Dubai – eine Stadt mit Mut zu Widersprüchen

Wüste, künstliche Inseln und eine Skihalle – in den Vereinigten Arabischen Emiraten existieren islamische Tradition und moderner Kapitalismus Seite an Seite. Und mit den Regeln nimmt man es nicht so genau.

Dubai

(Bild: Sibylle Schürch)

Wüste, künstliche Inseln und eine Skihalle – in den Vereinigten Arabischen Emiraten existieren islamische Tradition und moderner Kapitalismus Seite an Seite. Und mit den Regeln nimmt man es nicht so genau.

Was tut eine Gruppe Schweizer in Dubai? Sie geht Ski fahren. Und zwar in einer Halle, wo neben der Piste Heizstrahler stehen, damit man nicht friert, während man eine heisse Schoggi trinkt.




Auch das geht in Dubai: Skifahren in der Halle.

Spannend aber machen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) andere Dinge. So ist das politische Konzept wie auch dessen Umsetzung höchst interessant. Die VAE gelten als das fortschrittlichste Land der Region.

Die VAE sind ein freiwilliger Zusammenschluss von kleinen Emiraten zu einem Staat mit Verfassung, die sich eine Woche nach ihrer Gründung 1971 den Vereinten Nationen anschlossen. Das politische Konzept der Regierung zielt auf Modernisierung und gleichzeitig Stärkung der regionalen und islamischen Tradition.

In der Entwicklung des politischen Systems gibt es Parallelen zur Schweiz: die Macht wird zwischen Bund und Föderationsmitgliedern geteilt, wobei die Einflussnahme den alten Traditionen folgend im direkten Gespräch von Stammesvertretern mit den Herrschern gelebt wird.

Gross, goldig, laut

Dubai bietet alles, was der Kapitalismus hervorgebracht hat. Gross, goldig, laut. Zwei sechsspurige Autobahnen dem Meer entlang, daran kleben Hochhäuser, zweigeschossige Shops und Strände. Die Stadt ist eine grosse Baustelle. Man kann die Entstehung von Bauwerken in all ihren verschiedenen Stadien verfolgen.

Auto und Autobahn sind wichtig. Das Auto ist ein Kühlschrank, besonders wichtig in den Hitzemonaten April bis Oktober. Das Autofahren ist ein Vergnügen: Schilder mit Tempolimiten dienen nur als Deko, Überholen ist eine Kunstform. Auch ist die Autobahn nicht den Autos vorbehalten. Immer wieder begegnen einem auch Fussgänger und Velofahrer.

Um auch mal aus dem Auto rauszukommen, empfiehlt sich der Besuch in einem der Wolkenkratzer, um sich einen Überblick zu verschaffen. Shopping in einer dekadenten Kulisse bietet «The Mall of the Emirates». Und wer abschalten will, verbringt ein paar unbeschwerte Stunden bei einem Spaziergang am langen Strand.

Stinkende Palmen im Meer

Nicht entgehen lassen sollte man sich die Wüste. Bloss eine Stunde Autofahrt weg vom Zentrum, erlebt man den Zauber der Dünen, das Licht, die vielen Spuren kleiner Tiere im Sand.



Dubai

Wüstenzauber nur unweit der Stadt. (Bild: Sibylle Schürch)

Noch interessanter ist das alte Dubai – zum Beispiel das Viertel Bur Dubai, wo es einen Souk, Lehmhäuser mit Windtürmen und das historische Dubai Museum gibt – sowie das Beobachten und Studieren des Lebens in einer Stadt, in der ein moderner Islam auf westliche Gepflogenheiten stösst.

Umweltschutz scheint dabei kaum Thema zu sein, weder beim Bauen noch im Alltag. Akute Probleme werden mit technischen Lösungen wegorganisiert. Die künstliche Insel The Palm Jumeira stört die Wasserzirkulation, was Algenbildung und Gestank nach sich zog. Man reagierte mit Drainagen und anderen baulichen Massnahmen, um die Touristen vom üblen Geruch zu befreien. Das Problem selber, ein gestörtes Gleichgewicht im Meer, bleibt ungelöst.

Oder man baut eine Feriensiedlung wie das al Maha Desert Resort mitten in die Wüste, stellt vor jede Villa einen privaten Pool und vermarktet das Ganze unter dem Öko-Label.

Die Regeln und das Leben

Auch soziale Themen lassen die Touristin ihre Stirn runzeln. Denn auch wenn hier eine multikulturelle Gesellschaft weitgehend konfliktfrei zusammenlebt, gibt es doch Dinge, die aus westlicher Sicht befremden.

So werden Vergewaltigungen nach der Scharia beurteilt. Das heisst: Kann die Tat nicht hieb- und stichfest bewiesen werden, droht der Frau eine Verurteilung wegen ausserehelichem Sex. Unverheiratete Paare dürfen nicht zusammenwohnen. Homosexualität ist strafbar und kann mit dem Tod geahndet werden. Eine aktive Verfolgung von Schwulen gibt es allerdings nicht.



Dubai

Schultern und Knie zeigen ist zu vermeiden, verlangt das Schild. Besonders ernst genommen wird das aber nicht. (Bild: Sibylle Schürch)

Überhaupt gibt es die Regeln und das Leben. So finden sich vor öffentlichen Gebäuden Tafeln mit Hinweisen zur Körperbedeckung, doch sieht man in der Stadt mehr tiefe Ausschnitte als an einem Samstagabend in Basel.

In Dubai lebt man augenscheinlich gut mit der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wer in diese Welt eintauchen will, sollte schon vor der Abreise versuchen Kontakte mit dort Lebenden zu knüpfen und ein Treffen planen.

Dubai versetzt die Touristin in Staunen. Was auf den ersten Blick wie eine oberflächliche, kulturlose, kapitalistische Übertreibung aussieht, ist bei genauem Hinsehen ein staatlich getriebenes, liberales, soziales, religiöses und städtebauliches Projekt mit dem Mut zu Widersprüchen.

  • Anflug
    Swiss und Emirates fliegen ab Zürich nonstop in 6 Stunden. Besser tagsüber fliegen, für eine Nacht sind 6 Stunden zu kurz.
  • Übernachten
    Hotels für alle Bedürfnisse. Besonders viele Luxushotels in Hochhäusern, aber auch kleine malerische Herbergen.
  • Saison
    Im Winter – also ungefähr von November bis März – sind die Temperaturen erträglich. In der übrigen Zeit ist es so heiss, dass man sich kaum draussen aufhält und der Strand zum Brutofen wird.
  • Essen
    Viele Einwanderer haben ihre Kochkünste mitgebracht. Arabische Köstlichkeiten, aber auch die indische, sri-lankische oder pakistanische Küche sind sehr zu empfehlen.
  • Wüstentour
    Unzählige Anbieter, wir empfehlen diesen hier oder diesen da.
  • Einkaufen
    Mall of the Emirates

 




 

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