Die Messe plant das nächste Hochhaus

Das Parkhaus am Messeplatz soll verschwinden, anstelle dessen ein neues Hochhaus gebaut werden. Diese Pläne hegt die Messe Schweiz. Mit dabei sind die Stararchitekten Herzog & de Meuron.

Wirkt in der Fischauge-Optik weiträumiger, als es werden dürfte: Entwurf von Herzog & de Meuron für den Neubau des Parkings plus Hochhaus. (Bild: Messe Basel)

Das Parkhaus am Messeplatz soll verschwinden, anstelle dessen ein neues Hochhaus gebaut werden. Diese Pläne hegt die Messe Schweiz. Mit dabei sind die Stararchitekten Herzog & de Meuron.

Die Entwicklung des Messeplatzes schreitet weiter voran: Am Donnerstag präsentierte die Messe erste Pläne für einen Neubau des Parkhauses. Dieses soll künftig unterirdisch verlaufen, oberirdisch will die Messe ein Hochhaus bauen, in dem ein Hotel Platz hat, ein Restaurant, Wohnungen, Büroräume. 

Zwei Entwürfe hat die Messe weiterverfolgt, einen der Stararchitekten Herzog & de Meuron (HdM), einen aus dem Büro Morger Dettli. Beide Firmen konnten sich bereits teilweise auf dem Messeplatz verwirklichen. HdM mit der neuen Messehalle, Meinrad Morger von Morger Dettli hat gemeinsam mit seinem ehemaligen Partner Heinrich Degelo den bestehenden Messeturm entworfen.

Ein Hochhaus, das auf einem oberirdischen Parking ansetzt und vom Architekturbüro Buchner Bründler skizziert wurde, flog dagegen aus dem Rennen. Favorit dürfte HdM sein, von dessen Erstprojekt die Vorgaben der weiteren Planung stammen. Allerdings sei es auch möglich, betont René Kamm, CEO der Messe, dass nochmals ein neuer Architekturwettbewerb ausgeschrieben wird, schliesslich handle es sich bei den bisherigen Entwürfen um eine Testplanung.

Nicht weiter verfolgter Entwurf von Buchner Bründler




Flog aus dem Rennen: Entwurf von Buchner Bründler mit oberirdischem Parking und Hochhausfront.

Anhand der beiden Hochhauspläne soll der Bebauungsplan für das Gebiet abgeändert werden. Dazu braucht es allerdings einen Grossratsbeschluss. Bevor das Parking unter die Erde verlegt werden darf, muss zudem eine Umweltverträglichkeits- und Verkehrsprüfung positiv ausfallen.

Kamm erklärt den Sinneswandel so: «Damals brauchten wir dringend die neue Halle, wenn wir das Parkhaus integriert hätten, hätte sich der Bau verzögert.» Nun sei die Lage entspannter, sagt Kamm. Man könne sich die nötige Zeit nehmen, alles sorgfältig zu prüfen. «Damals musste es halt schnell gehen.»

Er sieht im Neubau eine «Chance für die Stadt». Für die Messe selber sei nicht so wichtig, ob die Parkplätze unter- oder oberirdisch liegen, doch «städtebaulich bietet ein Neubau ein riesiges Potential». Kamm versteht den geplanten Neubau auch als Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in der Stadt.

Visualisierung des Projekts von Morger Dettli

Erinnert an den neuen Rocheturm: Entwurf von Morger Dettli.

Die Eckpunkte des Hochhauses von Morger Dettli:

  • Im Erdgeschoss befinden sich alle öffentlich zugänglichen Räume. Dazu zählt die Hotellobby, ein Restaurant, Kongresssäle, dazu Quartiernutzungen in der Art einer Mediathek oder eines Designmuseums.
  • Das Dach des Sockelbaus soll begrünt und als «Gartenlounge» genutzt werden können. 
  • Oberhalb der Sockelbaus sollen Büros untergebracht werden. Von der Messe vorgeschriebene Fläche für Büros: 16’000 bis 18’000 Quadratmeter. Darüber kommt das Hotel, das eine Mischung aus Fünfstern-Executive-Zimmern und einem günstigeren Dreisternhotel sein muss. 
  • Zuoberst, wo sich der Turm zunehmend verjüngt, sollen Wohnungen gebaut werden. Vorgeschriebene Fläche: 12’000 bis 18’000 Quadratmeter.

Das involvierte Baudepartement erhofft sich vom neuen Turm eine «Belebung des Messeplatzes», so Jürg Degen, Leiter des Planungsamts. Offenbar funktioniert die von Herzog & de Meuron als Treffpunkt gedachte «City Lounge», jener Platz unter dem kreisrunden Loch der neuen Halle, nicht wie gewünscht. Der Platz ist ausserhalb der Messen kaum bevölkert. Eine Bedingung der Behörden lautete zudem, die Rosentalanlage nicht anzutasten.

Die Baukosten veranschlagt Kamm in einer groben Schätzung auf 250 Millionen Franken. Die Messe Basel will dafür Investoren gewinnen. Läuft alles nach Plan, sollen Hochhaus und Parking 2020 eröffnet werden. Scheitert das Projekt am Widerstand aus der Politik, lautet der Plan B, das Parkhaus aus schmucklosem Beton zu sanieren, wo nötig. 

Entwurf von Herzog & de Meuron

Belebung des Quartiers versprochen: Innenhof des HdM-Projekts.

Die Eckpunkte des HdM-Projekts:

  • Im Sockelbau sollen ein Café, das Foyer des Hotels sowie Quartierläden und eine Kindertagesstätte unterkommen. Angeordnet sind die Räume um einen öffentlich zugänglichen Innenhof.
  • Eine Ebene weiter oben könnten Konferenzsäle, ein Restaurant und eine Bar gebaut werden.
  • Darüber sind nochmals Büros und das vorgegebene Dreistern/Fünfstern-Hotel vorgesehen.
  • In den vier unterschiedlich grossen Türmen schliesslich würden Wohnungen untergebracht.

Um die Linke zu bezirzen und möglichen Widerstand aus der Bevölkerung zu entkräften, sind im Erdgeschoss des Hochhauses 1000 Quadratmeter «Quartiernutzung» vorgesehen, was auch immer das heissen mag. An eine Mediathek oder ein Designmuseum dachten die Planer von Morger Dettli, HdM will zum Beispiel eine Kindertagesstätte unterbringen. 

Fassade des Morger Dettli-Hochhauses.

Mehr Informationen zum Entwicklungsstand und den einzelnen Projekten hat die Messe auf ihrer Website bereitgestellt. In der Halle 5, unterhalb des Parkhauses, werden Pläne, noch mehr Visualisierungen und Modelle in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert.

Artikelgeschichte

Änderung um 20.20 Uhr: In der ursprünglichen Version stand, der Basler Messeturm sei von Morger & Dettli entworfen worden. Er wurde aber von Morger & Degelo entworfen.

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