziehungsweise den Kandidaten verzichten, der am schwächsten abgeschnitten habe. «Um dies abzuklären, gab es eine informelle Anfrage.»

Es brodelt im Bürgerblock

Mehr sei aber nicht passiert. «Lorenz Nägelin zum Verzicht zu nötigen war zu keinem Zeitpunkt ein Thema, der Verzicht hätte klar von der SVP aus kommen müssen», sagt von Falkenstein weiter. Die SVP denkt aber nicht daran, auf den zweiten Wahlgang zu verzichten, lässt Parteipräsident Sebastian Frehner gegenüber der «bz Basel» verlauten. Deshalb haben die traditionellen bürgerlichen Parteien diese Option bereits wieder fallengelassen, wie FDP-Präsident Luca Urgese sagt: «Wir haben intern darüber diskutiert, die Idee aber rasch wieder verworfen.»

Dass innerhalb des bürgerlichen Vierertickets überhaupt über eine solche Option diskutiert wurde, deutet aber darauf hin, dass es zwischen den traditionellen bürgerlichen Parteien und der SVP stärker zu brodeln beginnt. Für den zweiten Wahlgang ist das keine sonderlich gute Ausgangslage.

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