Die sieben von der Baustelle

Der neu zusammengesetzte Basler Regierungsrat präsentiert sich auf dem offiziellen Gruppenfoto auf einer Baustelle. Ein Bild mit Symbolcharakter?

Der neue Regierungsrat im Rohbau des Biozentrums.

(Bild: Ursula Sprecher und Andi Cortellini)

Der neu zusammengesetzte Basler Regierungsrat präsentiert sich auf dem offiziellen Gruppenfoto auf einer Baustelle. Ein Bild mit Symbolcharakter?



Der neue Regierungsrat in der Biozentrum-Baustelle.

Der neue Regierungsrat im Rohbau des Biozentrums. (Bild: Ursula Sprecher und Andi Cortellini)

Ich habe nie so richtig verstanden, warum die Staatsschreiberinnen oder der Kanzler, wie auch immer die Exekutiv-Sekretärinnen oder -Sekretäre bezeichnet werden, stets mit auf den Regierungsfotos sind. Beim neuen offiziellen Foto des Basler Regierungsrats kann man aber froh darum sein: Staatsschreiberin Barbara Schüpbach-Guggenbühl ist die Einzige, die einen locker-gelösten Eindruck hinterlässt.

Die wirklich Regierenden scheinen alle die symbolhafte Last auf ihren Schultern zu tragen, die der Ort des Fototermins ausstrahlt. Ja, wahrscheinlich bewusst ausstrahlen soll. 

Die Regierung auf der Prestige-Baustelle

Wir befinden uns auf der Baustelle des neuen Basler Biozentrums, des Prestigebaus schlechthin für den Life-Sciences-Standort Basel. Ein Projekt, das viele Hundert Millionen Franken kostet und von beiden Basler Kantonen getragen wird. Es ist ein Riesenprojekt, was schon der Fotoausschnitt deutlich zeigt. Denn die Menschen darauf vermögen den Raum nicht wirklich zu füllen.

Nun aber zu den einzelnen Magistratinnen und Magistraten:

  • Freudiger Stolz ist der Ausdruck von Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels. Hier kann er richtig wichtig und nach Herzenslust bauen lassen an einem Projekt, das ganz und gar unumstritten ist, was bei seinem Ressort ja nicht immer der Fall ist.
     
  • Neben ihm und gänzlich in der Mitte der Gruppe will Finanzdirektorin Eva Herzog beweisen, dass sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden beziehungsweise auf der Treppenstufe steht. Sie hat die investierten Millionen freigeschaufelt. Und sie wird die Millionen an Steuergeldern einkassieren, welche die prosperierenden Life Sciences dereinst generieren werden. Wenn nur nicht diese vermaledeite Abstimmung zur USR III wäre.
     
  • Über ihr bemüht sich auch Christoph Brutschin, Vorsteher des Wirtschafts- und Sozialdepartements, um ein Lächeln. Er hat auch gut lächeln, denn das Biozentrum ist schliesslich Wirtschaftsförderung pur – auch wenn es ohne Mühen aus seinem eigenen Departement möglich wurde.
     
  • Dass Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr nicht lächelt, könnte den Grund darin haben, dass sein Departement rein gar nichts mit dem Prestigeprojekt zu tun hat. Und er auch sonst nicht so oft mit Prestigeangelegenheiten an die Öffentlichkeit treten kann, was ihm vielleicht während dieses Foto-Shootings bewusst wurde.
     
  • Auf der obersten Stufe zumindest auf dem Foto hat sich der neue Erziehungsdirektor Conradin Cramer installiert. Das Biozentrum gehört als Institut der Universität auch ein bisschen in sein Ressort. Aber sein etwas verkrampftes Lächeln deutet darauf hin, dass er sich bewusst ist, dass der Uni-Mitträgerkanton Baselland zwar Gelder an den Bau bezahlt hat, für den späteren Betrieb aber den Geldhahn zudrehen möchte.
     
  • Die Stelle als Hinterster in der Gruppe hätte wohl auch gerne Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger eingenommen. Aber aus irgendwelchen Gründen wurde er in die vorderste oder zweitvorderste Reihe gedrängt. Biozentrum ist ja gut und recht, scheint er sich zu denken. Aber was ist mit den Spitälern mit den ganz normalen Patienten? Und wie kann ich verhindern, dass ich die Treppe runterfalle?
     
  • An der Spitze und schon etwas magistral tritt Elisabeth Ackermann als neue Regierungspräsidentin auf. Ihre ernsthafte Lockerheit wirkt aber noch ein bisschen gestellt. Der Körper in Dreiviertel-Position sei besser als ganz frontal, hat man ihr bei der Stilberatung wahrscheinlich gesagt. Wenn man sich ihre Kollegin und ihre Kollegen anguckt, muss man sagen: ein guter Ratschlag.

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