Die Militanten warteten bis ganz zum Schluss

Nach einem friedlichen Protestmarsch griffen militante Demonstranten beim Claraplatz die Polizei an. Diese reagierte mit Gummischrot und Tränengas.

In vorderster Reihe liefen viele vermummte Teilnehmer mit. Dort starteten später die Agressionen. (Bild: Alexander Preobrajenski )

Nach einem friedlichen Protestmarsch griffen militante Demonstranten beim Claraplatz die Polizei an. Diese reagierte mit Gummischrot und Tränengas.

Die bewilligte Demonstration gegen die OSZE-Konferenz am Freitagabend blieb lange friedlich. Kurz vor acht Uhr erreichten die rund 500 Demonstrierenden den Claraplatz. Bis hier hatte der Kanton den Umzug bewilligt und eine Reihe Polizisten riegelte den Weg zum Messeplatz ab. Über Lautsprecher bedankten sich ein Organisator bei den Demonstranten für ihr Kommen und setzte damit den offiziellen Schlusspunkt.

Die Sprechchöre verstummten und für einen kurzen Moment wurde es ruhig auf dem Claraplatz, dann flogen die ersten Knallpetarden in Richtung Polizei. Diese verhielt sich bemerkenswert defensiv und zeigte trotz anhaltenden Provokationen vorerst keine Reaktion.

Bis dahin blieb es friedlich

Doch das Ziel der Provokateure war klar, sie wollten eine Eskalation und bewarfen die Einsatzkräfte so lange mit Feuerwerkskörpern und Flaschen, bis diese schliesslich reagierten. Die Polizisten rückten auf den Platz vor und schossen Gummischrot und Reizstoff.

In kurzer Zeit war der Claraplatz im Ausnahmezustand, Reizstoff wehte über den Platz und Dutzende Einsatzwagen rückten aus den Seitenstrassen vor – die rund 50 Randalierer hatten ihr Ziel erreicht. Und die Dutzenden von Fotografen und Kameraleuten hatten ihre erhofften Motive. Solche Szenen hat es in Basel seit Langem nicht mehr gegeben.

Zuvor waren die Demonstranten während einer Stunde friedlich vom Bahnhof durch die Innenstadt gezogen und hatten gegen die OSZE demonstriert. Bis auf einige Schmierereien kam es dabei zu keinen nennenswerten Zwischenfällen, und die Polizei blieb kaum sichtbar im Hintergrund.

Weitere Ausschreitungen 

Unter den Teilnehmern befanden sich neben vermummten Jugendlichen auch zahlreiche ältere Menschen. Begleitet wurde der Umzug von zahlreichen Journalisten und Kameraleuten.

Vorderster Mann des Umzugs war BastA!-Grossrat Urs Müller. Er hatte die Bewilligung für die Demonstration eingeholt und bezeichnete sich selber als «Mann des Dialogs zwischen der Polizei und den Demonstrierenden». Am Ende wurde er von den Petarden übertönt.

Nachdem die Polizei den Claraplatz geräumt hatte, setzten die Militanten ihre Randale im Bereich Theodorskirchplatz fort. Die Polizei hielt sich auch dort zurück und setzte vereinzelt Gummischrot und Reizstoff ein. Am Ende versammelten sich die verbliebenen Demonstranten rund um das «Hirscheneck», wo sich die Situation schliesslich beruhigte. Über Verletzte oder Verhaftete gibt es bisher keine Angaben.

Angekündigt war die Demonstration mit dem Titel «OSZE Angreifen». Angegriffen wurden am Ende einzig die Polizisten, von denen die meisten aus der Ostschweiz und Bern für den OSZE-Einsatz nach Basel gereist waren. Nach dem Abschluss von heute Abend dürften sie Basel in seltsamer Erinnerung behalten. 

Das sagt die Polizei

«Rund 500 Personen sind während der bewilligten Kundgebung am Freitagabend über die vereinbarte Route vom De-Wette-Park zum Claraplatz gezogen. Einige Kundgebungsteilnehmer begannen nach dem Ende der Kundgebung auf dem Claraplatz die anwesenden Polizisten mit brennenden Leuchtpetarden und anderen Gegenständen zu bewerfen. Gleichzeitig wurden durch Kundgebungsteilnehmer Abfallcontainer angezündet und gegen die bereitstehenden Polizisten geschoben. Daraufhin setzte die Polizei Gummischrot ein. Die Kundgebungsteilnehmer bewegten sich anschliessend in kleineren Gruppen durch das Kleinbasel. Dabei kam es auf dem Theodorskirchplatz und in der Rheingasse zu wiederholten Scharmützeln zwischen den Demonstranten und der Polizei. Die Polizei musste mehrere Male Gummischrot und Reizstoff einsetzen. Nach 22.30 Uhr lösten sich die einzelnen Gruppen auf. 19 Personen wurden durch die Polizei kontrolliert und im Verlauf der Nacht wieder aus der Kontrolle entlassen. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt hat ein Ermittlungsverfahren eröffnet.»

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