Dino Crivelli

Alle Jahre wieder, wenn die Krankenkassen-Prämienerhöhungen bekannt gegeben werden, wechseln Heerscharen von versicherten zu einem anderen Anbieter. Dino Crivelli von der Group Mutuel, der Kasse mit dem grössten Zuwachs in basel, bereitet sich auf den Ansturm vor.

Vertrauen. Darum gehe es im Verkauf, sagt Dino Crivelli, nicht um Preise. «Das ist auch beim Coiffeur so. Die Damen bleiben ihm ja auch nicht wegen des Preises treu, sondern weil er eine Vertrauensperson ist, dem sie sich anvertrauen und der ihnen zuhört.»

Nun aber ist der 42-jährige Crivelli, Spross einer Basler Coiffeur-Dynastie und selber ehemaliger Figaro, seit sieben Jahren in einem Geschäftsfeld unterwegs, von dem man annehmen könnte, dass der Preis das marktbestimmende Element sei. Er ist Verkaufsleiter Basel der Groupe Mutuel, deren Agentur gerade umgezogen ist. Und jetzt stellt er sich auf jene Zeit ein, in welcher im Krankenversicherungsgeschäft über die Hälfte aller Vertragsabschlüsse erzielt wird: Nach Bekanntwerden der Prämien für das kommende Jahr fangen die Schweizer an, sich um ihre Versicherung zu kümmern.

Die Krankenversicherer der Groupe Mutuel mit Walliser Wurzeln haben dabei in Basel seit 2007 die Zahl ihrer Versicherten von 35 000 auf 70 000 verdoppelt. Für Crivelli und die drei Agenturmitarbeiterinnen gilt seit August ein Ferienverbot. «Sie würden sich wundern, was hier im November los sein wird», lacht Crivelli im brandneuen, noch weitgehend leeren Agentursitz in der St. Alban-Anlage 46. Bei den Besuchern handle es sich nicht um die reinen Billigprämien-Jäger. Die klickten sich ihre Police mittels Internet-Vergleichsdienst selber zusammen, und diese Anträge würden bei den grossen Kassen von den zentralen Diensten bearbeitet.

In der Agentur erwarten die Leute dagegen eine Beratung. «Denn auch wenn die Grundversicherung bei jedem Versicherer die gleichen Leistungen umfasst: Der Service kann sich gehörig unterscheiden.» Vor ­allem aber lasse sich mit einer exakt auf die eigenen Lebensumstände angepassten Gestaltung von Franchise und Arztmodell häufig weit mehr sparen als mit der vermeintlich preiswertesten Prämie.

Gefordert ist Crivelli jetzt aber vor allem mit dem Tag der offenen Tür am 18. Oktober. Denn der routinemässige Ansturm der wechselwilligen Versicherten fällt bei mässigen Prämienerhöhungen wie in diesem Jahr tendenziell geringer aus.