Die Zeche bezahlen die Arbeiter

Die griechische Regierung wird nicht müde, Steuersündern den Kampf anzusagen. Während aber Arbeiter, Angestellte und Rentner vom Fiskus von Jahr zu Jahr stärker zur Kasse gebeten werden, zahlen die griechischen Selbständigen immer weniger Steuern.

Protesters shout slogans in front of the parliament during a rally against the visit of the German Finance Minister Wolfgang Schaeuble in Athens July 18, 2013. Greeks should stop lobbying for more debt relief, Schaeuble said on a visit to Athens on Thursd (Bild: JOHN KOLESIDIS)

Die griechische Regierung wird nicht müde, Steuersündern den Kampf anzusagen. Aber die Erfolge sind bisher bescheiden. Während Arbeiter, Angestellte und Rentner vom Fiskus von Jahr zu Jahr stärker zur Kasse gebeten werden, zahlen die griechischen Selbständigen immer weniger Steuern.

Die Steuerhinterziehung ist eine der Ursachen der griechischen Schuldenkrise, die das Land Anfang 2010 an den Rand des Staatsbankrotts brachte. Nur mit internationalen Hilfskrediten kann sich das Land über Wasser halten. Ausgezahlt wurden bisher knapp 201 Milliarden Euro.

Auf der Liste der Reformaufgaben, die Griechenland auf Druck der Troika umsetzen muss, stehen der Umbau der Steuerverwaltung und der Kampf gegen die Steuerhinterziehung ganz oben. Ein neues Steuergesetz sollte einen Erfolg bringen und die Leute mit tiefen Jahreseinkommen schonen. Aber die jetzt veröffentlichten Daten zum Steueraufkommen 2012 zeigen, wie wenig dabei bisher erreicht wurde.

Steuerhinterziehung nimmt zu

Die Steuerhinterziehung wird nicht weniger, sie nimmt sogar zu. Die Zeche zahlen jene, die ihre Einkommen nicht verstecken können: die 4,8 Millionen griechischen Rentner, Angestellten und Arbeiter.

Die jetzt publizierten Daten betreffen die 2012 verschickten Steuerbescheide, beziehen sich also auf die Einkommen des Jahres 2011. Danach ist das Durchschnittseinkommen der abhängig Beschäftigten und der Rentner wegen der Krise gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent zurückgegangen, nämlich von 17’928 auf 14’640 Euro. Trotz gesunkener Einkommen führte diese Gruppe jedoch 52 Prozent mehr Steuern an den Fiskus ab als im Vorjahr. Die Gründe: Steuerhöhungen für kleine und mittlere Einkommen, gestrichene Freibeträge.

Selbstständige leben unter Armutsschwelle – gemäss Steuererklärung

Die griechischen Selbständigen leisten dagegen einen immer kleineren Beitrag zum Steueraufkommen. Sie meldeten einen Rückgang ihrer Durchschnittseinkommen von 32’313 auf 19’880 Euro, was einem Minus von 38,5 Prozent entspricht. Die durchschnittliche Steuerbelastung fiel um 17,7 Prozent von 4’378 auf 3’603 Euro.

Glaubt man den Steuererklärungen, lebt die Mehrheit der griechischen Selbständigen unter der Armutsschwelle: Sechs von zehn deklarierten 2012 Einkommen von weniger als 500 Euro im Monat. Dass die Wirklichkeit eine andere ist, weiss jeder, der schon einmal die Dienste eines griechischen Arztes, Rechtsanwalts oder Handwerkers in Anspruch genommen hat. Die meisten dieser Selbstständigen rücken Quittungen, wenn überhaupt, nur widerwillig heraus.

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