Die Hoffnung ruht auf Zweiertickets

Am Sonntag wählt das Baselbiet die neue Regierung. SP und FDP treten beide mit je zwei Kandidaten an. Für wen soll sich der Wechselwähler entscheiden?

Gleich zwei Zweiertickets an den Baselbieter Wahlen. Das offizielle Ticket der SP mit Daniel Münger und Regula Nebiker und die zwei Frauen der FDP, die regieren wollen: Monica Gschwind und Sabine Pegoraro (von links). (Bild: Hans-Jörg Walter)

Am Sonntag wählt das Baselbiet die neue Regierung. SP und FDP treten beide mit je zwei Kandidaten an. Für wen soll sich der Wechselwähler entscheiden?

Zweiertickets haben bei der Baselbieter Linken Tradition. Schliesslich lösen sich mit der Nomination von zwei Kandidaten die Probleme der politischen Korrektheit wie von selbst: Frau oder Mann, erfahren oder unerfahren – man stellt einfach beide auf. Das einzige Risiko: Die Kandidaten könnten sich die Stimmen gegenseitig wegnehmen.

Was die Sache für den Wähler nicht einfacher macht: Wen wähle ich? Beide Kandidaten auf den Zettel? Einen von zwei? Gar keinen?

Der Linke kann sorgenfrei beide Namen auf den Zettel schreiben – zulasten der Bürgerlichen, die diesem Wähler am wenigsten passen dürften. Der Wechselwähler allerdings muss umsichtig aussuchen. Insbesondere, wenn für fünf Regierungssitze neun Kandidaten bereit stehen wie am kommenden Sonntag im Baselbiet.

Münger, der Vernetzte

Mit Daniel Münger stellt sich ein erfahrener SP-Politiker zur Wahl: Gewerkschaftssekretär, zwölf Jahre im Landrat und damit ein Altmeister der Baselbieter Linkspolitik.

Der Münchensteiner ist weit über seine Heimatgemeinde bekannt. Auch im bürgerlichen Lager. Ihm kommt zugute, dass er als Gewerkschaftsvertreter während Jahren verhältnismässig eng mit der Baselbieter Wirtschaftskammer arbeitet. Etwa als Mitglied der Zentralen Paritätischen Kommission, die bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit aktiv ist.

Die Nähe zur Wirtschaftskammer muss für den Linken keine Schwäche sein. So empfahl ihn etwa indirekt Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Buser in der «Basellandschaftlichen Zeitung» zur Wahl («mit Münger könnte ich leben»). Auch schon Busers Vorgänger Hans Rudolf Gysin fand an gemeinsamen Medienkonferenzen regelmässig lobende Worte für den gelernten Metallbauschlosser und «fairen Verhandlungspartner».

Nebiker schafft Öffentlichkeit

Regula Nebiker, die Frau auf dem linken Doppelticket, ist hingegen in der Baselbieter Politik eher spät aktiv geworden. Zwar war sie zuvor in der Berner SP präsent, aber das bringt im Baselbiet nur bedingt Vorteile: anderer Kanton, wenig Bekanntheit. Ihr Name ist erst seit der Wahl zur Liestaler Stadträtin prominent in den Medien vertreten.

Das weiss sie und sie führt deshalb einen aktiven Wahlkampf. Nebiker ist stark über Inserate in der «Basler Zeitung» präsent, äusserte dort auch schon Kritik an Urs Wüthrich und gelangte so in die Schlagzeilen. Öffentlichkeit braucht sie auch: In Politkreisen gilt immer noch, dass die Stimmen im Zweifelsfall an jenen gehen, den man früher kennen und schätzen gelernt hatte. In diesem Fall läge der Vorteil bei Münger.

Nebiker hat ein offenes, zugängliches Auftreten, gibt sich als nahbare Politikerin allerdings mit Ecken und Kanten. Damit will sie frischen Wind in die Baselbieter Regierung bringen. Das ist der grösste Trumpf der Baselbieter Kantonsarchivarin: Das Image als im Kanton noch mehrheitlich unbeschriebenes Blatt.

Pegoraro mit Bisherigen-Bonus

Aber nicht nur die SP tritt mit zwei Kandidierenden an. Auch die FDP bietet eine Auswahl an – und beide sind Frauen: Regierungsrätin Sabine Pegoraro und die Hölsteiner FDP-Gemeindepräsidentin Monica Gschwind.

Sabine Pegoraro, die altgediente Regierungsrätin mit zwölf Jahren Amtszeit, hat den Status-quo-Bonus. Wobei das seit den Wahlen 2011 nichts mehr heissen muss. Damals warf der Grüne Isaac Reber den SVP-Regierungsrat Jörg Krähenbühl aus dem Amt.

Monica Gschwind könnte immerhin zugute kommen, dass sie als Exektutivpolitikerin am konservativen Flügel der FDP in Erscheinung trat. Allerdings sind ihre Chancen als kantonal bislang wenig präsente Politikerin ähnlich gelagert wie jene von Regula Nebiker: Sie bestehen vor allem darin, als unverbrauchte neue Kraft in die Regierung gewählt zu werden.

Status quo plus SP ist die wahrscheinlichste Variante.


Es ist eher unwahrscheinlich, dass die wählerstarke SP aus der Baselbieter Regierung geworfen wird. Immerhin bildet die Linke immer noch die zweitstärkste Fraktion im Kanton. Und dass die im Landkanton eher darbende FDP nach dem Abgang von Finanzdirektor Adrian Ballmer wieder einen zweiten Sitz erhält, ist ebenfalls wenig realistisch.

Szenarien gibt es viele. Selten war es so schwierig, eine Prognose für Baselbieter Wahlen zu stellen: Zum einen wegen der für einmal stattlichen Anzahl an potenten Regierungskandidaten aus verschiedenen Lagern. Zum anderen wegen des politisch eher unruhigen Kantons, der zurzeit in mehrere Lager gespalten ist.

Bleibt das Baselbiet konservativ – was es bislang eher war –, dann dürfte die Variante des Status quo am wahrscheinlichsten sein. Die bisherigen Regierungsräte dürften bestätigt werden und Daniel Münger ersetzt Urs Wüthrich. Der Entscheid fällt am kommenden Sonntag.

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Den gesamten Überblick über die Baselbieter Regierungs- und Landratswahlen finden Sie in unserem Dossier Wahlen BL 2015. 

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