Die verletzte Baselbieter Seele

Die Grundsatzdebatte zur Uni zeigt die neue Diskussionskultur zwischen Stadt und Land. Ein Lagebericht.

Sind die 80-Millionen-Finanzhilfe Almosen an Baselland?

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Grundsatzdebatte zur Uni zeigt die neue Diskussionskultur zwischen Stadt und Land. Ein Lagebericht.

Ein giftiger Ton hat sich im Landrat eingenistet, wenn es um Basel-Stadt geht. Das zeigte sich an der Uni-Debatte am Donnerstag.

Zum Beispiel, als FDP-Mann Marc Schinzel passend zum Thema Universität eine einminütige Passage auf Latein vorlas. Rasch schob er die deutsche Übersetzung nach, «damit man es auch in Basel versteht».

Schinzels Aussage, angelehnt an den römischen Senator Cato Senex, der seinerzeit gerne Karthago zerstört hätte, ging so: «Ausserdem verlange ich, dass der herausragende Finanzierungsbeitrag, den Baselland für unsere Universität leistet, mit grösster Dankbarkeit gepriesen wird.»* 

Millionär und armer Schlucker

Was Schinzel damit zu verstehen gibt: Ihr in Basel gebt uns keine Wertschätzung, das verletzt uns. Und wir sind keine dummen Bauern, wir sprechen Latein.

Der Ton zwischen Liestal und Basel verschärft sich gerade. Das liegt an der nach wie vor asymmetrischen Finanzlage der beiden Halbkantone.

SVP-Landrat Hans Jürgen Ringgenberg erklärte es so: «Wenn man gemeinsam etwas anschaffen will – der eine ist Millionär, der andere vielleicht ein armer Schlucker – dann muss man sich genau darüber unterhalten, wer wie viel zahlt.»

Almosen fürs Land?

Der Deal, mit dem sich die Halbkantone verpflichteten, das Restdefizit der Uni 50:50 aufzuteilen, sei der «schlimmste Entscheid der letzten zehn Jahre» gewesen, so Ringgenberg.

Zur 80-Millionen-Finanzhilfe sagte er: «In der Stadt meinen alle, wir hätten Almosen bekommen.» Die Leute fänden deshalb, «es wäre schön, wenn Baselland auch mal etwas zahlt».

Wie verletzt die Baselbieter Seele ist, zeigte sich auch an einer Aussage der Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP). Sie zielte auf ihre Kollegen aus der Stadt, die das Regierungsratsfoto auf der Treppe des unfertigen Biozentrums gemacht hatten. «Wir haben diese Treppe übrigens zur Hälfte mitfinanziert», rief sie in Erinnerung. Die Bürgerlichen klopften zustimmend auf ihre Pulte.

Grosse Show der Bürgerlichen

Die Bürgerlichen auf dem Land verfolgen bei ihrem Lärmen ein klares Ziel: Sie wollen ihren Regierungsräten Anton Lauber (CVP) und Monica Gschwind in den Verhandlungen um Uni- und Kulturvertrag den Rücken stärken.

Deshalb bringen sie die Maximalforderungen aufs Tapet – die Kostenaufteilung 65:35 – und veranstalten eine Show, bei der die Sachlichkeit oft verloren geht. Das Getöse schafft eine feindselige Stimmung zwischen den Halbkantonen.

Denn der Landrat ist nicht nur Spiegel der aktuellen Gemütslage, er setzt auch den Ton für den künftigen Umgang der Baselbieter und Basel-Städter.

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Für die studierten Lateiner sei Schinzels Aussage hier im Original wiedergegeben: «Ceterum censeo excellentem partem pecuniariam Basiliae ruris pro universitate nostro traditam summa cum gratia praedicandam esse.» (Disclaimer von Schinzel: von LateinlehrerInnen nicht auf sprachliche Perfektion geprüft).

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