Die plötzlich hemmungslosen Architekten

Architekten in Basel gelten als verschwiegenes Grüppchen. Doch bei der Abstimmung über den Central Park Basel ist alles anders.

Als Architekt zweifelt man nur still und leise an seinen Berufskollegen. Eigentlich. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Architekten in Basel gelten als verschwiegenes Grüppchen. Doch bei der Abstimmung über den Central Park Basel ist alles anders.

In Basel sind die Architekten gerne unter sich. Man kennt sich, ist nett zueinander. Kaum je würde ein Architekt in der Öffentlichkeit ein schlechtes Wort über einen Berufskollegen verlieren. Man kann als Architekt noch so Zweifel an einer Arbeit der Überväter Herzog & de Meuron oder Roger Diener haben, öffentlich sagen würde man das nicht. Denn ein Jacques Herzog oder Roger Diener könnte einmal in einer Jury sitzen und über ein Projekt urteilen, das man realisieren will.

Als Basler Architekt zweifelt man deshalb bevorzugt still an der Arbeit anderer Architekten. Ein Berufskodex, der aber offensichtlich nur bei den renommierteren Architekten zur Anwendung gelangt. Und zu diesen zählt der wenig bekannte Landschaftsarchitekt Donald Jacob, der das Projekt Central Park entworfen hat, nicht.

Visionen gefährdet

Die Abstimmung über den Central Park Basel, das einen Park über den Gleisen beim Bahnhof SBB will, bringt denn auch Aussergewöhnliches zu Tage. Plötzlich werden die sonst so stillen Schaffer richtig laut und mischen sich in den Abstimmungskampf ein. Dabei lassen die Architekten ausnahmsweise sämtliche Hemmungen fallen.

So bezeichnete Christoph Gantenbein, der zusammen mit seinem Partner Emanuel Christ momentan den Erweiterungsbau des Kunstmuseums realisiert, das Projekt gegenüber der «bz Basel» als «Furz-Idee». Weitere Architekten taten es ihm in der «Basler Zeitung» gleich, wenn diese sich auch etwas gewählter ausdrückten (Artikel online nicht verfügbar). Zum Beispiel Fortunat Dettli, der mit Meinrad Morger den Claraturm bauen will: «Der Bahnhof will eine ständige Um- und Weiterbaustelle für den öffentlichen Verkehr sein. Der Central Park Basel hingegen verbetoniert diese Möglichkeiten», schrieb er. Ausserdem seien die Kosten sureal hoch und das Projekt aus kulturhistorischer Sicht falsch.

Gegenüber der TagesWoche begründet Architekt Christoph Gantenbein, der auch im Komitee gegen den Central Park sitzt, seinen Ärger über das Projekt so: «Als Architekt fühle ich mich einfach veräppelt, wenn jemand mit grossen Worten etwas verspricht, das nicht realisierbar ist.» Er verteidigt die vehemente Kritik von Seiten seiner Berufskollegen: «Es ist nicht zuletzt auch der Ärger von Personen, die sich seit Jahren für diese Stadt engagieren und ihre raumplanerischen Visionen gefährdet sehen.»

Herzog & de Meuron vom Central Park betroffen

Nichts anzufangen weiss auch Jacques Herzog mit dem Projekt des Landschaftsarchitekten Donald Jacob. Für ihn ist der Central Park «Schlangenfängerei» und eine «Fehlplanung».

Die Kritik von Jacques Herzog überrascht nicht, zumal er indirekt vom Central Park betroffen wäre. Sein Büro plant im Auftrag der SBB ein rund 150 Millionen teures Projekt namens «Stapelvolumen» beim Südpark. Der Neubau soll bis 2018/2019 realisiert werden und Wohnungen, Büros und Läden beinhalten. In den Untergeschossen möchten die SBB zudem eine neue zentrale Logistikanlieferung einrichten.

Beat Jans, SP-Nationalrat und Mitglied des Initiativkomitees Central Park Basel, findet die Kritik von Herzog problematisch und kann diese nicht nachvollziehen. Er sagt: «Der Central Park würde das Projekt von Herzog & de Meuron doch aufwerten.»

Es sei sehr schade, dass sich ausgerechnet Jacques Herzog in die Abstimmung einmische. «Gerade Herzog & de Meuron tragen mit ihren vielen markanten Bauten, wie dem Messezentrum oder dem sich im Bau befindlichen Roche-Turm, sehr zur Verdichtung dieser Stadt bei», so Jans. Er habe nichts gegen Verdichtung, aber es brauche als Ausgleich auch Grünraum.

«Und solange Herr Herzog nichts zum Thema Grünraum in dieser Stadt zu bieten hat, was bis jetzt der Fall ist, interessiert mich sein Urteil über das Projekt Central Park nicht». Dies gelte auch für alle anderen «Herren», die keine Alternative für mehr Grünfläche in der Stadt zu bieten hätten.

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