Drei St. Galler ziehen aus, um die Schweizer das Feiern zu lehren: analog, entschleunigt, fern von den grossen Massen. Ihr Projekt «Tour de Disque» präsentiert sich als eine Mischung aus Velorennen, Open-Air-Konzert und fahrender Bar. Sie machen auch in Basel halt.
Am Anfang von «Tour de Disque» stand ein Gedanke: Was macht eigentlich eine gute Party aus? Niklaus Reichle, der gelegentlich als DJ unterwegs ist, machte sich genau diese Frage zum Startpunkt für ein neues Projekt. «Die Leute vergessen manchmal, dass es zum Feiern nicht viel braucht. Gute Leute, Musik, etwas zu trinken. Dazu muss man nicht ständig in die Clubs rennen, den Exzess zu zelebrieren.» Denn um was es ja primär gehe, sei das Zusammenkommen.
In seiner Freizeit kauft Reichle alte Plattenspieler in Brockis oder an Flohmärkten und verkauft diese unter seinem Label «Tourne le Disque» weiter. Dies brachte ihn auf die Idee, mit seiner Plattensammlung und seinem Abspielgerät eine Tour durch die Schweiz zu machen. Denn, was braucht es mehr als ein paar Alben im Gepäck und eine gute Beiz, wo man auflegen kann?
Gemeinschaft und Genuss im Fokus
Die Idee war also geboren. Manuel Bärlocher, der gelegentlich mit Niklaus Reichle gemeinsam auflegt, war sofort mit von der Partie. «Wir kommen an einen Ort hin und bringen unseren Plattenspieler und die Musik. Wir haben keine Verstärker dabei, das heisst, die Musik ist dann halt so laut, wie sie ist. Weil es zu unserem analogen Ansatz gut passt, haben wir uns entschieden, die Strecke mit dem Velo zurückzulegen.» Das macht «Tour de Disque» als Gesamtkonzept stimmig. Passend zum Retro-Velotenue ist auch die Musik gewählt: 50ies- und 60ies-Garagen-Rock, Punk und Funk.
Letztes Jahr noch zu zweit, sind sie dieses Jahr schon zu dritt. Im Sommer 2014 verlief die Route von St. Gallen via Luzern und Basel nach Konstanz. Beflügelt vom Erfolg haben sie die Route für diesen Sommer ausgebaut und holten sich ihren eigenen Cocktail-Spezialisten mit ins Team: Philipp Grob ist erfahrener Barkeeper. Früher stand er in der «Tankstell Bar» St. Gallen hinter dem Tresen, heute ist er für die Getränke im berüchtigten (weil illegalen) «Millionaire’s Club» verantwortlich.
Die Rezepte von Grobs Drinks sind Eigenkreationen. Ihm liegt es am Herzen, den Leuten etwas zu bieten, das sie geniessen können. Er ist übrigens auch der Einzige im Trio, der sich auf diese Tour de Force vorbereitet. Seit zwei Monaten ist er in St. Gallen als Velokurier unterwegs, der Kondition zuliebe.
Niklaus Reichle möchte «Toure de Disque» aber nicht als reine Partyreihe verstehen. Es ist für ihn auch ein soziales Projekt. Die Reise mit dem Velo stellt einerseits die Entschleunigung des Alltags in den Mittelpunkt. Auf der anderen Seite steht die Neugierde darauf, was sie am Ankunftsort erwartet. «Wir kommunizieren dem Veranstalter, wie viele Personen ungefähr am Abend teilnehmen werden. Entsprechend berechnet unser Barmann die Rezepte für seine Drinks und teilt sie im Voraus mit. In welchem Rahmen wir empfangen werden, überlassen wir den Barbesitzern.»
Diese unbekannte Komponente ist es, was das Ganze zu einer Art Experiment werden lässt. Ihre Reise wird die drei an alle möglichen Plätze führen. Zum Beispiel in eine alte Siebdruckerei in Bern oder in einen Skatepark in Schaffhausen. «Eine gute Idee funktioniert praktisch überall. Das möchten wir den Leuten gern zeigen.» In der Hoffnung, dass mehr Leute ihre eigenen Projekte starten.
Am 2. Juli fiel der Startschuss in Genf. Tagsüber fahren sie über den brennend heissen Asphalt, abends stehen sie hinter den Plattentellern respektive der Bar. Halt macht «Tour de Disque» auch dieses Jahr wieder in Basel. Wer es letztes Jahr verpasst hat, hat die Chance diese Lücke zu füllen.
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Am Mittwoch, 8. Juli, sind «Tour de Disque» in Basel ab 18 Uhr an der Landestelle (Uferstrasse, Kleinhüningen) anzutreffen.