Die neue Bescheidenheit

Die grossen Pläne für den Kleinhüninger Hafen haben die einen begeistert und die anderen empört. Nun geben sich die Hafenleitung und die Regierung plötzlich betont bescheiden im Hinblick auf den nächsten Planungsschritt.

Ein Projekt für 180 Millionen: Das bisherige Hafenbecken soll unter der Autobahnbahnbrücke verlängert werden und in das neue Hafenbecken 3 münden. Parallel dazu wird der neue Terminal gebaut (orange). (Bild: BS)

Die grossen Pläne für den Kleinhüninger Hafen haben die einen begeistert und die anderen empört. Nun geben sich die Hafenleitung und die Regierung plötzlich betont bescheiden im Hinblick auf den nächsten Planungsschritt.

Früher äusserten sich Regierungsrat und Hafenleitung noch begeistert über die Pläne für das Hafengebiet. «Schöner wohnen – das geht fast nicht», sagte zum Beispiel Volkswirtschaftsdirektor Christoph Brutschin noch vor eineinhalb Jahren.

Die Medien zitierten solche Aussagen selbstverständlich gerne und  fanden auch schon bald einen einprägsamen Begriff für das gesamte Projekt: «Rheinhattan». Basel – ebenso grossartig wie New York. Oder zumindest wie Frankfurt «Mainhattan».

Im auch nicht immer so bescheidenen Basel waren einige natürlich begeistert von der Vorstellung einer neuen Klybeckinsel mit dem Basler Manhattan darauf und einer neuen Häuserzeile gegenüber am Land, im jetzigen Hafengebiet. Es gab allerdings auch ganz andere Stimmen, kritische und bitterböse auch. Einzelne Betriebe im Hafen wehrten sich gegen ihre Verlegung in die Nähe des neuen Hafenbeckens.

Der Naturschutz protestierte wegen der «ökologisch wertvollen Planzen- und Tierwelt» gegen den Bau eines dritten Hafenbeckens mit anliegendem Bahnterminal. Anwohner aus dem Klybeck und Kleinhünigen äusserten Bedenken wegen steigender Mieten und neben Freiraumaktivisten kamen ihnen auch linke Politiker zu Hilfe. Rheinhattan sei zu gross, zu chic. Nichts für normale Menschen. Die würden von der so genannten Aufwertung bald aus dem gesamten Gebiet vertrieben.

Hafenbecken und Terminal für 180 Millonen Franken

Regierung und Hafenleitung haben nun ganz offensichtlich die Konsequenzen aus der Kritik gezogen. Entsprechend häufig sprachen sie am Montagmorgen bei der Präsentation der weiteren Planung von der Bedeutung eines möglichst intensiven Dialoges mit der Bevölkerung und einer möglichst guten Kommunikation (darum auch die neue Internetseite mit allen wichtigen Informationen über das Projekt) .

Und von Sachzwängen: der Containerschifffahrt, bei der alles immer grösser wird: die Schiffe, die Container, die Häfen. Ansteuern könnten die Ungetüme nur noch die allergrössten Häfen, jenen in Rotterdam zum Beispiel, der weiter ausgebaut wird. Noch mehr Güter werden darum bald auch den Rhein hochgeschippert. Und darum müssen die Schweizer Rheinhäfen in Basel ab 2015 ausbauen.

Geplant ist ein neues Hafenbecken mit Bahnterminal für den Weitertransport auf der Schiene für insgesamt rund 180 Millionen Franken. In diesem Bereich könnten auch die Hafenbetriebe neu angesiedelt werden, womit es vorne am Rhein Platz gäbe für eine «neue Entwicklung von Klybeckquai/Westquainsel als dichtem urbanen Stadtteil». Das Wort «Rheinhattan» nehmen die Planer in ihrer neuen Bescheidenheit nicht mehr in den Mund. Dafür sagen sie Sachen wie: «Der Hafen ist der Treiber der gesamten Entwicklung» (Christoph Brutschin).

Parlament spricht ein erstes Mal mit

Entsprechend bescheiden soll es nun auch erst einmal weitergehen. Mit den Vorarbeiten für den Entwicklungsplan. Darin sollen folgende drei grundlegende Fragen geklärt werden: Wie genau soll der Hafen erweitert und die Hafenbahn verlegt werden? Wie kann die Bevölkerung in die Planung miteinbezogen werden? Was ist städtebaulich möglich, was bringt die neue Überbauung mit einem Mix aus Wohnungen, Büros, Läden und Ausgehlokalen finanziell? Wie wirkt sich das Projekt in sozialer Hinsicht auf das gesamte Gebiet aus?

Wenn der Grosse Rat einverstanden ist, werden den Planern 1,4 Millionen Franken zur Verfügung stehen, um Antworten darauf zu finden.

Um das konkrete Projekt wird es im Parlament erst in einem zweiten Schritt gehen. Bei dieser Gelegenheit werden die Politiker wohl noch grundsätzlicher werden – bei der Frage, wie viel Bescheidenheit in Basel Nord tatsächlich nötig sei. Und bis zu welchem Punkt das Projekt tatsächlich noch grossartig ist.

Im Güterverkehr werden Container als Transportbehälter immer wichtiger. In immer grösseren Mengen kommen solche von den Hochseeschiffen über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen auf dem Rheinweg in die Schweiz. In 15 bis 20 Jahren sollen es doppelt so viele sein wie heute. Nicht nur, weil Container grundsätzlich immer wichtigere Gütertransportbehälter darstellen, sondern auch, weil insbesondere der Hafen Rotterdam seine Kapazitäten ausbaut und dabei eine klare Verlagerungsstrategie auf Binnenschiff und Bahn verfolgt.

Der Kleinhüninger Hafen stösst bei dieser Entwicklung mit seiner Umschlagskapazität von maximal 130’000 Containern im Jahr an seine Grenzen. Zusammen mit der Bahn planen die Schweizerischen Rheinhäfen deshalb Massnahmen, damit die Güterströme auch in Zukunft über Basel als Eingangstor zur Schweiz abgewickelt werden können.

Zentraler Bestandteil davon ist der Containerterminal Basel Nord. In diesem Terminal können die eingeführten Container direkt von Schiff auf Bahn oder Lastwagen verladen werden. Mit einem dritten Hafenbecken soll der Schiffsanschluss zum Terminal hergestellt werden. Die Kosten für das Hafenbecken und den Terminal belaufen sich laut Rheinhafendirektor Hans-Peter Hadorn auf rund 180 Millionen Franken.

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