Die Murg, Goethe und die heilige Idda

Der Duft der Ostschweiz: Frauenfeld lädt zum Eintauchen in Gewässer, Gourmet-Tempel und unberührte Weiten.

Kirche Fischingen

Der Duft der Ostschweiz: Frauenfeld lädt zum Eintauchen in Gewässer, Gourmet-Tempel und unberührte Weiten.

Ach, der Thurgau. Irgendwie ist dieser Fleck Land, dieser Apfelkanton, so weit weg. So undurchdringbar. Wenn wir doch mal hinkommen, können wir eintauchen: In klare Gewässer und Kultur, kulinarische Perlen und unberührte Weite. Dann riechen wir ihn wieder, den unwiderstehlichen Duft der Ostschweiz. Und als städtisches Zentrum auf dem Land darf natürlich Frauenfeld nicht fehlen.

Den leichtesten Einstieg findet man über den Wochenmarkt mit frischem Fisch. Danach gehts durch die Altstadtgassen vorbei an der sehenswerten katholischen Stadtkirche St. Nikolaus, rüber zum Buchladen von Marianne Sax, die nicht nur mit ihrer Buchauswahl, sondern auch mit ihrem Kampf für die Buchpreisbindung zu einer Thurgauer Bekanntheit wurde.

Zum Mittagessen verschlägt es uns zum herzlichen Wirtepaar Concetta und Pino Napoli, die in ihrem Restaurant Barbarossa die beste Pizza Frauenfelds backen.

Verkosten oder Brauen – Hauptsache Bier

Wenn das Wetter mitspielt, darf ein Spaziergang dem kleinen, aber stolzen Flüsschen Murg entlang nicht fehlen. Es durchfliesst Frauenfeld hinter dem Bahnhof, und wer seinem Lauf folgt, kann die unberührten Seiten des Städtchens entdecken. Ritter- statt Naturpfaden kann man im Schloss Frauenfeld nachgehen, wo sich 800 Jahre Geschichte bestaunen lassen. Nach einem kleinen Aufstieg auf unebenen Treppenstufen erfreut man sich an der Aussicht über die ganze Stadt.

Oder man holt sich seine Indoor-Erlebnisse im Naturhistorischen Museum, das schon mehrere Preise erhalten hat – unter anderem wurde es 2012 als einziges Museum der Schweiz für den Europäischen Museumspreis nominiert. Wen das ein bisschen trocken dünkt, der geht am besten ins Brauhaus Sternen: Entweder zur Bierverkostung oder zum Braukurs, je nach Lust und Durst.

Ein Loch im Sarkophag

Den elegantesten Ausklang des Tages bietet das geschichtsträchtige Restaurant Goldenes Kreuz. Hier soll 1779 Johann Wolfgang von Goethe gespeist haben. Heute ist das ehrwürdige Haus ein Gault-Millau-Tempel, von dem verwöhnte Städter nur träumen können. Wer nach einem Sieben-Gänge-Menü halbtot ins Bett fallen will, dem bietet das «Goldene Kreuz» einfache, aber feine Zimmer an.

Ist aber der Ausgangs-Hunger geweckt, dann lockt das Cinema Luna, eine Perle des Arthouse-Kinos, das sich seit über 20 Jahren erfolgreich behauptet. Wer lieber hört statt schaut, geht für Konzerte in die Kulturbeiz Eisenwerk.

Zu lange sollten Sie aber nicht feiern, denn tags darauf gehts in der Umgebung weiter. Zum Beispiel im Kloster Fischingen, das nicht nur bekannt ist für einen Skandal um missbrauchte Kinder, sondern auch für vorzügliche Konzertreihen. Vielleicht werden Sie sogar geheilt: Im Sarkophag der heiligen Idda aus dem Jahr 1496 befindet sich nämlich ein Loch, in das die Pilger ihre wundgelaufenen Füsse halten.

Nächster Artikel