Die Velostadt bewegt sich doch!

Im Frühling erstellte die TagesWoche-Community eine interaktive Karte mit mittlerweile 150 kritischen Stellen für Velofahrer in Basel. Seither hat sich einiges getan, aber noch mehr bleibt zu tun.

Gefährliches Nadelöhr für Velofahrer: Die Güterstrasse im Gundeli.

(Bild: Michael Würtenberg)

Ein velofreundliches Basel ist das Ziel von Baudirektor Hans-Peter Wessels. Die Arbeit wird ihm so schnell nicht ausgehen.

«Vorsicht, Velofallen!» titelte die TagesWoche am 11. Mai. Zuvor hatten wir unsere Community eingeladen, die kritischen Stellen für Velofahrer in und um Basel auf einer Karte von Google Maps einzutragen. Die Karte wurde bis heute rund 40 000-mal aufgerufen, rund 150 kritische Stellen wurden eingetragen. Gefährliche Kreisel, zu enge Fahrbahnen, fehlende Velostreifen und -wege. Die Liste ist so lang wie vielfältig. Der Fall ist klar: Basel muss mehr für die Velofahrer tun, stimmten 92 Prozent der Community-Mitglieder in der gleichzeitig geführten Wochendebatte.

Ein bunter Mix von Problemen

Seit dem Frühjahr sammelt auch die Verkehrskommission der Neutralen Quartiervereine kritische Punkte für Velofahrer. Die entstandene Liste, in die auch die Karte der TagesWoche-Community eingeflossen ist, enthalte «einen bunten Mix und reicht von kleineren Problemen bis hin zu echten ­Gefahrenzonen», sagt Claude Wyler, Präsident der Kommission. Am 6. September soll sie an Bau- und Verkehrs­direktor Hans-Peter Wessels übergeben werden.

Das baselstädtische Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) versprach, die rund 150 aktuell in der Karte verzeichneten Stellen zu prüfen und, wo sinnvoll und möglich, unbürokratisch für Linderung zu sorgen. Die Büro­kratie gibt es natürlich trotzdem: «Weil zahlreiche Ämter und Stellen involviert sind, geht das nicht von heute auf ­morgen», erklärt BVD-Sprecherin Jasmin Fürstenberger. Der Prozess sei noch im Gang.

Trotzdem kann sie einen ganzen Strauss von Verbesserungen aufzählen, die in der jüngeren Vergangenheit erzielt wurden. Dazu gehören bauliche Massnahmen wie ein neuer Velostreifen respektive -weg in der Gellert­strasse und der Anschluss des Hexenwegleins zur St. Jakobs-Strasse.

Auch in neue Veloabstellplätze wurde investiert. Neue Anlagen gibt es in der Rosentalstrasse, bei der Messe und beim Bachgraben. Dazu kommen neue Abstellplätze, wie etwa am Wettsteinplatz, im Theodors- und im Leonhardsgraben. Ein weiteres Ziel ist die bessere Erschliessung bestehender Abstell­plätze – wie jene am Badischen Bahnhof, die neu auch erlaubter­massen von der Maulbeerstrasse her erreichbar sind.

Politischer Auftrag

Ein velofreundliches Basel sei nicht nur das Ziel des BVD, sondern auch der politische Auftrag, den es vom Parlament habe, erklärt Fürstenberger. Viel Anlass, sich bevorzugt zu fühlen, haben die Velofahrer allerdings nicht. Ein Beispiel dafür ist die Baustelle an der Schifflände, wo die Tramschienen erneuert werden. Zu diesem Zweck wurde der Verkehr über die Vorfahrt des «Trois Rois» geleitet. Allerdings nur in eine Richtung. Wer vorschriftsmässig vom Totentanz zur Mittleren Brücke will, muss am unteren Ende des Marktplatzes vorbei durch die Eisengasse. Wer die naheliegende, aber verbotene Abkürzung vor dem «Trois Rois» durch nimmt, riskiert eine Busse.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass unter Baudirektor Hans-Peter Wessels einige Unannehmlichkeiten für Velofahrer beseitigt wurden, wie das aufgehobene Fahrverbot von der Messe über den Claraplatz durch die Greifengasse zur Mittleren Brücke. Von dort an sieht es für Radler aber so trist aus wie eh und je. Ob man je durch die Eisengasse zum Marktplatz und von dort zum Barfi wird radeln dürfen, steht in den Sternen.

BVD-Sprecherin Fürstenberger hält dagegen, dass bereits über 480 der rund 660 Einbahnstrassen in Basel für den Velogegenverkehr geöffnet sind. Neu dazugekommen sind die Hammerstrasse zwischen Clara- und Feldbergstrasse, die Friedrichstrasse sowie der Herrengrabenweg. Weitere seien in Planung.

Rechts­abbiegen bei Rot?

Indirekte Linksabbieger wie jener bei der Voltamatte und erleichtertes Rechtsabbiegen wie bei der Markthallenbrücke sind noch selten. In anderen Ländern ist Velofahrern das Rechtsabbiegen bei roter Ampel grundsätzlich erlaubt. «Dazu gibt es einen ­Pilotversuch des Bundes», sagt Fürstenberger. Basel möchte sich daran beteiligen. Und: «Es sieht gut aus.»

Das freie Rechtsabbiegen wäre nicht nur ein Novum, auf das viele Velofahrer warten. Es würde auch jene legalisieren, denen die Geduld füs Warten fehlt und sich heute nicht an die Verkehrsregel halten.


Karte Velofallen in der Region Basel in einer grösseren Ansicht.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 31.08.12

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