Die schlauen Menschen von Buus

Unsere Vorurteile waren alle unbegründet – die Menschen von Buus sind ganz anders als die gängigen Klischees. Nur von den Wahlen scheinen sich die Buusner nicht allzu viel zu erwarten. «Wir sind halt weit weg von Liestal», sagt der Gemeindeverwalter.

Die TagesWoche unterwegs – heute in Buus. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Unsere Vorurteile waren alle unbegründet – die Menschen von Buus sind ganz anders als die gängigen Klischees. Nur von den Wahlen scheinen sich die Buusner nicht allzu viel zu erwarten. «Wir sind halt weit weg von Liestal», sagt der Gemeindeverwalter.

Buus? Was ist denn das?

Solche Reaktionen hört der Buusner immer wieder (ja Buusner, so heisst er und nicht etwa Buuser oder so ähnlich). Und dann, wenn das Geografische geklärt ist (Oberes Baselbiet, Fricktal schon fast), fängt es mit den Vorurteilen erst an. Sicher recht hinterwäldnerisch dieses Buus, ein typisches SVP-Nest halt, engstirnig und nur auf sich bezogen.

Alles ganz falsch, sagt Gemeindeverwalter Beat Sägesser (56), der in Sissach aufgewachsen ist, inzwischen aber seit 26 Jahren in Buus arbeitet und selbstverständlich auch SVP-Mitglied ist (das gehört sich so in Buus).

Offen und schlau

Die Buusner sind offen, sie sind schlau und vor allem «schnurren» sie nicht so viel rum wie andere in der Politik, sagt er. Die Buusner handeln, immer schon. Auch über die Gemeindegrenzen hinweg. Der Abfallverbund mit den Fricktaler Gemeinden war damals bei der Einführung noch eine kleine Sensation, die die Behörden in Liestal und Aarau erst nach  längerem Hin und Her genehmigten. Aber damit bluffen, würde Sägesser natürlich nie. «Wir wissen, dass wir gut sind. Darum müssen wir es nicht immer noch in der Zeitung lesen», um mir gleich darauf lachend zu versichern, nein, nein, meine Anwesenheit sei schon recht.

In dem Fall: nächste Frage. Inwiefern ist Buus sonst noch innovativ?

Antwort: mit seinem Verwaltungsmodell. Sehr fortschrittlich, wegweisend vielleicht sogar. Hemmiken lässt sich nämlich von Buus aus verwalten. Es sind zwei Gemeinden, die zusammen passen und nun ein klein bisschen zusammengewachsen sind. Ganz anders als die beiden Basel, die nie und nimmer zusammengehören, davon ist Sägesser überzeugt, auch wenn ein paar Stürmisieche schon wieder versuchen, die beiden Kantone zusammenzubringen.

Sollen doch alle herumfantasieren

Sollen sie doch, sagt Sägesser. Er interessiert nicht für solchen Unsinn. Sondern nur für konkrete Sachen. Buus zum Beispiel. Dieses Dorf, das alles hat. Gemeindeverwaltung, Mehrzweckhalle, Schulhaus, Werkhof, Feuerwehrmagazin, Restaurants, ein Laden, alles da. Auch die Höfe werden in dem traditionellen Bauern- und Handwerkerdorf noch immer betrieben – über 20 an der Zahl. Und warum? Weil die Buusner eben frühzeitig vorgesorgt haben mit der Güterregulierung in den 60er Jahren – viel früher als die Bauern in vielen anderen Gemeinden, wie der alte Gemeindepräsident Hugo Brodbeck erzählt, dem wir ebenfalls einen Besuch abstatten.

Ja, ja, die Buusner sind halt schon clever – wie Sägesser gesagt hat. Immer vernünftig gehaushaltet, immer wieder ein bisschen investiert, die Steuern nie allzu tief gesenkt.

Und wie bitte passt das zur heutigen SVP-Politik?

Tja, sagt Brodbeck. SVP bedeutet in Buus eben Liebe zur Heimat und zu den Menschen, die hier leben. Zur Buusner SVP habe schon immer auch die Offenheit gegenüber Andersdenken gehört.

Was hält er denn von der harten SVP-Politiker nach Zürcher Art?

Mit einer sturen bis rechthaberischen Art könne er nichts anfangen, sagt Brodbeck. Und auch Sägesser äussert sich ähnlich. Klare Haltungen sind schon gut, sagt er, aber reden müsse man schon miteinander. Offen Reden, ohne gegenseitige Vorurteile.

Gibt es Hoffnung?

Bleibt noch die Frage, was sich die offenen SVPler erhoffen von der möglicherweise richtungweisenden Wahl vom 3. März, was sie vom Kanton erwarten.

Wenig amtlicher vorgegebener Leerlauf, sagt Sägesser. Weniger Reformen, die kaum durchgeführt, schon von der nächsten abgelöst werden. Weniger Papierkram, weniger Statistiken, die in den Gemeinden mühsam zusammengetragen werden müssen, obwohl sie mit Ausnahme der Statistiker in Liestal und allenfalls Bern keinen Menschen interessieren.

Oder anders gesagt: einen grösseren Handlungsspielraum für die Gemeinden, welche die eine oder andere Aufgabe möglicherweise sehr viel besser erledigen könnten, als das der Kanton bis jetzt macht.

Für Buus ist Liestal relativ weit weg, sagt Sägesser. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so.

PS: Selbstverständlich haben wir in Buus auch den Buusner SVP-Kandidaten Thomas Weber getroffen. Er hat einige interessanten Äusserungen gemacht – zu Gemeindefusionen, zur geforderten Fusion mit Basel, zur verschwurbelten Sprache der aktuellen Regierung, zum fehlenden Humor im Regierungsgebäude. Aber davon später mehr. Zuerst mache ich mich auf die Suche nach dem sagenumworbenen Buusner Wein, der einer der besten sein soll in der ganzen Region.

PPS: Auch ein paar Linke soll es hier geben. Aber um sie werde ich mich wohl erst morgen kümmern. Denn irgendwie scheint mir hier der Wein die grössere Rolle zu spielen als die linke Politik. Zum Wohl!

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