Die Skaterszene auf dem Land soll wieder leben

Sandro Meier hat seine verlorene Liebe zum Skaten wiederentdeckt. Nun will er die Szene im Baselbiet aus dem Reich der Toten holen – mit einem Skatepark, ausgerechnet im Oberbaselbiet. Das Wichtigste hätte er bereits: einen Platz. Doch die Hürden sind hoch.

Sandro Meier beim Skaten in Sissach: Statt irgendwo auf Plätzen sollen sich die Skateboarder in einem neuen Skatepark sammeln.

(Bild: Verein Skatepark Sissach)

Sandro Meier hat seine verlorene Liebe zum Skaten wiederentdeckt. Nun will er die Szene im Baselbiet aus dem Reich der Toten holen – mit einem Skatepark, ausgerechnet im Oberbaselbiet. Das Wichtigste hätte er bereits: einen Platz. Doch die Hürden sind hoch.

«Die Sissacher Skater-Szene ist tot.» Der das sagt, heisst Sandro Meier, und er hat Recht. Zwar gibt es durchaus noch einzelne Skater, etwa ihn selbst. Doch im Vergleich dazu, was einst nicht nur im urbanen Raum, sondern auf Landschäftler Plätzen, Trottoirs und Strassen abging, sei das heute, mit Verlaub, recht armselig, meint er.

Das will er ändern. In Sissach, mit «stairs» und «ramps», mit «ledges» und «rails» – mit einem richtigen Skaterpark also. Dazu soll es Workshops für den Nachwuchs geben, vielleicht sogar «space» für das lokale Kulturschaffen.

Über Facebook hatte Meier Anfang Sommer seine Fühler ausgestreckt. Die Resonanz war beträchtlich, besonders von Eltern, die ihre Kinder gern auf den rollenden Brettern oder Inline-Skates sähen.

Vor einem knappen Monat gründete er schliesslich den Verein «Skatepark Sissach», der heute rund 20 Mitglieder hat. Ein Like von Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Isaac Reber beflügelte Meiers Hoffnung, das Ding zu realisieren. Und noch einen hat er im Boot: Paul Heuberger, Erbauer von Skateparks weltweit. Paul, so Sandro, sei eine lebende Legende.

Ein sechsstelliger Betrag wird fällig

Doch bis dahin ist es noch ein steiniger Weg, das ist sich Meier bewusst. Es braucht Investoren mit Geld, viel Geld, einen niedrigen, sechsstelligen Betrag auf jeden Fall. Zuerst braucht es aber einen Platz. Mit diesem, weiss Meier, stehe und falle alles. Gibt es keinen Treffpunkt, wird die Sissacher Skaterszene kein Revival erleben.

Als Meier am Donnerstag angeboten wurde, einen Platz – Genaueres will er noch nicht bekanntgeben – zu mieten, war er sofort Feuer und Flamme. «Meine Freude war unglaublich gross.»

Kommende Woche trifft er sich mit dem Vermieter, der scheinbar der Kanton selbst ist, danach macht er sich an einen Finanzierungsplan und auf Investorensuche. Zwei mögliche Standorte hat Meier bereits besichtigt: hinter dem Sissacher Feuerwehrmagazin und unter der Autobahnbrücke Richtung Itingen. Bevor die Würfel allerdings nicht gefallen seien, hält er sich bedeckt: «Das ging schneller als erwartet. Jetzt können wir so richtig loslegen.» 



Irgendwas zwischen urban und ländlich: Der zweite Standort unter der Autobahnbrücke in Itingen.

Irgendwas zwischen urban und ländlich: Ein möglicher Standort unter der Autobahnbrücke in Itingen. (Bild: Verein Skatepark Sissach)

Die wiederentdeckte Liebe

Sandro Meier, 30, Seitenscheitel, entdeckte seine Liebe zum Skaten mit 14. Es ging nicht nur darum, Tricks zu lernen, cool zu sein oder eine Beschäftigung zu haben. «Es war immer mehr als ein Hobby», sagt er. Das Skaten war für ihn ein Hort der Freundschaft. Und eine Lebensschule. «Ohne das Skaten wäre ich heute nicht der, der ich bin.» 

Meier ist kein Profi auf dem Board, andere, das weiss er, skaten bedeutend besser als er. Aber menschlich habe ihn das Skaten geprägt wie nichts anderes. Er erzählt von den vielen Verletzungen, dem endlosen Hinfallen und wieder Aufstehen. «Ich lernte, für etwas mit Hingabe zu kämpfen», sagt er. Meier lernte zu beissen, lernte Ehrgeiz, Selbstvertrauen. Skater, sagt er, seien entgegen der gängigen Meinung Träger von Werten wie Anstand und Toleranz. 

Zehn Jahre lang stand Sandro Meier kaum auf seinem Board. Bis er im vergangenen Mai einen alten Weggefährten zufällig beim Üben entdeckte. Er entstaubte sein Brett, und eine Gänsehaut überkam ihn, als er erstmals wieder darauf stand.

Seither skatet er wieder täglich. Und vielleicht gibt es schon bald einen neuen Platz für ihn und Gleichgesinnte. Die Details werden in den kommenden Tagen ausgehandelt. Dann muss nur noch das Geld zusammenkommen.



Ein möglicher Standort: Im Industriegebiet der Oberbaselbieter Gemeinde Sissach.

Ein anderer möglicher Standort – im Industriegebiet von Sissach. (Bild: Verein Skatepark Sissach)

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